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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw, 1936,
Bei Tacoma war sie für den ungefähren Zeitraum, in welchem sich der Norder
abspielte, N 80° W 1.2 Sm/std, bei Los Angeles „innerhalb 24 Stunden S 75° W
28 Sm“. Nimmt man das Dasein je einer dieser beiden Strömungen selbst zur
Zeit der Beobachtungen an, so fehlt noch immer die Kenntnis einer zweiten
Strömung, wenn man der allgemein üblichen Vorstellung folgt, daß eben minde-
stens zwei Strömungen zur Bildung einer Kabbelung gehören. (Wobei vor allem
an die ozeanischen Stromzüge der Hochsee gedacht wird.) Das nötigt zu einer
allgemeinen Schußbetrachtung über
VI. Die Mechanik der Kabbelungen,
Es ist dies eine Frage, die sofort zu der Entstehung von Kabbelungen
{ührt. Und hier müssen wir bekennen, daß von Strömungen als Kabbelungs-
erregern mit Sicherheit nur dann gesprochen werden kann, wenn Strömungen
eben festzustellen waren. In allen anderen Fällen, das heißt in den meisten, ist
man nur auf Vermutungen angewiesen, und es scheint, als habe man sich in der
deutschen Fachsprache daran gewöhnt, stets von Stromkabbelungen zu sprechen,
wenn man überhaupt Kabbelungen oder Raselungen meint. (Der deutsche See-
mann spricht auch von „kabbeliger See“, die häufig dann entsteht, wenn der
Wind plötzlich umspringt und einen neuen Seegang aufwirft, der gegen den
alten anläuft, Daraus folgt, daß man ursprünglich das Wort „Kabbelung“ nicht
Aur im Sinne von Stromkabbelungen gebraucht hat.) A. Schumacher teilt in
seiner bereits erwähnten Arbeit mit, daß er bei 250 Einzelbeschreibungen nur
acht Fälle gefunden habe, in denen nach dem Augenschein auf starke Strö-
mungen geschlossen wurde. In dem bei vorliegender Arbeit verwendeten Material
ist nicht einer enthalten. Dagegen sei nochmals auf die Strombeobachtungen in
Tabelle 3 hingewiesen, die in fünf Fällen angegeben wurden und sich auf Be-
steckversetzungen gründen. Da sie, wie gesagt, eine gewisse Zeit — bis zu acht
Stunden — vor oder nach der Kabbelungserscheinung errechnet wurden, so
bleibt doch ungewiß, ob sie bei der Bildung der Kabbelung tatsächlich beteiligt
waren. A. Schumacher hält es für bedenklich, Versetzungen für große Zeit-
räume mit Kabbelungen zu verknüpfen (a. a. O. 8. 381). Man muß demnach zu-
geben, daß es sich in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle von „Strom“-Kabbe-
tungen um „Indizien“ handelt.
Soll der einigermaßen sichere Nachweis dafür erbracht werden, daß zwei
Strömungen beteiligt waren, so müßte, wie bereits vorn ausgeführt, kurz vor
und kurz nach dem Passieren einer Kabbelung je eine Besteckversetzung be-
obachtet sein, Dazu liegt die schon genannte Beobachtung Nr. 5 vor (Tabelle 3).
Sie ist 4 Stunden vor und 4 Stunden nach Passieren angestellt worden und nach
Richtung und Größe gleich geblieben. Danach hätte also diese eine, und nur
diese Strömung gesetzt. Aber wie konnte sie dann eine Kabbelung zustande
bringen? In diesem Falle könnte man annehmen, daß diese eine Strömung auf
ainen Wasserkörper getroffen ist, dessen Wasserteilchen eine senkrechte, auf-
steigende Bewegung hatten (Auftriebwasser). Daß ein derartiger Vorgang als
Verwirbelung erscheint, ist einzusehen. Wurde dabei nun gleichzeitig ein ge-
rader Kabbelungsstreifen wahrgenommen, so wird ihn vornehmlich die Strömung
rerursacht haben,
Nun kann auch eine Strömung so schwach sein, daß ihr Zusammentreffen
mit jenem Wasserkörper zur Bildung einer Kabbelung nicht ausreicht. Sollte
hier die Wasserart, welche die Strömung führt, die kabbelungsbildende Kraft
sein? Mit andern Worten: kann das Aufeinandertreffen sehr verschieden
temperierter Wasserkörper (hier warme Strömung, dort Kaltwasserinsel)
eine Verwirbelung zur Folge haben und sich als „Kabbelung“ äußern? Man
möchte hier an die Fronten im Luftmeer denken.
Eine weitere Frage ist die nach der Mächtigkeit einer Kabbelung. Ist
die Erscheinung auf die Oberfläche beschränkt oder wirkt sie gleichzeitig und
später in einiger Tiefe fort? Hier liegt die Frage nach der Lebensdauer einer
Kabbelung nahe. Aus den Einzelbeobachtungen konnte ich ersehen, daß Kabbe-
lungen an ein und demselben Ort, jedoch von anderen Schiffen zu verschiedenen