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Full text: 67, 1939

Wasmund, E.: Erfahrungen mit Ankergrundproben. 
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zwischen 10 bis 30 m, in außerheimischen Gewässern steigt der Prozentsatz 
der tieferen Grundproben auf 20%, 
Die bisher eingegangenen Grundproben aus Tiefen unterhalb 30 m stammen 
von ganz bestimmten Fahrzeugen, In der Heimat sind es Vermessungschiffe, 
Versuchsfahrzeuge verschiedener Art und Fischereischutzboote, gelegentlich 
ankert einmal ein Kreuzer oder ein Panzerschiff auch etwas tiefer als 30 m. 
Dazu kommen von der Handelsflotte die Kabeldampfer, die in heimischen und 
Iremden Gewässern einen ganzen Teil der tiefen Proben lieferten. In aus- 
ländischen Gewässern ankern die Schulschiffe, einige Frachtdampfer und Wal- 
länger auf Tielen von 30 bis 100 m, in größeren Tiefen nur „Meteor“. 
3. Unterschiede zwischen Grundproben am Handlot und am Anker. 
Als wichtigste Erfahrung ist die Tatsache anzusehen, daß die Ankergrund- 
probe oft nicht der Bodenbezeichnung auf der amtlichen Seekarte entspricht, 
Das kann verschiedene Gründe haben. Die Bodenbezeichnungen in den 
Seekartenwerken beschränken sich auf mehr oder weniger konventionelle 
Namen (z. B.: f, Sd, Spr. = feiner Sand mit Sprenkel), stammen von geologisch- 
petrographisch ungeschultem Vermessungspersonal mit unvermeidbar subjektiver 
Einstellung. Das läßt sich auf manchen Karten direkt nachweisen, wo bestimmte 
Bodenbezeichnungen auf ein kleines Gebiet beschränkt sind, Manche Unterschiede 
in der Benennung dürften in Wirklichkeit solche des Namengebers sein, manche 
sind auch unwahrscheinlich, Z.B, kommt „Fels“ mehrfach in der Kieler Bucht 
vor, es sind natürlich nur Findlinge. Oder es wird im W einer Bucht offenbar 
dasselbe Schl, (Schlamm) genannt, was im O Sk (Schlick) heißt. Und wie schwer 
kann sogar dem Fachmann an Bord ohne Hilfsmittel etwa die Unterscheidung 
{allen zwischen Lehm, Ton und Mergel, wie sie auf den Seekarten gemacht 
wird, Zudem ist ein guter Teil der Seekarten-Bodenbezeichnungen alt und 
stammt aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, . 
Der Hauptgrund für die Widersprüche zwischen Seekarte und Ankergrund- 
probe legt aber tiefer und wird klar, wenn man mit tiefreichendem Rohrlot 
oder schwerem Bodengreifer an der Ankerstation kontrolliert und gleichzeitig 
mit dem Handlot lotet. Am Südabhang des Vejsnäs Flak S der dänischen Insel 
Ärö in 14 m Tiefe brachte das Handlot groben Sand, die Ankergrundprobe Ton, 
der Bodengreifer sandigen Schlick, nach unten tonig werdend, 
Es handelt sich bei diesem Beispiel um eine allgemeine Erscheinung: das 
Handlot bringt immer zu grobe Korngrößen, bis zu einer gewissen 
Grenze, In dem Talg der unteren Ausnehmung des Lotkörpers bleiben sperrige 
and grobe Bestandteile, wie Muschelschill, Sand, kleine Steine, immer haften, 
während die tonigen Teile entweder gar nicht hängenbleiben oder beim Ein- 
holen der Leine ausgewaschen werden. So ist das Seekartenwerk im ganzen in 
seinen Bodenbezeichnungen in Richtung „Sand, kleine Steine und Muschel- 
schalen“ überbetont. Deshalb ist die Seekarte an sich nicht „falsch“, denn sie 
dient in erster Linie navigatorischen Zwecken. Der sie gebrauchende Seemann 
lotet bei diekem Wetter mit dem gleichen Handlot wie der Vermessungsgast 
und bestimmt dann bei unsicherem gegißten oder gepeiltem Besteck seinen 
Schiffsort. Eine „richtige“ wissenschaftliche Bodenkarte würde ihm meist nichts 
nützen, denn man kann etwa ein Riff oder eine Bank in Fahrt anloten, aber 
nicht dauernd stoppen und Manöver ausführen, wie es die Handhabung exakter 
Bodenentnahmegeräte erfordert, Allerdings liegen die Dinge etwas anders, wenn 
die Seekarte dem Seemann Auskunft geben soll über geeigneten Ankergrund, 
Vorbedingungen eines Bergungsmanövers, Verwendungsmöglichkeit des Grund- 
schleppnetzes, Einsatz von Tauchern, Tragfähigkeit des Meeresbodens für ver- 
schiedenste Zwecke usw. Hierfür brauchen wir, genau so wie für geotechnische 
Fragen, neben den bisherigen Seekarten und ähnlich den bisherigen Fischerei- 
karten neue Seebodenkarten. . 
Für den nautischen Gebrauch sind also die Seekarten-Bodenbezeichnungen 
nach bisherigem Verfahren ebenso „relativ richtig“ wie sie für wissenschaftliche 
oder andere Zwecke nicht ungeprüft verwendbar sind.
	        
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