Scherhag, R.: Die Entstehung der Vb-Depressionen,
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möglich macht, die Ergebnisse von Hellmann und v. Elsner sofort zu er-
klären, was den Autoren bei dem damaligen Stande unserer Wissenschaft, trotz
Zusammentragung alles verfügbaren Materials, nicht möglich sein konnte.
Wenden wir uns zunächst der Vorbereitung der Vb-Depressionen zu.
2. Die Vorbereitung der Vb-Depressionen,
Hellmann und v. Elsner kommen zu der Schlußfolgerung!): „In allen
Perioden, in denen Minima aus S als Ursache des Hochwassers in Frage kommen,
befand sich mindestens?*) zu Anfang eine Depression über dem nördlichen
Europa.“ Während nun aber eine Besprechung des Verhaltens dieser vor-
bereitend wirkenden Depression zu der folgenden Vb-Zyklone damals zu Schluß-
[olgerungen führen mußte, daß beide wohl meist — manchmal jedoch auch
nicht — durch eine Tiefdruckrinne verbunden waren, oder daß sich zuweilen
das nördliche Tief entfernt, in anderen Fällen aber nach Süden wandert, daß
sich also keine einheitliche Beziehung zwischen beiden Druckgebilden erkennen
‚äßt, ist die Rolle der nördlichen Zyklone jetzt sofort verständlich: sie bewirkt
den vorbereitenden Kaltluftstrom nach Südeuropa.
Diese Schlußfolgerung wird noch gestützt durch das Ergebnis von v. Elsner*®),
daß „in allen Fällen, selbst dann, wenn es sich um eine Drpression der Zug-
straße IIT handelte, im W, bzw. SW oder NW ein Hochdruckyebiet lag“.
Es ist nach diesen eindeutigen Feststellungen nicht mehr erforderlich, die
Vorbereitung der Vb-Depressionen im einzelnen zu untersuchen, zumal wir die
Wirksamkeit der Kaltluft bei der Entstehung der Vb-Depression selbst noch
eingehend kennen lernen werden; festzuhalten ist das Resultat, daß stets eine
nordeuropäische Zyklone in Verbindung mit einem westeuropäischen
Hoch einen Kaltluftstrom nach Südeuropa lenken müssen, bevor
sine Vb-Zyklone entstehen kann. Nur so vermag sich in der Höhe das
erforderliche ost-westliche Druckgefälle einzustellen, mit dem die Vb-Depression
dann in nördlicher Richtung wandert.
Oft nimmt eine derart entstandene Zyklone nun aber keinen großen Umfang
an, verlagert sich nur wenig und füllt sich schließlich wieder auf, wobei sie
wohl von erheblichen Regenfällen begleitet sein kann. In den meisten Fällen
'ritt aber innerhalb kurzer Zeit eine erhebliche Vertiefung, und zwar fast
immer nordöstlich des Alpenmassivs ein, wobei die Entwicklung zur Sturm-
zyklone im allgemeinen nachts erfolgt und das Sturmzentrum dann am nächsten
Morgen über der Ostsee angelangt ist, Wir haben diese geographische Be-
Aingtheit schon in den früheren Untersuchungen gestreift, müssen uns jetzt
aber noch im einzelnen damit befassen. Eine besondere Rolle muß dabei der
vor der Entstehung der Vb-Depression am Nordrand der Alpen zur Ausbildung
gelangende Keil hohen Drucks spielen.
3. Die Bedeutung des Hochdruckkeils am Nordrand der Alpen.
„Eine Eigentümlichkeit des westlichen Mazimums*) besteht in der fast regel-
mäßigen Bildung eines Keiles hohen Luftdrucks im N der Alpen.“ Hellmann
und v. Elsner weisen nach®°), daß dieser Keil durch die Zusammenwirkung des
Druckeffektes der zum Nordrand der Alpen gelangenden Kaltluft und — in ge-
ringerem Maße — der Stauwirkung am Gebirgsmassiv entsteht, Daher ver-
schwindet dieser Keil in Kammhöhe der Alpen meist noch nicht vollständig,
soweit es die Beobachtungen der Bergstationen und die Methode der Reduktion
der Drucke von den Talstationen nach oben hin zu erkennen gestatten.
Dieser Hochdruckkeil hat nun eine besondere Bedeutung für die Luftmassen-
verteilung. Er bewirkt über dem Alpenvorland eine ausgesprochen südnördliche
Komponente des Druckgefälles, und damit wird die zunächst nach Süden strö-
mende Kaltluft auf der Nordseite des Alpenmassivs nach Osten um-
gebogen. Es kommt dadurch zu einem keilförmigen Vorstoß der Kaltluft
1) a. a. ©. S. 135, unten. — ?%) In der Originalabhandlung findet sich keine besondere Hervor-
hebung durch den Druck. — 3 a. 8. 0. S 137, — %) Hellmann u, v, Elsner, a, a. 0. 8, 137, —
. a8 0.8. 148f£.