HN 95 — 06-2013 — Geodatenmanagement
im Werkzeugkasten der Union. Die europäischen
Meere bieten dafür einen natürlichen geogra
phischen Ansatz, da deren Anrainer oft ähnliche
Mentalitäten und Interessen vereinen. Dieser
Motor lässt sich nach Ansicht vieler Einsender
vorteilhaft für die regionale Harmonisierung von
Messkampagnen, Auswertemethoden und Da
tenharmonisierungen nutzen. Für diese Form der
Kooperation wird ausdrücklich auf die vier regio
nalen hydrographischen Kommissionen der IHO
verwiesen, namentlich auf die:
• Nordic Hydrographie Commission,
• North Sea Hydrographic Commission,
• Baltic Sea Hydrographie Commission,
• Mediterranean and Black Seas Hydrographic
Commission.
Gefördert wird der regionale Ansatz auch durch
bestehende Kooperationen von Forschungsein
richtungen und durch regionale Netzwerke, die
zu diesem Zweck besonders In der Anwendung
neuer Messtechnologlen von der Kommission un
terstützt werden sollten.
EMODnet und COPERNICUS haben bisher Pro
jektcharakter: Dass sich dies zugunsten einer lang
fristigen Stabilisierung ändern sollte, darüber sind
sich fast alle einig. Die Vorschläge für eine Instituti
onalisierung bleiben jedoch vage - die Gründung
einer weiteren EU-Agentur wird abgelehnt, und
auch eine (von der Kommission suggerierte) Er
weiterung der Zuständigkeiten des gemeinsamen
Forschungszentrums (JRC) und der Europäischen
Umweltagentur in Kopenhagen wird mit einem
gewissen Vorbehalt kommentiert. Allenfalls ein
ständiges Management Office aller Europäischen
Geodateninitiativen wird der Kommission zugebil
ligt.
Zurückhaltend äußerte sich eine Mehrheit auch
gegenüber verstärkten Aktivitäten zur Integration
der europäischen Projekte in globale Mess- und
Überwachungsprogramme. Hier besteht die Sor
ge vor zu großer Komplexität und daraus resultie
renden unnötigen Erschwernissen In der Daten
verfügbarkelt. Die Sachwalter globaler Interessen
wie die International Oceanographic Commission
(IOC) und die IHO weisen auf die Notwendigkeit
der Interoperabilität der europäischen und globa
len Datenbestände hin. Das Schlagwort »Interope
rabilität« wird im Grünbuch in den vielfältigsten
Zusammenhängen gebraucht. Das derzeitige Mo
dewort für Datenwelten beschreibt laut Wikipedia
»die Fähigkeit unabhängiger, heterogener Syste
me, möglichst nahtlos zusammenzuarbeiten, um
Informationen auf effiziente und verwertbare Art
und Weise auszutauschen bzw. dem Benutzer zur
Verfügung zu stellen, ohne dass dazu gesonder
te Absprachen zwischen den Systemen notwen
dig sind« (Wikipedia 2013). Anknüpfungspunkt
für diese Eigenschaft der marinen Geodatenin-
frastrukturen Europas könnten nach Ansicht der
französischen und der deutschen Regierung die
europäischen Unterorganisationen globaler Pro
gramme wie EuroGOOS, EuroGEOSS und EuroAr-
go sein.
Impulse für Forschung und
Entwicklung
Welche Schwerpunkte für die Entwicklung maritimer
Messtechnologien leiten sich für die Union aus dem
Stand der Technik, den ökonomischen und wissen
schaftlichen Erfordernissen ab?
Sollten Forschungsvorhaben verpflichtet werden,
Ihre Datenbestände zugänglich zu machen?
Eine mehrfach gemachte Feststellung bezieht
sich auf die verbesserte Auswertung bereits vor
handener Daten. Unterstützung durch Förderpro
gramme, die auch für kleinere Firmen handhabbar
sind, wird In der Entwicklung der Fernerkundung
mit Flugzeugen (LIDAR), unbemannter unter und
an der Wasseroberfläche autonom operierender
Messeinheiten sowie komplexer ln-sltu-Sensorlk,
die die Nachbearbeitung Im Labor einspart, ein
gefordert.
Die Frage, ob Daten, die Im Zusammenhang
mit öffentlich geförderten Forschungsprojekten
erhoben wurden, uneingeschränkt öffentlich
zugänglich sein sollten, erzielte über alle Interes
sengruppen hinweg höchste Zustimmungsraten.
Verschiedene Institutionen und die deutsche Re
gierung schlagen vor, die finanzielle Endabrech
nung der Zuwendungen für Forschungsprojekte
an die öffentliche Verfügbarkeit der Daten zu kop
peln. Das IOC fordert gar einen Mentalitätswan
del In der Forschungslandschaft, der dazu führen
müsse, dass Wissenschaftler die überragende
Bedeutung der Verfügbarkeit der Daten für die
Gemeinschaft im Vergleich zu Ihrem spezifischen
(egoistischen) Forschungsnutzen als den höheren
Wert einzuschätzen wüssten. Nur leise lässt sich
da der berechtigte Einwand des Alfred-Wegner-
Instltutes vernehmen, dass ein allzu freizügiger
Umgang mit Messdaten aus nicht-europäischen
Gewässern leicht zum Entzug einer national erteil
ten Forschungsgenehmigung führen könne.
Wie geht es weiter?
Die thematische Spannweite des Fragenkatalogs
und die Vielschichtigkeit der Antworten zu einem
Teilthema der Verbreitung maritimer Geodäten
des Euroraums zeigt nicht nur die Komplexität ei
ner von Daten abhängigen Industriegesellschaft;
sie Illustriert auch das bisweilen erratisch wirkende
Aufbauwerk europäischer Geodateninfrastruktu-
ren. Zu viele zeitlich befristete Projekte, zu wenig
koordiniert mit zu großen Überlappungen, brau
chen eine Konsolidierung In elnerGesamtstrategle,
brauchen Verstetlgung, eindeutige funktionale
Abgrenzungen und gemeinsam nutzbare Struk
turen. Die Kommunikation des Grünbuches zeigt
diese Tendenzen auf, die durch Ihre Umsetzung für
einen größeren Nutzen und damitfüreine größere
Akzeptanz der so unbestreitbar wichtigen paneu-
ropälschen maritimen Datendienste sorgen könn