Ann. d. Hydr. usw., LXIV. Jahrg, (1936), Heft 1.
Die Veränderlichkeit der jährlichen Niederschlagsmengen.
Mit. sechs Karten für Mitteleuröpa, Südamerika und das ehemalige Deutsch-Südwestafrika,
Von Hans Maurer, Berlin.
(Hierzu Tafel 1 und 2 mit Karten 1 bis 6, ferner Tabellentafeln 8 bis 5 mit Tabellen 1 und 3 bis 6.)
Als einfachstes Kennzeichen für die Höchstschwankung der jährlichen Nieder-
schlagsmengen hat G; Hellmann (1) 1909 den Schwank ungsquotienten @ vor-
geschlagen, das Verhältnis der Menge des regenreichsten zu jener des regen-
ärmsten Jahres; und es ist bereits eine Weltkarte über die geographische
Verbreitung dieser Größe von O0, Eberle (z) 1927 veröffentlicht worden, Die
Karte gibt den Verlauf der drei Linien g= 25, 4 = 4, qg=5 und, von ihnen be-
grenzt, vier Gebiete, in denen die Niederschlagsschwankung als unbedeutend,
unschädlich, stark schädigend und schließlich vernichtend bezeichnet wird, In
seiner Arbeit, die eine Fülle von Beobachtungsmaterial der Begenstationen und
ein gutes Literaturverzeichnis bringt, geht ©. Eberle auch auf eine Arbeit von
mir (s) aus dem Jahr 1911 ein, in der ich glaube überzeugend dargetan zu
haben, daß der Schwankungsquotient keine geeignete Größe ist, um die Regen-
veränderlichkeit von Orten verschiedener mittlerer Regenmengen zu vergleichen,
und deshalb nicht für Weltkarten tauglich erscheint. Leider hat sich Eberle
diese Warnung nicht dienen lassen; und se finden wir auf seiner Weltkarte die
Sönderbarkeit, daß die ausgedehnten. Wüstengebiete der Erde, in denen alle
Jahresmengen, mithin auch ihre Höchstschwankungen sehr klein sind, als Ge-
biete mit vernichtender Schwankung erscheinen, Der Grund für diese Irrefüh-
eung liegt darin, daß bei zwei kleinen Zahlen ihr Unterschied zwar klein, ihr
Verhältnis. aber sehr groß, sogar unendlich groß werden. kann, wenn die kleinere
Zahl = 0 wird. Die Werte von 4 2>5 in den Wüsten. bedeuten also überhaupt
keine geophysikaälische Tatsache, sondern nur eine arithmetische Eigenschaft des
Schwankungsquotienten, der deshalb für eine Weltkarte unbrauchbar ist, Bezüg-
ch näherer Erläuterung der Frage darf ich auf meine Arbeiten aus den Jahren
1911 (z) und 1928 (s) verweisen und wiederhole hier nur ein Beispiel aus dem
Jahr 1911: „Was würde uns eine Karte des Schwankungsquotienten für West-
afrika sagen, wenn. wir bei den verschiedensten absoluten Regenmengen etwa an
verschiedenen Stellen den Wert 7 = 2 vorfänden? Im Kameruner Küstengebiet,
wo das Mindestjahr bereits 83000 mm bringt, würde uns die Angabe, daß die
Menge auch bis 6000 mm. steigen kann, ziemlich wenig interessieren; sie hätte
wohl für Bauanlagen Interesse, für alle Kulturen aber, die soviel Wasser über-
haupt vertragen, reichte die Mindestmenge bereits aus, Für einen Ort im Innern
von Kamerun aber, wo das Mindestjahr beispielsweise 400 mm, das Höchstjahr
800 mm brächte, wäre das letztere noch für eine Reihe von Kulturen aussichts-
reich, für die das andere zu Mißernten führen. würde; und an der Küste von
Deutsch-Südwestafrika wäre es uns völlig gleichgültig, ob das Jahr 15 mm. oder
30 mm Regen brächte; beide Jahre wären gleich wertlos bezüglich der Regen-
ausnutzung, Wenn an dieser Küste @ viel höhere Werte annimmt (für Walfisch-
bay co), so bedeutet dies keine große Veränderlichkeit, auch keine klimatische
Eigenschaft dieses Gebietes, sondern. nur eine arithmetische Eigenschaft des
Schwankungsquotienten, der eben eine allgemein. verwendbare Vergleichsgröße
nicht darstellt.“
Jeh habe deshalb nach Größen gesucht, die sich für eine Vergleichbarkeit
der Schwankungen der Jahresmengen auch bei sehr verschiedenen
mittleren Regenmengen eignen, Während die Arbeit von 1911 hierfür mur
die Grundgedanken und vorläufige Vorschläge bringt, bietet die Arbeit von 1928
zwei dafür sehr gut geeignete Größen, eine für die Höchst-Veränderlichkeit und
eine für die mittlere Veränderlichkeit, Für die Höchst-Veränderlichkeit (4)
werden. ebenso wie für den Schwankungsquotienten 7 nur die Mengen des
feuchtesten und des trockensten. Jahres verwendet, während die mittlere Ver-
änderlichkeit, das Schwankungsmaß 5 alle Beobachtungsjahre berücksichtigt,
Ant. d, Hyde, uawı 1936, Heft L