Seilkopf, H.: Mittelräumige atmosphärische Strömungstypen,
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Gestalt des Hindernisses die Ausbildung eines Stauraumes mit stark verzögerter
Flüssigkeit vor dem Hindernis, so kann sich dort ein meist stationärer Luv-
wirbel entwickeln. Diese aus der Grenzschichttheorie abgeleiteten Strömungs-
vorgänge sind durch hervorragende, im Wasser-, Schlepp- und im Windkanal
gewonnene Einzel- und Filmaufnahmen von Prandtl anschaulich belegt worden,
Die Grenzschicht der Luft ist, der geringen Zähigkeit der Luft entsprechend,
etwas ganz anderes als unsere bodennahe Schicht stark gebremsten Strömungs-
materials. Denn während diese — zunächst nach dem Geschwindigkeitsprofil
beurteilt — eine Mächtigkeit von einigen Metern bis einigen Dekametern hat,
beträgt die Dicke der Grenzschicht der Luft der Größenordnung nach 10—*3 bis
10—4*4m. Es verhält sich hierbei ähnlich wie mit der Reibung der Luft; die
virtuelle Reibung ist 1000- bis 1000000 mal größer als die innere. Für die
gebremste Bodenströmung könnte der Ausdruck virtuelle Grenzschicht oder
meteorologische Grenzschicht gebraucht werden.
Die vertikale Windverteilung über dem Erdboden haben L. Prandtl und
W. Tollmien!) nach den Gesetzen der Geschwindigkeitsverteilung und des
Widerstandes bei turbulenter Strömung unter Berücksichtigung der Änderung
der Reibungsverhältnisse mit der Höhe abgeleitet. Die gefundene vertikale
Geschwindigkeitsverteilung deckt sich in den unteren Luftschichten recht gut
mit den Beobachtungsergebnissen, jedoch ist der
Ablenkungswinkel für die Erdoberfläche zu groß
77,59).
ı Eine gute Übereinstimmung mit den Beobach-
tungsergebnissen findet W. Ekman!) bei der An-
nahme, daß die Reibungsspirale durch eine Kurve An
ersetzt wird [Abb. 2], die aus einem unteren ge- 0
raden Stück OA und einer logarithmischen Spirale Abb. 2
über AB besteht. Innerhalb der untersten Schicht a
wächst die Windgeschwindigkeit vom Wert 0 am Erdboden bis zum Werte 0A = v:,
ohne daß die Richtung sich ändert. Für die unterste Schicht nimmt Ekman
einen konstanten Austauschkoeffizienten u, für die darüberfließende Luft den
Austauschkoeffizienten % an. Aus der Reibungsschicht der Luft, deren Dicke
(Reibungshöhe) Va
D = % I/ — —
O8
ist, wird eine unterste Luftschicht abgetrennt, über die die Luft gleitend hinweg-
strömt. Für die unterste Luftschicht an der Erdoberfläche führt Ekman die
Bezeichnung „Skin-layer“ (Hautschicht) ein, wofür H. Thorade!?) in seinem
Referat „Grenzschicht“ setzt. Das untere „gerade“ Stück OA ist nicht völlig
gerade, sondern kann durch ein Stück einer logarithmischen Spirale unmerk-
licher Krümmung ersetzt werden. Nach Ekman ist es ausreichend anzu-
nehmen, daß dieses Stück einem Stück von der Dicke ö= 0.1 D, entspricht, wenn
D,; die zu dem Austauschkoeffizienten us gehörende Reibungshöhe ist:
D=% A
| e wsin
$ bezeichnet dann die Dicke der Grenzschicht. An ihrer Oberfläche herrscht
V
ein tangentialer Zug TA woraus folgt:
singe 215 #0, Di
DLR, A und To
Die über die Grenzschicht hinwegströmende Luft übt nach Ekman den
tangentialen Zug aus T = AS LE worin vo die Vektordifferenz zwischen dem
Gradientwind G und dem Wind v% an der Oberfläche der Grenzschicht ist. Setzt
. n w z Dr „3 6 m D,
man beide Ausdrücke für T gleich und ersetzt = m, 80 wird D, “DxVZ und
10) L. Prandtlu, W Tollmien, Ztsch, f, Geophysik 1924/25, S, 24. — 1) Y,W.Ekman, Mem.
of R. Met, Soc, 1928, 8. 161. — 2) H. Thorade, A. H. 1929, S. 113,
Zweites Küppen-Heft der Ann. d. Hydr. usw. 1936.