50 Die Seekarte wird digital
Darüber hinaus informieren kombinierte
Seekarten- und Eigenschiffsbewegungs
daten über die Annäherung an ein Schiff
fahrtshindernis. In das System eingege
bene Informationen zum Tiefgang des
eigenen Schiffes kombiniert mit Echolot
daten und den Seekarteninformationen
können vor zu geringer Wassertiefe
warnen. ECDIS wird zu einem Geodaten-
informationssystem an Bord der Schiffe.
Es ist langfristig ein wichtiger Baustein auf
dem Weg zum autonomen Fahren.
Mit ECDIS hat sich die Navigation grundle
gend geändert. Auch wenn die Grundidee
von ECDIS mit dem Konzept eines Naviga
tionssystems auf der Straße vergleichbar
ist, bietet das moderne ECDIS sehr viel
mehr Funktionen. Vereinfacht gesprochen
ist es ein Navigationssystem, das den
aktuellen Wetterbericht und den Bericht
zur „Verkehrslage“ in Echtzeit mit Warn
meldungen über Gefahrenlagen und mit
Informationen überden aktuellen Zustand
des „Verkehrsweges“ kombiniert.
16 Jahre nach der ersten Zulassung eines
ECDIS, am 16. September 2015, fanden
im BSH, an dem Ort, an dem die weltweit
erste ECDIS zugelassen wurde, Präsenta
tionen und Workshops des weltweit ersten
„World ECDIS Day“ statt - unterstützt
unter anderem von der IHO. Rund
300 Teilnehmer diskutierten über die
Bedeutung und Weiterentwicklung von
ECDIS und E-Navigation für die Schifffahrt.
2015 fuhr erstmals die Mehrheit der rund
60000 Schiffe, die unter das SOLAS-Über-
einkommen fallen, mit ECDIS. Die Techno
logie ist in der Schifffahrt akzeptiert; auch
Schiffe, die noch nicht ausrüstungspflichtig
sind, setzen sie ein.
AIS ergänzt die Daten
Das Funksystem AIS ergänzt ECDIS. Die
Information über andere Schiffe, unter
anderem deren Name, IMO-Nummer,
Reiseziel, Kurs, Geschwindigkeit, gegebe
nenfalls auch Auskünfte über gefährliche
Ladung verbessert die Sicherheit und die
Lenkung des Schiffsverkehrs. 2001 ließ
das Labor des BSH, das für die Prüfung
von Navigations- und Funkausrüstung
zuständig ist, als weltweit erstes Prüflabor
ein AIS-Bordsystem als Prototypen zu.
2002 erkannte die US-Coast Guard das
Labor des BSH als Prüflabor für AIS und
Schiffsdatenschreiber (Voyage Data
Recorder - VDR) an. Im gleichen Jahr ließ
das BSH das erste in Serie gebaute AIS
zu.
Die Leistungsanforderungen an ein AIS hat
die IMO definiert. Über AIS können sich
Küstenstaaten über Schiffe und deren
Ladung informieren. Es ist ein Hilfsmittel
für die landseitige Überwachung und
Lenkung des Verkehrs (Vessel Traffic
Service - VTS). Das System kommuniziert
zum Beispiel die Rufnummer des mobilen
Seefunkdienstes (Maritime Mobile Service
Identity - MMSI) zur Kennzeichnung einer
See- oder Küstenfunkstelle im weltweiten
Seenot- und Sicherheitsfunksystem
(Global Maritime Distress and Safety
System - GMDSS) und das Funkrufzei
chen. Das System unterstützt Planungen
und Entscheidungen an Bord, unabhängig
davon, ob ein Schiff in Sichtweite fährt
oder die Radarwellenausbreitung durch
Verdeckungen oder Abschattungen
unterbrochen wird.
Seit Juli 2002 mussten zunächst alle
Schiffsneubauten mit AIS-Bordsystemen
ausgerüstet sein. Danach wurde die
Ausrüstungspflicht auch für ältere Schiffe