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Berichte des BSH
Für den Erhalt der täglichen Berichtserstattung
während der Eissaison wurden die Bilder der ent
lang der Küste vorhandenen Webcams sowie
Wetterverhältnisse und Meldungen der benach
barten Stationen ausgewertet.
Für die Beschreibung und Klassifizierung eines
Eiswinters werden lückenlose Datensätze benö
tigt. Nach der im Eisdienst erarbeiteten Metho
dik, die unten beschrieben wird, kann man das
Datum des ersten und des letzten Eisauftretens
in einem Bereich bestimmen und die zuneh
mende oder abnehmende Eisdicke berechnen.
Diese Methode wird im Eisdienst seit mehreren
Jahren für die Berechnung der fehlenden Eis
dicken genutzt, besonders gut funktioniert sie in
abgeschlossenen Gewässern. Der Bedeckungs
grad oder die Topographie des Eises kann nicht
bestimmt werden.
Die theoretisch gewonnenen Daten sind keine
exakten Angaben und daher als Orientierungs
werte zu betrachten. Für die geschlossenen
(Stettiner Haff, Dänische Wiek, Vierendehlrinne)
und halboffenen (Greifswalder Bodden, Unter-
warnow) Bereiche wird der Fehler für die Ein
trittsdaten auf ±5 Tage geschätzt. Die Standard
abweichung bei den berechneten Eisdicken
beträgt ±3 cm bei ungestörtem Wachstum z. B.
im Stettiner Haff und ±10 cm in offeneren Berei
chen, z. B. im Fahrwasserabschnitt Palmer Ort -
Freesendorfer Haken.
Abhängigkeit der Eisdickenzunahme von der
Kältesumme (KS)
Diese Untersuchungen wurden im Rahmen eines
studentischen Praktikums von T. Düskau (Univer
sität Marburg) durchgeführt. Ziel der Studie war
es, ein Verfahren zur prognostischen Vorhersage
der Eisdicke und zur Einschätzung des Verei
sungsbeginn in verschiedenen Bereichen der
deutschen Ostseeküste zu finden bzw. zu aktua
lisieren.
Die Eisbildung tritt bekanntlich dann ein, wenn
das Wasser bis zum Gefrierpunkt abgekühlt wird.
Theoretisch kann die Eisdicke von der Gleichung,
die den Wärmestrom durch das Eis beschreibt,
abgeleitet werden. Bei der mathematischen
Berechnung der Eisbildung und des Eiswachs
tums wird die Stefan-Methode (Wurzel-Gesetz)
benutzt. Stefan hat bereits 1891 (Pounder, 1965)
gezeigt, dass die Eisdickenzunahme im Wesentli
chen von dem Wurzelwert der Kältesumme (KS,
Summe der negativen Tagesmittel der Lufttem
peratur) abhängt. Für dünnes Eis (bis 10 cm)
addition to weather conditions and reports from
neighbouring stations.
Description and classification of an ice winter
requires uninterrupted data sets. Based on the
methodology developed by the Ice Service and
described below, it is possible to determine the
date of the first and the last occurrence of ice in a
given area and to calculate the increasing or
decreasing ice thickness. The Ice Service has
been using this method for several years for cal
culating missing ice thickness data; it works par
ticularly well in secluded waters. It is not suitable
for determining the ice concentration or the
topography of the ice.
Theoretically obtained data is not exact and
therefore must be regarded only as orientation
values. For the closed (Szczecin Lagoon,
Dänische Wiek, Vierendehlrinne) and semi-open
(Bight of Greifswald, Lower Warnow) areas, the
error margin for dates of first ice formation is esti
mated to be ±5 days. The standard deviation for
calculated ice thickness is ±3 cm in the event of
uninterrupted growth, for example, in the Szc
zecin Lagoon, and ±10 cm in more open areas,
for example, in the fairway section Palmer Ort -
Freesendorfer Haken.
Cold sum (CS) dependence of ice thickness
growth
This research was conducted in the context of a
student internship by T. Düskau (University of
Marburg). The aim of the study was to find or,
rather, to update a method for prognostic fore
casting of ice thickness and beginning of ice for
mation in various areas of the German Baltic Sea
coast.
As is well known, ice formation occurs when
water cools down to freezing point. Theoretically,
ice thickness can be derived from the equation
describing heat flow through the ice. The mathe
matical calculation of ice formation and ice
growth uses the Stefan Method (root law). Stefan
showed already in 1891 (Pounder, 1965) that ice
thickness increase primarily depends on the root
value of the cold sum (CS, sum of negative daily
mean air temperatures). For thin ice (up to
10 cm), a linear function provides better results
(Ashton, 1989). For calculating ice thickness in a