Schott, G.: Die jährlichen Niederschlagsmengen auf dem Indischen und Stillen Ozean. 8
I. Die Regenmengen auf dem Indischen Ozean,
Daß die geographische Verteilung der Niederschlagsmengen in diesem Welt-
meere sich als durchaus verschieden von der im Atlantischen Meere heraus-
stellen würde, war zu erwarten; maßgebend dalür sind zunächst rein geographische
Gründe: das Fehlen einer Ausdehnung über den nördlichen Wendekreis hinaus,
das Vorhandensein der sehr trockenen Gebiete von Persien, Arabien und NO-
Afrika; und damit dann meteorologische Gründe: das Monsunphänomen und die
Verlagerung des meteorologischen Aquators nach rund 10° $S-Br.
Auf N-Br. ist die Tatsache des sehr großen Unterschiedes der Regenmengen
zwischen Arabischem Meer und der Bay von Bengalen als der wesentlichste Zug
zu nennen, Man hat dies wohl schon, Fie. 1
teilweise an der Hand der mäch- 18. 1. .
tigen Unterschiede im Salzgehalt Be eng Regenwahrscheinlichkeit
des Oberflächenwassers, vermutet, (a) im östlichen Stillen Ozean.
Wa road 4 Den SE Nach Angaben deutscher Segelschiffe und nach einigen Inselstationen
torisch und grundsätzlich richtig
wie immer, vom Äquator an der
ostafrikanischen Küste etwa nach
dem Schnittpunkt des Wendekreises
mit der vorderindischen Küste eine
Trennungslinie zwischen tropischem
Savannengürtel und feuchtem Aqua-
torialgürtel gezogen und dieser
Linie die Jahresmenge von 800 mm
Regen gegeben. Aber die ganze
Größe der Differenz zwischen West
und Ost tritt doch erst jetzt heraus.
Auch jedem, der diese zwei Meeres-
teile aufmerksam befährt, kann der
Unterschied im Witterungscharakter
selbst zur Zeit des NO-Monsuns nicht
entgehen. Darüber sind im An-
schluß an eine Reise Ras Hafun—
Ceylon — Malakka-Straße kürzlich
einige nähere Angaben gemacht?),
Durch die Mitte des Arabischen
Meeres läuft in N—S-Richtung die
Linie von 500 oder 550 mm Nieder-
schlag, durch die Mitte der Bay
von Bengalen aber die Linie für
2000 mm. Die großen Regenmengen der Malabar-Küste reichen westwärts noch
nicht bis zu den Lakkediven und Malediven, Das zwischen beiden Inselgruppen
gelegene, bei den Seeleuten gut bekannte kleine Atoll Minicoi bringt es nur auf
1605 mm, wie die weiter unten gegebene Reihe®) zeigt; und wenn man noch
weiter westwärts in der Richtung auf Kap Guardafui zu sich bewegt, so kommt
man in die Verhältnisse von Nordost-Afrika, genauer von der Somaliküste. Von
der großen, bis über 1000 m hohen Insel Sokotra sind keine Regenmessungen
bekanntgeworden; in den Bergen gibt es zwar mehrfach genug Wasser, und die
Pilots oder Seehandbücher schreiben von zwei kurzen Regenzeiten (Juni— August
sowie November — Januar), aber das Vegetationsbild und die Kulturen sprechen
für sehr mäßige Niederschläge. mindestens im Meeresniveau. Das noch etwas
Wem
‘) Grundriß der Klimakunde, 2. Aufl., Taf. VII, Berlin u. Leipzig 1931. — 2) G. Schott in
Verhandl. des 24. Deutsch, Geographentages, Danzig 1931, 8. 207—208. Berlin 1932. — 3) Bei der
Auswahl derjenigen Orte, für die in diesem Aufsatz auch die mittleren Monatsheträge gegeben werden,
war im allgemeinen der Gesichtspunkt maßgebend, daß die Reihen an verstecktem Platze veröffentlicht
nl oder in der früheren Supanschen Arbeit noch fehlen oder neuere langjährige Reihen nunmehr
vorliegen.