HN 95 — 06-2013 — Geodatenmanagement
Blau ist die Hoffnung
Potenziale maritimer Geodateninfrastrukturen aus Sicht der Europäischen Kommission
und der EU-Mitgliedsstaaten
Ein Beitrag von Mathias Jonas
Im Herbst 2012 hat die Europäische Kommission das Grünbuch Meereskenntnisse 2020
herausgegeben. Mit diesem Grünbuch wurde eine Diskussion darüber angestoßen,
wie Meeresdaten aus verschiedenen, meist nationalen Quellen künftig vereint werden
könnten, um die Industrie, öffentliche Behörden und Forscher dabei zu unterstützen,
geeignete Daten zu finden und diese effektiver für die Entwicklung neuer Produkte
und Dienstleistungen
zu nutzen - und um das Grünbuch | DG Mare | Geodateninfrastruktur | EMODnet | COPERNICUS | Interoperabilität
Wissen über die Meere
zu erweitern. Die unter
schiedlichen Reaktio
nen und Positionen auf
diesen Vorstoß werden
in diesem Bericht vor
gestellt.
Autor
Dr. Mathias Jonas ist
Abteilungsleiter Nautische
Hydrographie am BSH
in Rostock und Nationa
Hyd rographer
Kontakt unter:
mathias.jonas@bsh.de
laln Shepherds Einstieg In die Präsentation des
Grünbuchs Mahne Knowlegde 2020 - from seabed
mapping to ocean forecasting der Europäischen
Kommission für die EU-Kontaktgruppe der Interna
tionalen Hydrographischen Organisation (IHO) Im
Oktober 2012 war überraschend politisch (Europä
ische Kommission 2012; auf Deutsch: Meereskennt
nisse 2020 - Von der Kartierung des Meeresbodens bis
zur ozeanografischen Prognose, siehe Abb. 1). Der
Mitarbeiter der EU-Generaldlrektlon Mare verwies
auf die dramatische Entwicklung der Jugendar
beitslosigkeit In Europa. Dieser Zustand sei das
absolute Gegenteil dessen, was die Europäische
Union mit Ihrer Gesamtstrategie zur Erreichung
von wachsender Beschäftigung, Innovation, Aus
bildung und sozialem Ausgleich Im Vertragsgebiet
bis 2020 erreichen wolle (Europäische Kommission
2010a). Die brisante Situation erfordere deshalb die
rasche Erschließung neuer Beschäftigungsfelder,
die gleichermaßen ökonomisch wachstumsorl-
entlert und ökologisch nachhaltig zu gestalten
seien. Dafür böten die Europa umschließenden
Seegewässer enorme Potenziale. Eine wesentliche
Voraussetzung, diese Möglichkeiten der»blue eco
nomy« In Entwicklungen zu verwandeln, sei die
umfassende Kartierung der vorhandenen Kennt
nisse über den Zustand der Meere. Zwar verfügten
die Mitgliedsstaaten über erhebliche Bestände an
zustandsbeschreibenden maritimen Geodäten,
diese Informationen seien aber aus den verschie
densten Gründen nicht für alle - vor allem nicht
staatliche - Interessengruppen zugänglich und
zudem oft grenzüberschreitend nicht miteinander
harmonisiert. Die Kommission erwarte sich von Ih
rer jüngsten Initiative zukünftig die weitreichende
Verfügbarkeit thematisch und regional aufeinan
der abgestimmter maritimer Geolnformatlonen,
die sowohl dem Schutz als auch der Nutzung der
europäischen Meere neue ökonomische Impulse
verleihen könnten.
Abb.i: Das 2012 von der
Europäischen Kommision
herausgegebene Grünbuch
Meereskenntnisse 2020 - Von der
Kartierung des Meeresbodens bis
zur ozea nograf sehen Prognose
Grünbuch
Meereskenntnisse 2020
von der Kartierung des Meeresbodens
bis zur ozeanografischen Prognose
Gute Karten für die Zukunft
Zentraler Bestandteil dieser Vision von der »Kartie
rung des Meeresbodens bis zur ozeanografischen
Prognose« Ist die lückenlose, hochauflösende digi
tale Kartierung derTopographle, der Geologie und
der Lebensräume europäischer Gewässer bis 2020.
Diese Datensätze liefern gleichsam das Rückgrat
für Zeitreihen und numerische Modellierungen
zur physikalischen, chemischen und biologischen
Zustandsbeschreibung der darüberliegenden
Wassersäule und darauf aufbauender Vorhersagen
erwarteter Veränderungen und Kontinuitäten.
Das so konzipierte komplexe Geolnformatlons-
system ermöglicht die einfache Zugänglichkeit
der miteinander harmonisierten und fortlaufend
aktualisierten Datensätze. Die bereits bestehen
den nationalen Strukturen für maritime Geo
lnformatlonen werden dafür zu Datenlieferan
ten - wie zum Beispiel MDI-DE und MaNIDA In
Deutschland, MEDIN In Großbritannien oder das
französische Ifremer-Sextant. Die Nutzung all die
ser Geodäten Ist ¡dealerweise frei von jeglichen
Einschränkungen und unterstützt die vielfältigs
ten Anwendungen der öffentlichen und privaten
Bedarfsträger.