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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1933,
zu den Ortszeiten 6, 12 und 18 Uhr beobachtet worden. Auf der ersten Fahrt
sind 120 Höhenwindmessungen ausgeführt worden, von denen 19 die Höhe von
10 km überschritten haben; auf der zweiten Fahrt haben von 99 Pilotballonen
25 mehr als 10 km Höhe erreicht. Die größte Höhe betrug 21,6 km. Die auf
der ersten Fahrt außerdem vorgesehenen Aufstiege von Radiosonden im Rahmen
des Beobachtungsprogramms für das zweite Internationale Polarjahr hatten
leider nicht den gewünschten Erfolg, da wahrscheinlich der Empfänger infolge
des langen Aufenthaltes in der feuchten Tropenzone versagte. Zur Untersuchung
des Austausches sind Messungen des Geschwindigkeits- und Temperaturgefälles
der Luft zwischen Meeresoberfläche und 20 m Höhe begonnen worden. Hierzu
waren für die erste Fahrt 4 Schalenkreuzanemometer in entgegenkommender
Weise von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und der Mehrfach-
schreiber von dem Preußischen Meteorologischen Institut freundlichst zur Ver-
fügung gestellt worden, Zur Frage der Beeinflussung der an Bord gemessenen
Lufttemperaturen durch das Schiff sind Meßreihen angestellt worden und ist ein
neuer, von Seilkopf angegebener und vom Flugtechnischen Forschungsinstitut
der Technischen Hochschule Hannover gebauter, der Verbesserung der Belüftung
dienender Thermometerschutzkörper erprobt worden, Außerdem sind Temperatur-
messungen an Schiffsteilen und in Schiffsräumen durchgeführt worden.
Der Wetterdienst der Flugwetterwarte hat nicht nur die Aufgabe, die Flug-
zeuge auf den Strecken Las Palmas—Bathurst—D, „Westfalen“—Natal, sondern
auch die Schiffsleitung bei der Wahl des Ortes zu beraten, an dem die jeweils
günstigsten Bedingungen zur Landung und zur Aufnahme der Flugboote zu
erwarten sind. Da die Veränderungen der Passatgrenzen und des Mallungen-
gürtels, in dessen Gebiet große Teile der Ozeanflugstrecke verlaufen, sehr
wesentlich in Beziehung zur Großwetterlage auf dem Özean stehen, reichen die
von D. „Westfalen“ selbst aufgenommenen Schiffswettermeldungen und Sammeltele-
gramme von Afrika und Südamerika für den Wetterdienst der Flugwetterwarte
allein nicht aus. Zur Zeichnung der Atlantikwetterkarte werden daher von der
Seeflugabteilung zwei- bis dreimal täglich verschlüsselte Wetterübersichten über
die Wetterlage auf dem Ozean übermittelt. Schon die Erfahrungen der ersten
Versuchsfahrt ergaben, daß ein Wetterdienst auf Grund dieser Berichte und der
eigenen Wetteraufnahme auch in der Tropenzone möglich ist. Dabei sind aber
die Höhenwindmessungen von großer Bedeutung, weil durch sie Rückschlüsse
auf die großräumige und wetterbestimmende Luftdruckverteilung gezogen werden
konnten. Das Zusammenschließen der meist nur spärlich verteilten Schiffswetter-
meldungen zu einem Gesamtbild der Wetterlage wird dadurch wesentlich er-
leichtert. Hierbei fanden die drahtlos übermittelten Höhenwindmessungen von
den Höhenwindmeßstellen „A“ auf D. „Cap Arcona“, „C“ auf D. „Sierra Salvada“
und „E“ auf M.S. „General Osorio“ neben den an Bord D. „Westfalen“ selbst
angestellten ausgiebig Verwendung.
XIN. Bericht der Abteilung A/B (Wissenschaftliche Zeitschriften und
Bibliothek der Deutschen Seewarte),
a) Schriftleitung der „Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie‘,
Der 61, Band der Annalen umfaßt 404 Seiten gegen 512 Seiten des Jahr-
gangs 1932. Mit Rücksicht auf die verfügbaren Mittel mußten mehrfach Hefte
zusammengelegt werden: I/II, V/VI, VIII/IX und XI/XII. Andererseits wurde
las der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft anläßlich ihrer Fünfzigjahr-
Feier gewidmete Oktoberheft bei einem Umfang von 80 Seiten besonders reich-
haltig ausgestattet: es enthielt u. a. 15 Fachabhandlungen und -mitteilungen von An-
gehörigen der Seewarte und des Hamburger Zweigvereins jener Gesellschaft. Seine
Einleitung bildete mit dem Begrüßungsspruch die letzte für die Öffentlichkeit
bestimmte Kundgebung des verstorbenen Präsidenten der Deutschen Seewarte,
H,. Dominik; am Schluß war die Traueransprache wiedergegeben, die dem Heim-
gegangenen gewidmet war bei der Gedenkfeier in der Seewarte am 20. September d. J.