192 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Dezember 1934.
sein kann, soll an den Werten der Tabelle 3 gezeigt werden, in der die zeit-
lichen Änderungen des Nullpunktes verschieden gefüllter Thermometer wieder-
gegeben sind.
Man erkennt, daß die durch die strukturellen Umwandlungen in der thermo-
metrischen Flüssigkeit verursachte Nullpunktssenkung sehr beachtlich sein kann
und sehr unregelmäßig mit der Zeit verläuft. Letzteres liegt in der Hauptsache
darin begründet, daß die Kontraktion unter dem Einfluß des Lichtes beschleunigt
wird; je nachdem also die Thermometer mehr oder minder der Strahlung aus-
gesetzt werden, wird auch die Polymerisation mehr oder minder rasch vorsich-
gehen. Weiterhin spielt die Temperaturstufe; in der sich die Thermometer be-
fanden, für die Polymerisationsgeschwindigkeit eine Rolle. Ein sprechendes
Beispiel hierfür liefert Thermometer Nr. C 17, das vor der zweiten Prüfung
(6 Monate) während etwa 150 Stunden ununterbrochen mit einer blauen Osram-
Vitalux-Lampe in Parabolreflektor bestrahlt wurde‘).
Der tatsächliche Kontraktionsbetrag (Tab. 3} ist noch etwas größer, da die
der Kontraktion entgegenwirkende Glaszusammenziehung, die eine Nullpunkts-
hebung hervorruft, in dem Resultat mitenthalten ist.
Im gleichen Sinne wie die Kontraktion wirkt sich die Kompressibilität der
Thermometerflüssigkeiten aus, Da der flüssigkeitsfreie Kapillarraum der mit
organischen Flüssigkeiten beschickten Thermometer stets mit einem Gase an-
gefüllt ist, dessen Druck eine von der Temperatur t abhängige Größe darstellt,
gilt für die temperaturbedingte Volumänderung eines Indikators mit dem Kom-
pressibilitätskoeffizienten ß:; ?)
Aa [18 PC ept)]-
Da weiterhin wegen des Ausdehnungskoeffizienten ag des Glases nur die schein-
bare Ausdehnung des Gases @'ı = a. — @g und die scheinbare Ausdehnung der
Flüssigkeit ey= ar-—@g in Ansatz zu bringen sind und da weiterhin der Aus-
dehnungskoeffizient 8 bei den meisten Flüssigkeiten stark mit der Temperatur
schwankt, also ß=f{f(t) ist, gilt:
enl+erd [1 CO pl+ez8]-
Bei den in der Meteorologie gebräuchlichen Flüssigkeitsthermometern mit
organischen Indikatoren — Minimumthermometern — ist der innere Gasdruck
mit Rücksicht auf die relativ geringen Temperaturen, denen diese Thermometer
ausgesetzt werden, klein gehalten, so daß ein durch Kompressibilität der Flüssig-
keit hervorrufbarer Fehler wohl nie in die Erscheinung tritt. Dagegen macht
sich das Überdestillieren von Flüssigkeit, das nur durch einen erhöhten Gasdruck
über der Flüssigkeit zu behindern wäre, oftmals stark wertverfälschend be-
merkbar, wie die Werte in Tabelle 4 ausweisen. Diese Werte wurden so erhalten,
daß die Versuchsthermometer (Minimumthermometer) während 48 Stunden auf
etwa 35° C gehalten wurden und während dieser Zeit ungefähr alle sechs Stunden
eine Nullpunktsprüfung vorgenommen wurde, Die Füllflüssigkeiten der be-
treffenden Thermometer sind mit den ihnen normal zukommenden Siedepunkten
angegeben.
Tabelle 4.
Thermometer
Toluol (109.2—110.6° ......
Amylalkohol (137.0—137.8°) ..
Aethylalkohol (77.7—78.4°) ..ı
Glykol (192.0—197.5°) .. 00. -
Methanol (64.2-—66.0% .
0
13
_.01
0.0
„07
35
Prüfergebnis nach Stunden
12 2: IR | 94 36
36 | 48
- 03 DA
—011 0}
—03 — U
—07° —€
03
04
69
Re
— 0.6 | — 0.6 | — 0.7 |—07
—0.21—03 | —03 | — 0.35
deutliche Tropfenbildung!
—08 | — 08 Berk | —0.9
aytliche Tropfenbildung!
1) Bei gefärbtem Flüssigkeitsthermometer treten noch weitere Fehlerquellen auf, die hier aber
unerörtert bleiben sollen, da Thermometer mit gefärbten Indikatoren z, Z. so gut wie gar nicht in der
Meteorologie Verwendung finden. — ?} W.Gruudmann, Zschr. £. Physik. 86, 550, 1933.