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Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie usw. 1936.
nach Nordafrika reichende Roßbreitenhoch. Es ist auch am Boden als Hoch-
druckgebiet ausgeprägt, weshalb die Frontalzone Tropikluft—Polarluft sich seinem
Nordabhange anschmiegt. Die Druckwellen ziehen ungefähr dieser Frontalzone
parallel, wobei sich nur — mit dem Raumgewinn der Polarluft — eine Süd-
wärtsverschiebung der Bahnen ergibt.
Das zweite Steuerungszentrum ist über dem südöstlichen Nordamerika an-
zunehmen. Zwar findet sich das Bodenhoch, nur vorübergehend durch Tief-
ausläufer abgebaut, in der Gegend Neuschottlands, aber dies nach Polarluft-
ausbrüchen entwickelte Hoch ist kalt, und das Höhenhoch muß ihm gegenüber
erheblich nach Südwest verschoben sein, Der Nordkeil dieses Höhenhochs ist
dadurch angedeutet, daß die amerikanischen Druckwellen in antizyklonalem
Sinne um Labrador wandern,
Bie Bahn der Druckwellen ist demnach so, als ob ein Höhentief süd-
östlich Grönland läge; sie führt bei Neufundland von Nordwest nach
Südost, weiter südöstlich von Südwest nach Nordost, Da es sich hierbei
nicht um identische Druckwellen handelt, so wird deutlich, daß die Steuerung
wesentlich (wie normal) bei den beiden Höhenantizyklonen liegt, nicht bei
der Höhenzyklone. Die Bildung des Dreimassenecks erfolgt also etwa
dort, wo der Einfluß des einen Steuerungssystems aufhört und der
des anderen anfängt — im Winkel zwischen zwei Ost—West orientierten,
gegeneinanderlaufenden antizyklonischen „Zirkulationsrädern“ (Fall der Fronto-
genese nach T. Bergeron).
Damit aber ein Dreimasseneck dort entstehe, ist es notwendig, daß zwei
heterogene Fronten nur in einem Punkte, bzw. einem bestimmten Ab-
schnitt gegeneinanderlaufen, Dies wird in unserem Falle wie folgt bewirkt:
Bei dem südöstlichen Steuerungszentrum fallen Boden- und Höhenhoch
zusammen; die Bahn der Druckwellen geht der Frontalzone parallel; das
Ausmaß der Frontschwankungen um ihre Mittellage („Frontalzone“) bleibt relativ
gering; die Frontalzone verschiebt sicht nur langsam sich selbst parallel.
Bei dem südwestlichen Steuerungszentrum fallen Boden- und Höhenhoch
auseinander; wegen der Sonderzirkulation um das Bodenhoch ergeben sich
starke Frontschwankungen, so daß eine „Frontalzone“ kaum angebbar ist; die
Fronten können sich weitgehend quer zur Zugbahn der Druckwellen legen.
Aus Abb, 10 erhellt dieser charakteristische Unterschied der Frontenorien-
tierung zu den Druckwellenbahnen unmittelbar. Das Vorhandensein des
neuschottländischen Bodenhochs ermöglicht es der dortigen Polarluft-
austropfung, rechtwinklig gegen die andere, fast-stationäre Frontalzone vor-
zustoßen.
Daß dabei, wie die schraffierten Gebiete der Abb. 10 zeigen, die südliche
Front der nördlichen zugleich entgegenläuft, liegt wesentlich in der Strömungs-
und Druckänderungsverteilung längs der südlichen Front begründet (vgl. Abb. 6, 7
und Bahn des Azoren-Drucksteiggebiets vom 7. bis 8. Oktober in Abb. 10). Die
Unterstützung dieses Vorganges durch das gewöhnlich mit Kaltfronten — hier
mit der nordwestlichen Kaltfront! — verknüpfte, präfrontale Druckfallgebiet
ist in unserem Falle nicht besonders ausgeprägt.
Wird in der geschilderten Weise die Bildung des Dreimassenecks durch An-
einanderlaufen von zwei heterogenen Fronten bewirkt, so ist es anderseits von
Bedeutung, daß die beiden Fronten „leewärts“ vom Dreimasseneck diese
Tendenz abgeschwächt oder daß sie sogar entgegengesetzte Tendenz
haben. Man vergleiche dazu die Abb. 10: Das über der mitteltemperierten
Masse (N) gelegene Delta der Frontalzone zwischen W und K (durch xxxx be-
zeichnet) wird um so ausgeprägter sein können, je größer der Abstand der die
Masse N begrenzenden Fronten vor der Frontalzone bleibt. Man kann von
einer Offenhaltung des Frontalzonendeltas sprechen, wenn dies der Fall ist.
Wir sehen, daß in unserem Falle vom 7. bis 8, Oktober die beiden Fronten,
die einerseits zum Dreimasseneck zusammenlaufen, auf der anderen Seite,
rechterhand, ihren Abstand sogar vergrößern. Dies wird bei der östlichen
Front hervorgerufen durch ihr Fortschreiten infolge des Steiggebietes der west-