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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1936,
von G, Schott und von A. Paulus und neben der Karte der mittleren Lage der
Seglerwege, wie sie wohl G. Schott zuerst 1895!) gegeben hat, in verschiedener
Hinsicht ihren besonderen Reiz, Ist es z. B. lehrreich, bei diesen älteren Karten
aus dem Isochronenverlauf oder dem mittleren Verlauf der Kurse sozusagen die
Windgebiete der Weltmeere wieder herauszulesen, so halten die Karten der Einzel-
reisen natürlich gerade interessante Abweichungen von den üblichen, durch die
zchematischen Karten geweckten Vorstellungen fest.
Am wenigsten weichen die Kurslinien von den Durchschnittsdarstellungen
begreiflicherweise in den Passatzonen ab; auch das Gebiet stärkster Häufung,
die atlantische Passatregion, zeigt, abgesehen von den Zickzackkursen der Reise 9,
Tafel 8, beim Freisegeln von der brasilianischen Küste und dem besonders
weiten Ausholen nach Westen bei Reise 8, Tafel 7 — bis 40° W unter 20° bis
25° 8 auf der Ausreise nach Australien —, nichts Ungewöhnliches. In den
Sommermonaten hebt sich bei allen südwärts gehenden Reisen geradezu schul-
mäßig das ziemlich unvermittelte Überstaggehen zwischen Monsun und Südost-
passat ab (unter 3° bis 5° N, 17° bis 19° W); als Gegenstück dazu zeigt z, B.
Reise 9, Tafel 6, das Kreuzen der Linie im Nordwinter.
Mit dem Überschreiten der polaren Passatgrenzen mehren sich die Unregel-
mäßigkeiten, die Knicke und sogar Schleifen im Reiseverlauf, Die Heimreisen
nach dem Kanal verteilen sich auf Tafel 8 unter etwa 33° N über den Längen-
bereich von 27° bis 47° W; die von diesen Grenzlagen bis nach Lizard noch
zurückzulegenden Strecken unterscheiden sich bei glatten Kursen beiläufig um
etwa 650 Sm. Interessant für den Betrachter ist auf Tafel 6 der Verlauf der
Heimreise 1 und der Ausreise 7; der Dauer nach entsprechen beide etwa dem
Durchschnitt,
Im Südatlantischen Ozean finden sich auf allen drei Blättern Beispiele für
Reisen nach dem Kapland oder dem Fernen Osten, bei denen mit dem Aufhören
des Südostpassats offenbar zu früh ostwärts abgebogen wurde, so daß zunächst
ein mehr oder minder empfindlicher Rückschlag nach Südwesten die Folge war.
In der eigentlichen Westwindzone aller drei Ozeane sind die Auswirkungen z. T.
sehr langandauernder östlicher Winde erkennbar, vor allem südlich von Australien
bei Heimreise 4, Tafel 7, und Ausreise 2, Tafel 8. Die Verschiedenheit der
Bedingungen bei Ost—Westreisen vor dem Australgolf zeigen Zwischenreise 8,
Tafel 7, und auf Tafel 8 die Zwischenreisen 6 und 10,
Die Reisen westwärts um Kap Horn und um das Kap der Guten Hoffnung
sind, soweit erforderlich, vergrößert auf Nebenkarten dargestellt worden. Er-
Treulicherweise sind sowohl verhältnismäßig schnelle, als auch eine recht lang-
wierige Umsegelung von Kap Horn erfaßt worden. Die Dauer des Aufenthalts
südlich von 50° S schwankt bei den neun Beispielen zwischen 14 und 43 Tagen;
iäaß die Schwierigkeiten gelegentlich erst nördlich von 50° S im Stillen Ozean
auftraten, zeigt gerade die schnellste Umsegelung (Ausreise 2, Tafel 6). Ent-
sprechende Schwankungen zeigen sich beim Kap der Guten Hoffnung. Hier sind
auch die verschiedenen Kurse nach und von den afrikanischen Häfen vergrößert
eingetragen. Wie verschieden die Ansegelung Südafrikas ausfallen kann, zeigen
Ausreise 11 und 13 auf Tafel 8, Den vorschriftsmäßigen Verlauf hat offenbar
die zweite mit dem südlichen Umgehen des Agulhasstromes (nach dem ein-
maligen verfrühten Aufholen gegen Norden unter 20° O0) genommen, Der Ver-
gleich dieser Nebenkarten macht die grundsätzlich verschiedene verkehrsgeo-
graphische Lage bei diesen beiden Angelpunkten des interozeanischen Verkehrs
wie überhaupt ganz allgemein bei den Endiändern dieser beiden Südkontinente
noch einmal augenfällig: Das Kapland seit langem ein produktives Brückenglied,
‘i) G. Schott, Die Verkehrswege der transozeanischen Be in der Gegenwart, Zitschr.
Ges. £. Erdkunde, Berlin, 30, 1895, S, 235 bis 300, Tal. 11 bis 13, =— A, Paulus, Die Reisen deutscher
Segelschiffe in den Jahren 1893 bis 1904 und ihre mittlere Dauer, Arch. d. Dtsch, Seewarte, 30, 1907,
Nr. 1, Taf. 1 u. 2; vgl. auch G. Schott, Geogr. d. Atlant. Ozeans, 2, Aufl, Hamburg 1926, Fig. 101,
103, 104, und Geogr. d. Ind. u, Stillen Ozeans, Hamburg 1935, Fig. 105, 109, 110 und Taf. XXXV,
ferner die Monatskarten der Deutschen Seewarte für den Nordatlantischen, Südatlantischen und
Indischen Ozean.