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Full text: Zweites Köppen-Heft der Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie

Pogade, G.: Die Verwendung von Bergbeobachtungen beim Zeichnen von Höhenwetterkarten usw. 25 
nur geringe Schwierigkeiten, wenn man — keine Inversionen voraus- 
gesetzt — die Temperatur eines solchen Punktes nimmt, der für eine rel. Top. 
500 bis 1000 mb bei etwa 720 mb Druck liegt*). In diesem Niveau spielt der 
vertikale Temperaturgradient keine Rolle; denn: vergrößert er sich, dann 
wird die Temperaturabnahme oberhalb dieses Druckniveaus kompensiert durch 
die Temperaturzunahme unterhalb davon. Entsprechendes gilt bei Abnahme 
des vertikalen Gradienten. Bei gegebener Temperatur im Druckniveau 
720 mb ist die rel. Top. 500 bis 1000 mb bei jedem Zinearen vertikalen 
Temperaturgradienten die gleiche. Kennt man dagegen die Temperatur 
eines Punktes wesentlich oberhalb oder unterhalb dieses Druckniveaus, so ge- 
winnt der vertikale Temperaturgradient maßgebenden Einfluß auf den Wert der 
rel. Top. 500 bis 1000 mb, wie eine einfache Überlegung erkennen läßt. Hat 
man z. B. eine Temperaturangabe im Druckniveau 900 mb, so wird die rel. Top. 
500 bis 1000 mb bei einem Gradienten von 0.8°/100 m kleiner sein als bei einem 
solchen von 0.4°/100 m, da im ersteren Fall die virtuelle Mitteltemperatur 
1000 bis 500 mb niedriger ist. (Der Unterschied beträgt bei einer Temperatur 
von +10°C bei 900 mb etwa 120 geodynamische Meter.) 
Man sieht also, daß die Bestimmung der rel. Top. 500 bis 1000 mb mit Hilfe 
von Bergbeobachtungen am genauesten sein wird, wenn die Bergstation etwa 
3000 m hoch liegt, da in dieser Höhe ein Druck von etwa 700 bis 730 mb herrscht, 
der vertikale Temperaturgradient also nur eine geringe Bedeutung hat. Die in 
dieser Höhe liegenden europäischen Bergstationen sind: Zugspitze (2962 m) 
und Pic du Midi (2859 m) in den Pyrenäen. Wenig von dieser Höhe weichen 
ab die Bergstationen: Jungfraujoch (3454 m), Sonnblick (3106 m), Mus 
Allah (2420 m) in Bulgarien und Izafa (2368 m) auf Teneriffa. Für diese 
Bergstationen sowie für Fanaräken (2098 m) und Gausta (1828 m) im süd- 
norwegischen Bergland sind im Tabellenanhang auf Tafel 2 die für eine ge- 
gebene Temperatur und einen vertikalen Temperaturgradienten von 
0.4°/100 m bestimmten Werte der rel. Top. 500 bis 1000 mb in dynamischen 
Dekametern angegeben. 
Zu diesen Tabellen ist folgendes zu bemerken: Es ist in ihnen nicht die 
tatsächlich beobachtete Temperatur zugrunde gelegt, sondern diese wurde um 
1° C erhöht, um damit den schon oben erwähnten Temperaturunterschied 
Berg—freie Atmosphäre zu berücksichtigen. Bei der Zugspitze ergibt sich, um 
ein Beispiel zu geben, bei einer Temperatur von 0° C und einem vertikalen 
Temperaturgradienten von 0.4°/100 m eine rel. Top. 500 bis 1000 mb von 
545 dyn. Dekameter. Erhöht man die Temperatur um 1° (also auf + 1° C), so 
erhält man 547 dyn. Dkm., Dieser Wert ist in der Tabelle unter 0° C angegeben. 
Der Unterschied: Bergtemperatur — Temperatur der freien Atmo- 
sphäre ist also in den Tabellen berücksichtigt. 
Es wäre ferner unsinnig, die rel. Top. in kleineren Einheiten als dyn. Deka- 
metern anzugeben, Aus Gleichung (1) erhält man durch Differenzenbildung 
und durch Einsetzen der numerischen Werte für R (28.7 im m -kg - sec-System) 
und für In” =1n ro = In 2= 0.693: 
Pa dh= 199 -dT a, ee 
wobei dh die Änderung der rel. Top. 500 bis 1000 mb in dyn. Metern, AT die 
Anderung der virtuellen Mitteltemperatur dieser Schicht in Zentigraden ist. 
Man sieht, daß einer Änderung der Mitteltemperatur um 1° C eine Änderung 
der rel. Top. um fast 20 dyn. Metern entspricht. Also allein dadurch, daß die 
Temperaturen der Bergorte nur in ganzen Graden übermittelt werden, entsteht 
eine Unsicherheit in der rel. Top. 500 bis 1000 mb von +10 dyn. Metern, so daß 
es eine weit übertriebene Genauigkeit darstellen würde, wollte man in unseren 
Tabellen kleinere Einheiten als 1 dyn. Dekameter verwenden. Als Feuchtig- 
keit (virtuelle Temperatur) wurde durchweg 75% zugrunde gelegt; eine für vor- 
liegende Zwecke ebenfalls ausreichende Genauigkeit, 
1) Es handelt sich um den Druckwert, der auf der geometrischen Mitte der auf Adiabatenpapier 
(annähernd logarithmische p-Teilung) gezeichneten Grenzdrucke liegt.
	        
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