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Beobachten + Vorhersagen
Messungen durchgeführt, sowie Wasser-, Schweb
stoff- und Sedimentproben entnommen werden. Die
Proben werden in den Laboren des BSH und des
IOW und zum Teil an Bord auf Nährstoffe, gelösten
Sauerstoff, Radionuklide, Schwermetalle und orga
nische Schadstoffe untersucht.
Die schiffsgestützte Überwachung wird durch Mes
sungen des automatisierten Marinen Umweltüber-
wachungs-Messnetzes In Nord- und Ostsee (MAR-
NET) ergänzt. Zur Interpretation und Bewertung der
Verteilung der Nähr- und Schadstoffe Im Meer sind
der jeweilige ozeanographische Zustand und die
Dynamik des Meeres von Bedeutung. Dafür werden
physikalische Parameter wie Strömung, Seegang,
Salzgehalt und Temperatur bestimmt.
Die Beobachtungen der Umweltüberwachung des
BSH finden sich unter www.bsh.de und In den
aktuellen Meeresumweltberichten des BSH
(MURSYS), In die auch Ergebnisse anderer Einrich
tungen einfließen.
Oberflächentemperaturen und Salzgehalt
2005 war mit einem Jahresmittel der Oberflächen
temperatur von 10,5°C das achtwärmste Jahr der
Nordsee Im Beobachtungszeltraum 1968 bis 2005.
Die Daten zeigen zwischen 1988 und Februar 2005
die längste und intensivste Warmphase seit 130 Jah
ren. Die bereits In den vorangegangenen Wintern in
der Nordsee beobachteten ungewöhnlich warmen
Herbstmonate traten 2005 erneut auf und zeigten
nach Angaben der Biologischen Anstalt Helgoland
bereits Auswirkungen auf das Plankton der Nordsee.
Das Zooplankton bleibt bei wärmeren Temperaturen
im Winter in größeren Mengen vorhanden. Durch den
größeren Nahrungsbedarf des Zooplanktons wird
Phytoplankton so stark weggefressen, dass Im Früh
jahr die Phytoplanktonblüte erst später elnsetzen
kann. Auch in der Artenzusammensetzung werden
Auswirkungen beobachtet. So werden häufiger neue
wärmeliebende Arten angetroffen.
In der zentralen Deutschen Bucht trat das winterliche
Temperaturminimum Ende Februar/Anfang März mit
Temperaturen um 3°C auf. Der saisonale Temperatur
anstieg setzte bereits Im März ein und erreichte Im
Juli das Jahresmaximum. Der atlantische Einfluss auf
die Nordsee - messbar an der Ausbreitung der 35er-
Isohallne In der nördlichen und zentralen Nordsee -
war im Jahr 2005 deutlich ausgeprägt: Im Sommer
2005 zeigte sich in Oberflächennähe die typische
Salzgehaltsverteilung, mit dem Einstrom von salzhal
tigerem atlantischen Wassers am nordwestlichen
Rand und dem Ausstrom salzärmeren Wassers mit
dem Baltischen Ausstrom und dem Norwegischen
Küstenstrom. Der Einstrom salzreicheren Wassers
durch den Englischen Kanal blieb auch in diesem
Jahr schwach.
Die Süßwasserzuflüsse In die Deutsche Bucht näher
ten sich im Jahr 2005 - nach den extrem niedrigen
Abflussmengen im Jahr 2004 - wieder dem Normal
wert. Die Jahresabflussmenge der Elbe, gemessen
am Pegel Neu-Darchau (WSA Lauenburg/ARGE
Elbe) betrug 21 km 3 /a, das langjährige Jahresmittel
beträgt 22 km 3 /a.
Die Wasseroberflächentemperaturen der zentralen
Ostsee waren im Winter 2005 durch höhere Januar-
Werte charakterisiert, die sich bis März den langjähri
gen Mittelwerten (1990-2004) anglichen. Bezüglich
der Wassertemperaturen war der Juli der wärmste
Monat des Jahres, was bereits In der ersten Julihälfte
zu einer intensiven Cyanobakterienblüte führte. Das
Monatsmittel der Oberflächentemperatur lag Im Juli
in der zentralen Ostsee ca. 2°C über dem langjähri
gen Mittelwert und kehrte bis zum August auf einen
Wert knapp unter dem langjährigen Mittel zurück.
Wie auch in der Nordsee, waren die Herbstmonate
wärmer als Im langjährigen Mittel.