HN 95 — 06-2013 — Geodatenmanagement
CUS - dem vormaligen »Global Monitoring for
Environment and Security - GMES« gemeinsam.
COPERNICUS-Dlenstlelstungen umfassen die fol
genden Themenbereiche:
• Überwachung des Festlandes,
• Überwachung der Meeresumwelt,
• Überwachung der Atmosphäre,
• Anpassung an den Klimawandel und Ab
schwächung seiner Folgen,
• Katastrophen- und Krisenmanagement und
• Sicherheit.
Für jedes dieser Themen wird eine Vielfalt kon
kreter Anwendungen Im Umweltschutz, In der
Raumordnung, der Fand- und Forstwirtschaft, der
Fischerei, Im Gesundheitsschutz, Im Verkehr, Im
Zivilschutz und Im Tourismus unterstützt. COPER-
NICUS umfasst neben der Raumkomponente
In Form von Erdbeobachtungssatelliten auch
ln-sltu-Komponenten für die Messung vor Ort. In
der Überwachung der Meeresumwelt kommen
dafür treibende und fest verankerte Messbojen
zum Einsatz. Das Projekt begnügt sich jedoch
nicht mit der Datenaufnahme, sondern umfasst
auch Geodatenportale, die die gewonnenen Da
ten In Form von Diensten und Produkten präsen
tieren. Zweifellos gibt es Überlappungen zwischen
beiden Großprojekten; bei genauer Abgrenzung
der jeweiligen Zuständigkeiten könnten sich
COPERNICUS und EMODnet jedoch sehr gut er
gänzen. Unmittelbare Nutznießer der entfesselten
Datenflut würden nach Ansicht der Kommission
beispielsweise die sich derzeit schnell entwickeln
de Offshore-Industrie, das die Navigationstechnik
der Schiffs- und Fandselte Integrierende e-Navlga-
tlon-Projekt der Weitschifffahrtsorganisation IMO,
aber auch der Meeresumweltschutz sein. Grund
lagen für langfristige strategische Entscheidungen
hinsichtlich des Klimaschutzes könnten - so das
Argument der Kommission - ebenfalls nur aus ei
nem durch Daten abgesicherten Gesamtbild der
Klimahistorie und der sich daraus ableitenden Sy
nopse getroffen werden. Bemerkenswert Ist, dass
für die ethische Begründung dieser Ansicht ein zu
meist In anderen politischen Zusammenhängen
genannter deutscher Philosoph des 19. Jahrhun
derts zitiert wird: »Selbst die ganze Gesellschaft,
eine Nation, ja alle gleichzeitigen Gesellschaften
zusammengenommen, sind nicht Eigentümer der
Erde. Sie sind nur Ihre Besitzer, Ihre Nutznießer und
haben sie als boni patres familias den nachfolgen
den Gesellschaften verbessert zu hinterlassen«
(Marx 1894).
Fragen und Antworten
Ein Grünbuch der Europäischen Kommission lie
fert üblicherweise die themenbezogene Grund
lage, um eine öffentliche und wissenschaftliche
Diskussion herbeizuführen und grundlegende
fachpolitische Entwicklungen In Gang zu setzen.
Häufig werden so Ideen oder Fragen aufgewor
fen und Einzelne sowie Organisationen zu Bel-
trägen aufgefordert. Nächster Schritt Ist oft ein
Weißbuch, welches das Ergebnis des Diskurses
zusammenfasst und damit die Zielstellungen zu
künftiger Verordnungen und Richtlinien vorgibt.
Die Herausgabe eines Grünbuchs Ist ein übliches
Beteiligungsverfahren der Kommission, um Ihre
Initiativen Inhaltlich und politisch zu legitimieren.
Der die Initiative In Ihren Zielstellungen und Ver
fahrensschritten erläuternde Teil des Grünbuches
Ist dafür mit Fragen durchsetzt, zu deren Beant
wortung In einer Frist von ca. drei Monaten »je
dermann« In Europa - also natürliche Personen,
Interessengruppen, Firmen, staatliche Stellen und
Organisationen - aufgefordert wird. Die Insgesamt
22 Fragen des seabedmapping-Grünbuchs und die
daraufhin bis Mitte Dezember 2012 eingegangen
240 Antworten (siehe unter: http://ec.europa.eu/
marltlmeaffalrs/mk2020_consultatlon/lndlvldual_
replles.htm) - davon ca. 60 % von staatlichen
Organisationen, kommerziellen Dienstleistern,
Forschungseinrichtungen und Interessengrup
pen - liefern ein lebendiges Abbild der europäi
schen Meinungsvielfalt und lassen zugleich Ten
denzen Im zukünftigen Umgang mit Geodäten
erkennen.
Nachfolgend werden die aus Sicht der Hydro
graphie bedeutsamsten Fragestellungen und
eingegangenen Reaktionen vorgestellt (der Anteil
des Diskurses über die Datenbereitstellung für die
Fischereiaufsicht bleibt dabei allerdings vollstän
dig unerörtert).
Freiheit für Daten
Was steht der freien und uneingeschränkten Abgabe
und Nutzung von Geodäten entgegen?
Wie können die Mitgliedsstaaten diese Ziele hin
sichtlich staatlicher Daten am besten unterstützen?
Gibt es die Möglichkeit, private Infrastruktur In die
Datenerhebung einzubeziehen und auch diese Daten
öffentlich und unbeschränkt zugänglich zu machen?
Das Ausmaß der öffentlichen und uneinge
schränkten Verfügbarkeit staatlicher Geodäten
Ist eine Kernfrage der möglichen Wertschöpfung
durch Geolnformatlonssysteme. Wie weit sie In Eu
ropa reichen und aufweichen administrativen und
technischen Verabredungen sie basieren soll, Ist
Gegenstand zahlreicher europäischer Regularien.
Trotz bindender Vorgaben wie der INSPIRE-Rlcht-
llnle der Europäischen Kommission (Europäische
Kommission 2007) tun sich die national zuständi
gen Verwaltungen (In unterschiedlichem Maße)
schwer mit einer umfassenden Freigabe Ihrer Da
tenbestände. Dies trifft auch und In besonderem
Maße auf Meeresdaten zu. Im Unterschied zum
Festland, wo Geodäten In großem Umfang auch
gewerblich erhoben und verwertet werden bzw.
teilweise mit frei zugänglichen Datensammlungen
des Crowdsourclngs konkurrieren, unterliegen
maritime Geodäten überwiegend der staatlichen
Kontrolle. Deren Lizenzierung für kommerzielle
Verwertungen dient In vielen Mitgliedsstaaten