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Full text: 62, 1934

Grundmann, W.: Über die Nullpunktsänderung: der Thermometer usw. 491 
Thermometer normalerweise in der Praxis ausgesetzt sind. Zu welchen Fehler- 
beträgen in der Temperaturangabe infolge falscher Extrapolationen solche un- 
zulänglichen Eichungen führen können, soll an einigen Beispielen (Tab. 2) ge- 
zeigt werden. 
Tabelle 2. 
Thermometer 
NT. 
Eichergebnis bei den “Femperaturen: 
„33% | —30° ! —20° | —10° 0° 10° 
638412 —0.15 —0.18 
31 735 4022 | +0.12 
707 + 0.60 ' 0.14 
88 147 —0.85  —0.45 
1.045 4024 —010 
— 0.08 
+ 0.06 
— 0.02 
— 0.15 
— 0.06 
— 0.04 
+0,02 
+ 0.00 
+ 0.02 
+ 0.02 
+ 0.00 
+ 0.02 
+ 0.00 
.& 0.02 
+ 0.02 
+ 0.00 
+0.04 
—— 0,05 
— 0.02 
90° 
+ 0.05 
— 0.02 
— 0.02 
ı —0.12 
— 0.02 
200 
+ 0.00 
— 0.05 
| — 006 
| — 0.05 
+ 0.04 
Diese Werte zeigen deutlich, daß eine Extrapolation keinesfalls statthaft ist. 
Das Thermometer Nr. 88 147 beispielsweise war ursprünglich nur zwischen +40°C 
und —20° C geeicht, Während zwei Jahren wurde bei Temperaturen unter 
-20° C — teilweise wurden Temperaturen um —32° C gemessen — die bei 
—20° C ermittelte Korrektur angebracht, infolgedessen Fehler von bis zu 0.7° C! 
gemacht. Bei Thermometern, deren Skalen nach sogen. Mutterskalen angefertigt 
sind, betragen die Fehler, d, bh. die jeweils anzubringenden Korrektionen oftmals 
ein Vielfaches der aus der Tabelle hervorgehenden Beträge. Zum größten Teil 
erklären sich die Schwankungen in den Abweichungen aus der unvermeidlichen 
ungleichen und oftmals auch mangelhaft ausgemessenen Kalibrierung der Kapillare, 
Während bei den Quecksilberthermometern die alterungsbedingten Nullpunkts- 
änderungen ausschließlich auf die Vorgänge im Thermometerglase zurückzuführen 
sind’), liegen die Verhältnisse bei den mit organischen Indikatoren beschickten 
Flüssigkeitsthermometern wesentlich anders und komplizierter. 
Zunächst ist es naturgemäß auch hier wieder die Glasalterung, die eine 
Fehlerquelle in demselben Sinne wie bei den Quecksilberthermometern, d. h. eine 
Nullpunktshebung, darstellt. Diese ist aber klein im Vergleich zu denjenigen 
Fehlerquellen und Beträgen, welche durch das Verhalten der in den Flüssigkeits- 
thermometern zur Verwendung gelangenden Indikatoren bedingt sind. 
Die in den Flüssigkeitsthermometern heute vorwiegend benutzten Substanzen 
sind Methanol, Aethylalkohol, Amylalkohol, (n-)-Propylalkohol, prim. Normal- 
butylalkohol, Petroleum, Petroleumäther, Toluol, synthetisches Pentan, technisches 
Pentan, Anilin, Kreosot und die verschiedenen Xylole, Fast alle diese Stoffe 
und besonders deren Mischungen unterliegen mit der Zeit strukturellen Verände- 
rungen — Polymerisationserscheinungen?) —, durch die eine Kontraktion hervor- 
gerufen wird, die sich in einer Nullpunktsdepression äußert?%). Wie groß diese 
Tabelle 3. 
Thermometer 
Nr. 
0 
X 9 +03 
B 14 —02 
A 5 +02 
3749 — 0.2 
A 8 —0.1 
O 17 —05 
7009 08 
ß 
+02 
— 0,5 
— 0.1 
—03 
— 04 
— 1.4 
A 0.2 
Prüfergebnis nach Monaten 
192 18 24 36 
AR 
440 — 0.3 — 05 
—06 — 0,8 — 08 
— 0.1 —0.] — 0.2 
—03 —0.3 — 0.4 
— 0.5 —05 | — 0.6 
— 1.4 — 0A — 1.5 
0.2 4 0.2 402 
—0.6 — 0.7 
— 0.9 —1.1 
—02 —02 
—0,4 —05 
—0.8 —0.9 
— 186 — 18 
401 ‘ 401 
AA 
—0.7 
—12 
—0.2 
—06 
—0,9 
— 2.1 
40.0 
1) Dabei ist vorausgesetzt, daß das in die Thermometer eingefüllte Quecksilber der Vorschrift 
entsprechend auch tatsächlich rein ist. Diese Prämisse trifft jedoch leider häufig genug nicht zu, 
weil manche Thermometerfabrikanten das Quecksilber oft tagelang in Schalen offen stehen lassen und 
mit allen möglichen Verunreinigungen (Fett, Staub, Wasserdampf) in Berührung bringen. Die Folgen 
davon sind dann u. a, das Reißen des Fadens immer an derselben Stelle, Absatz an der Kapillar- 
wandung u, a. m, — 2?) Oftmals an einer Gelbfärbung der ursprünglich farblosen Flüssigkeit zu be- 
merken. — % W. Grundmann, Zschr, f. Physik. 86, 550, 1933; Zschr. f, techn. Physik, 15, 119, 
1934; Zschr, £, Instrkde, 54, 247, 1934,
	        
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