Seilkopf, H.: Mittelräumige atmosphärische Strömungstypen.
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wie zeitliche Dauer der Nebelfelder deuten von vornherein auf stabile Strömung.
Die Schraubenströmung ist zugleich eine Form geordneter Austauschströmung.
Die regelmäßig angeordneten Systeme paralleler und gleichsinnig drehender
Schrauben sind kinematisch so einleuchtend, daß vermutet werden kann, daß das
Strömungsmodell der Schraubenströmung nicht nur für die Austauschwalzen der
Kaltluftnebel zutrifft. Beschreibt doch das Modell lediglich ein Stromfeld. Mög-
licherweise ist es daher auch auf die Austauschwalzen des Stratocumulus und
der Cumulusreihen anwendbar, deren Dynamik P. Raethjen geklärt hat. Viel-
leicht erfolgt das „Wälzen“ der Wolken ganz allgemein in einer Schraubenströmung.
Ein analoges Strömungsbild finden wir im Wasser: Schaum und Tang ordnen
sich oft in parallelen Streifen an, die meist recht regelmäßige Abstände unter-
einander haben. Auf größeren Binnenseen, in den Flußmündungen, auf Haffs und
Wattenmeer, weniger häufig auf der offenen Nord- und Ostsee sind die Schaum-
streifen von einer gewissen Windstärke an eine markante Erscheinung [Abb. 7].
Der Sargassosee geben die auf dunkelblauem Wasser namentlich aus der Höhe
hell olivbraun sich abzeichnenden Streifen des Brauntanges Sargassum geradezu
das Gepräge. „Im Wasser legt sich der Schaum und treibendes Seegras in
ziemlich gleichmäßige Streifen, die annähernd in der Windrichtung liegen, der
Seegang wird durch die hier vorgehende Dämpfung weitgehend geschwächt und
verläuft dann ähnlich, als wenn er von zwei festen Kanalufern begrenzt wäre“
(H. Franck, Wetterkunde für den Wassersport, S. 37). Diese Schaumstreifen sind
nicht mit den beim Überkämmen schwerer See luvwärts zurückbleibenden Schaum-
streifen bei Windstärken von 7 Beaufort an zu verwechseln, die unregelmäßig
verteilt sind. Die regelmäßigen Schaumbanden sind von Geschwindigkeit und
Dauer der Luftströmung und von der Wassertiefe abhängig. Auf offener See
bei großer Wassertiefe muß ein Wind bestimmter Stärke in gleicher Richtung
längere Zeit geweht haben, ehe die Streifen sich bilden. Bei geringer Wasser-
tiefe genügt eine geringere Windgeschwindigkeit und kürzere Einwirkungszeit,
In flachen Buchten der Ostsee (Lübecker Bucht, Wismarer Bucht, Gewässer um
Rügen) kann man aus der Höhe oft beobachten, daß über Sandbänken bei
Windstärke 2 und 3 schon Schaumstreifen stehen, während das etwas tiefere
Wasser noch frei ist. Über den Bänken ist der Abstand der Streifen auch
wesentlich geringer als über größerer Wassertiefe, was deutlich von Windstärke 4
und 5 an hervortritt, wenn nun auch außerhalb der Bänke überall Schaum-
streifen liegen. Offensichtlich handelt es sich hierbei ebenfalls um eine zellular
unterteilte Strömung innerhalb der durch die Scherkraft des Windes mitgenom-
menen oberen Reibungsschicht des Wassers, Überschreitet die Stromgeschwindig-
keit einen kritischen Wert oder wird bei sehr geringen Wassertiefen die Reibung
des Wassers am Boden groß, so wird in der Reibungsschicht ein lebhafter Aus-
tausch einsetzen. Der Austausch wird auch im Wasser in Form von „Austausch-
walzen“ vor sich gehen [Abb. 8].
An der Grenze der Austausch-
walzen, an den Divergenz-
Konvergenz-Linien des Strom-
feldes setzen sich dann Schaum
und Tang ab und erzeugen So
die charakteristischen Schaum-
oder Tangstreifen. Die Über-
legung der zweidimensionalen Orbitalschwingung der Gravitationswellen mit
schräg dazu gerichteten Austauschsträmen ergibt zweifellos verwickelte Strö-
mungsbilder, jedoch dürfte auch hierbei das Modell einer zellularen Schrauben-
strömung in erster Annäherung zutreffen.
SCHAUMSTREIFUN