30 Annalen der Hydrographie and Maritimen Meteorologie, Januar/Februar 1933.
Das Anschützsche Instrument kann mithin nur dann sichere Werte für
die Länge geben, wenn man nur Beobachtungen zuläßt, bei denen der Durch-
gang der Sterne durch denselben Vertikalkreis ganz dicht am Meridian erfolgt
(a < 6° für alle Breiten unter 60°; a < 4° für £ = 70%. Die Überlegungen sind
aber nur richtig unter der durchaus nicht sicheren Voraussetzung, daß die Ein-
stellung des Instrumentes auf das den Hilfstabellen entnommene Azimut a auf
0.1° genau bewerkstelligt und innegehalten werden kann.
Die bisherigen Untersuchungen haben sich auf die Frage bezogen, welchen
Einfluß ein Breitenfehler auf die zu berechnenden Azimute und Stundenwinkel
der Gestirne bei ihrem Durchgang durch denselben Vertikalkreis und damit auf
die Brauchbarkeit des Instrumentes und auf die Länge hat. Für die genaue
Festellung der Zeit des Vertikaldurchganges ist aber noch maßgebend, wie schnell
der Durchgang erfolgt oder, anders ausgedrückt, wie schnell sich die Azimute
der Gestirne, genauer ihr Azimutunterschied mit der Zeit ändert. Die Azimut-
änderung eines Gestirns wird durch die Gleichung ausgedrückt:
dass — AS gr dt (sin p — cos ptgh 0084).
Für unseren Fall, wo beide Sterne entweder gleiches Azimut a oder entgegen-
gesetzte Azimute a und a — 180° haben, wird daher:
d (a, — 82) = dtcos@ cos a (tg b, 3- tg h,),
oder, weil cos a nahezu gleich + 1 ist,
nahezu — + dte08@ (tg), FF tgh,).
Die Beobachtung wird daher ein um so besseres Ergebnis zeitigen, je größer
der Ausdruck tg h, +tgh, ist, ein besonders gutes, wenn der eine Stern das
Zenit passiert.
Die vorstehenden Untersuchungen beziehen sich auf die mathematische Seite
des Problems. Wie gut das Instrument, das übrigens, wie ich höre, nur in einer
einzigen Ausführung existiert, in technischer Beziehung funktioniert, darüber
bin ich nicht in der Lage Mitteilungen zu machen.
Auf einen schweren Irrtum, dem sich Herr Schumacher hingibt, muß aber
aufmerksam gemacht werden. Herr Schumacher glaubt, daß nach Berechnung
der Länge nun auch noch die gegißte Breite ohne neue Beobachtung berichtigt
werden könnte. Das ist natürlich ausgeschlossen. Durch die Beobachtung des
Durchgangs der Sterne durch denselben Vertikalkreis kann nur die Länge
bestimmt werden, deren Sicherheit man wegen des unvermeidlichen Breiten-
fehlers nur dadurch erhöhen kann, daß man in unmittelbarer Nähe des Meridians
beobachtet und dafür sorgt, daß tg h, +tgh, möglichst groß ausfällt.
Will man auch noch die Breite bestimmen, so hat man das Instrument auch
noch auf den Durchgang zweier Sterne durch denselben Vertikalkreis in der
Nähe des ersten Vertikals einzustellen. Hier können wieder die Formeln (1)
oder (2) angewandt werden, nur mit dem Unterschied, daß jetzt aus der Durch-
gangszeit und der Länge zunächst die Stundenwinkel t, und t, berechnet und
dann die Systeme in folgender Form benutzt werden: i
u sin (d, + 6)
8X“ Kin (8, F 0)
sin (5-—s)
EP
sin (3 —x)
8
(x —)
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