Die Küste, 76 (2009), 205-224
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3. Überflutung der Halligen
Seit den 1970er bzw. 1980er Jahren werden auf den Halligen Hooge, Gröde und Nordstran-
dischmoor die Überflutungen mit einem Schreibpegel analog aufgezeichnet (Tab. 3). Diese
Aufzeichnungen wurden vom LKN-SH kürzlich aufbereitet und können erstmals ausgewer
tet werden. Bei der Aufbereitung zeigt sich, dass die zeitliche Zuordnung der Wasserstände
sehr ungenau ist, da die Wasserstände mit einem vier-Wochen-Umlauf des Trommelschrei
bers erhoben wurden; üblich ist ein 24-Stunden-Umlauf. Das Ablesen der Höhen war deut
lich genauer möglich, jedoch erwiesen sich einige Aufzeichnungen aufgrund fehlender An
gaben der Wasserstände zum Zeitpunkt des Auflegens und Abnehmens der Pegelbögen oder
durch offensichtlich falsches Auflegen der Pegelschreiber als sehr unzuverlässig. Einige Pe
gelbögen (am Pegel Gröde Hallig sogar der überwiegende Teil) fehlten komplett.
Tab. 3: Vorhandene Aufzeichnungen der Wasserstände auf den Halligen und die Höhen der beginnenden
und vollständigen Überflutungen der Halligen
Hallig
Aufzeichnung
Beginnende
Vollständige
liegt
vor
Überflutung bei
Überflutung bei
von
bis
[cm über NN]
[cm über NN]
Gröde
27.11.1976
13.12.2000
210
220
Hooge
24.11.1977
19.03.2007
250
270
Nordstrandischmoor
04.03.1982
08.12.2007
200
220
Alle über dem Schwellwert der beginnenden Überflutung liegenden Scheitelwerte wur
den digital in Tabellenform erhoben. Die Höhe der beginnenden Überflutung wurde vom
LKN-SH in Abstimmung mit den Halligbewohnern festgelegt. Diese Höhe kann aber nur
einen Anhalt darstellen und nicht als feste Höhe interpretiert werden, da die Höhe der be
ginnenden Überflutung wesentlich von der Windangriffsrichtung und dem damit verbun
denem Seegang abhängt. Die unterschiedlichen Höhen der beginnenden und vollständigen
Überflutungen sind in der unterschiedlichen Topographie der Halligen begründet. Im Ge
gensatz zu den Halligen Gröde und Nordstrandischmoor ist die Hallig Hooge von einem
Sommerdeich umgeben. Die Höhe des Sommerdeiches beträgt circa zwischen 120 cm über
MThw im Osten und 180 cm über MThw im Westen der Hallig, wobei das MThw (1996/2005)
am Pegel Hooge-Anleger 133 cm über NN beträgt.
Zum Vergleich und zur Plausibilisierung der Pegelaufzeichnungen auf den Halligen ste
hen in den in Tab. 3 genannten Zeiträumen lückenlos Scheitelwerte zur Verfügung, die an
Messstellen vor den Halligen aufgezeichnet wurden. Durch eine Gegenüberstellung beider
Datensätze ist festzustellen, dass in den untersuchten Zeiträumen für die Hallig Gröde nur
circa 15 % aller Überflutungen, für die Hallig Hooge circa 47 % und für die Hallig Nord
strandischmoor circa 25 % aller Überflutungen anhand von Aufzeichnungen belegt sind.
Die Abb. 10 zeigt das Verhalten der Scheitelwasserstände im Vergleich der Pegel vor und
auf der Hallig sowie die Lage der Pegel. Deutlich sind in den Darstellungen der Scheitelwerte
auch eine Vielzahl von Ausreißern zu erkennen. Eine zeitintensive Überprüfung dieser Aus
reißer anhand der Pegelbögen ist noch nicht erfolgt. Die gestrichelte Ober- und Untergrenze
kennzeichnet den Bereich, der physikalisch als sinnvoll erachtet wird.