Annalen der Hydrographie und Maritimen . Meteorologie; Januar 1941.
2. Die Feuchte und das Thetagramm.
In der Bezeichnungsweise von Möller [2] ist die potentielle Temperatur
mit Äquivalentzuschlag definiert durch die Gleichung
a 8=T (2) + —Q.
P Cy
Im praktischen Wetterdienst wird jedoch meist statt @ die potentielle
Äquivalenttemperatur.6 verwendet:
» = (m 20) (2)
Cp P
wobei T — aktuelle Temperatur, p = Luftdruck, po== Luftdruck von 1000 mb,
r = Verdampfungswärme, Cp = spezifische Wärme bei konstantem Druck,
kK= A = 0.2884, q == spezifische Feuchte und Q = max. spez, Feuchte,
Im folgenden verwenden wir &, da die Unterschiede zwischen 8 und &
innerhalb der Fehlergrenzen aerologischer Meßinstrumente liegen?) und da sie
im Wetterdienst verwendet wird. Nach dieser Definition kann der gleiche Wert &
erzielt werden von einer warmen aber trockenen Luft oder aber von einer kühleren
dafür feuchteren Luft. Wir können also im Thetagramm nicht unterscheiden,
ob eine wärmere, trockene Luft
herangeführt wird, oder ob eine
feuchtere aber kühlere Luft auf-
gleitet. Das sei an einigen Bei-
spielen erläutert,
900 | 270 | 10 12 15.0 Aus diesen Beispielen ent-
900 26,8 100 5.6 38 nehmen wir, daß Unterschiede
300 \ 544 | 10 38 | 35.0 in der aktuellen Temperatur
900 | 54.3 * 100 11,9 15.0 recht groß sein können, wenn
300 | 200 10 0.47 | 00 nur bei gleichem Wert von &
800 20.0 100 3,1 - 60 ein beträchtlicher Feuchteunter-
000] 228 | 20 | 9.80] TZ180 /\ 20 schied besteht. Natürlich sind
600 23.2 100 0.47*) | -— 20.0 U + absichtlich Extremfälle heraus-
*) Bezogen auf Eissättigung, ı gegriffen worden, um die Unter-
— — —m—— —J gchiede recht stark herauszu-
stellen. Je höher an sich & ist, um so größer wird der Unterschied (also in
Warmluftmassen) in der aktuellen Temperatur, wenn stärkere Feuchteunterschiede
rsorhanden sind. Mit wachsender Höhe wird die Differenz dagegen immer kleiner
wegen der geringen spezifischen Feuchte bei tiefen Temperaturen. Im letzten
Beispiel ist auch mit Eissättigung gerechnet worden. Die in der Tabelle ent-
haltenen Werte kommen im mitteleuropäischen Material beständig vor.
Bei manchen Wetterlagen sollte aber doch mehr Wert auf die Darstellung
der Feuchteverhältnisse gelegt werden, denn gerade diese werden z. Z. recht
stiefmütterlich behandelt. Will man im Wetterdienst erfolgreich sein, dann muß
man die Verarbeitungsmethode unbedingt der jeweiligen Wetterlage anpassen,
von erstarrten Methoden sind keine neuen prognostischen Erkenntnisse zu
erwarten. Und diese Gefahr besteht heute.
Wenn ich für die Verwendung der Feuchte eine Lanze brechen will, so bin
ich mir durchaus bewußt, daß die Angaben der Haarhygrometer in großen Höhen
schlecht sind, aber zu Berechnung der @'-Werte verwenden wir sie ja auch. So-
lange man nur Flugzeugaufstiege verwendet, haben wir unter gleichen Bedingungen
erworbenes Material vor uns und daher sind diese Werte mit den gleichen prin-
zipiellen Werten behaftet, es ist also homogenes Material“).
Was wir an augenscheinlichen Wettererscheinungen beobachten — Wolken
and Niederschläge —, so sind diese doch ganz und gar von dem Wassergehalt
3) Möller [?] gibt z. B. für 500 mb @ =57,2° und @'=59,1° für T= — 10° und Sättigung
an. Höhere @-Werte treten, in Mittel-uropa praktisch nicht auf, Diese Unterschiede entsprechen also
Maximaldifferenzen. — *%) Über die en Unterschiede zwischen Flugzeug- und europäischen
Radiosondemessungen liegen bisher keine Veröffentlichungen vor, ebenso über die Unterschiede bei
Messung mit verschiedenen Radiosondekonstruktionen,