16 Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 1934,
sich eine solche Anschauung sehr wohl begründen, webei eine hinreichende
Übereinstimmung zwischen Rechnung‘ und Beobachtung auftrat [2]. Ergänzend
und verallgemeinernd soll hier auf die mehr quantitatiye Seite kurz ein-
gegangen werden.
Aus Gleichung (5) folgt als räumlich-zeitlicher Höchstwert der Geschwindig-
keit bei Seichesströmungen. Yıyax = HE Die Meriansche Formel gestattet, T
durch h und / auszudrücken; alsdann bleibt eine von der Zahl der Knoten un-
abhängige Beziehung: *
|Ymax| = 2 Ve
Nach Krümmels Handbuch der Ozeanographie bezeichnen Hunt 10, Lyell
15, Lapparent 20 em/sec als zur Verfrachtung‘ feinen Seesandes ausreichende
Stromstärke,‘ Schlick in Seen wird wahrscheinlich noch leichter bewegt. Es
muß jedoch die Grenzgeschwindigkeit etwas überschritten werden, um bei Seiches
räumlich und zeitlich genügend ausgedehnte Wirkungen auf die Bodenfläche zu
erzielen; dabei ist zu beachten, daß räumlich der Abfall beiderseits des Ortes
der Höchstgeschwindigkeit sehr langsam, mit der cos-Funktion geschieht, Es
reicht wohl hin zu verlangen, daß mindestens ein Yınax FON 20 em/sec erreicht
werden muß, wenn von einer morphologischen Bedeutung der beirachteten Strö-
mungen die Rede sein soll. Die Festsetzung dieses Schwellwertes liefert in der
Ungleichung a Vg<20VKN ein Mittel, um Mindestgrenzen für die Wellenausschläge
Tabelle 2 (a) in Abhängigkeit von der mittleren Tiefe (h)} aufzustellen.
- '"_— Wir können der Tabelle 2 entnehmen, daß also durchaus nicht
| 5] allzu. beträchtliche Seichesbewegungen auch in tieferen Seen zu
[ a=2]/5 einem Einfluß auf Boden und Wandungen zu führen vermögen,
m em | sobald ein genügend tiefreichender feiner Schlicekgrund vor-
"| handen ist. Weist ein Becken in der Gegend seiner Mitte Ver-
engungen auf, so werden bereits schwache stehende Wellen
5 merkbar ausschleifend wirken. Es ist vielleicht nicht völlig
10 anangebracht, die Seenforschung bei künftigen Einzelunter-
95 suchungen von vornherein auf diese Fragen hinzuweisen.
N Im Rahmen der hier gegebenen allgemeinen und stark ver-
En einfachten Darstellung wurde die zweifellos bedeutsame Ab-
um 7 — hängigkeit der Strömungsgeschwindigkeit von der Wassertiefe
nicht berührt. Der Wert der Angaben in Tabelle 2 erscheint beträchlich ge-
schmälert, wenn wir bedenken, daß in der Natur der Erfüllung der Grenz-
bedingung Ygzoden=0 eine gewisse Wahrscheinlichkeit zukommt. Es sei jedoch
nochmals darauf hingewiesen, daß mit dem Frischen Haff ein Beispiel vorliegt,
für welches bei der Häufigkeit der am Pillauer Pegel beobachteten stehenden
Wellen des dortigen Teilbeckens in Verbindung mit der Regelmäßigkeit der Auf-
teilung der Normalkurve eine tatsächliche Wirksamkeit von in diesem Falle vier-
knotigen Seichesbewegungen gewährleistet zu sein scheint“) Gemäß den beob-
achteten Ausschlägen tritt dort im Mittel eine Höchstgeschwindigkeit von 23 em/sec
auf bei einer Wassertiefe von rund 3 m. Wie übrigens jede aus Amplituden
grrechnete Stromstärke stellt diese einen Integralwert dar, Wenn Messungen
wenigstens der ÖOberflächenströmungen bei Seiches vorlägen, lHeße sich aus
ihnen noch manches Wichtige in bezug auf die hier angeschnittenen Fragen
beitragen.
I. Nimmt man die Tatsache der Umformungsmöglichkeit der Normalkurve
durch Seichesströmungen als gegeben an, so liegt die Frage nahe, inwieweit bei
erfolgter Umbildung eine Rückwirkung auf die Eigenschaften der stehenden
Wellen bedingt sein kann. Insbesondere ist eine etwaige Abänderung der Periode
der freien Eigenschwingungen von Wichtigkeit, Es erweist sich als vorteilhaft,
zur Untersuchung dieses Problems die sogenannte »Japanische Theorie« der
Periodenermittlung heranzuziehen [3]. Nach derselben gilt für die Schwingungs-
*) H. Thorade [9] stellte fest, daß das Verhalten der bodennahen Geschwindigkeitsänderungen
bei Gezeitenströmen in der Deutschen Bucht gleichfalls den Gedanken an eine Art leiten nahelegt.