Die Küste, 75 MUSTOK (2009), 255-265
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1. Einleitung
Extreme Sturmflutereignisse gefährden sowohl die deutsche Nordsee- als auch die Ost
seeküste. Dabei sind die Küstengebiete aufgrund der intensiven Nutzung in der Regel sehr
vulnerabel gegenüber solchen Ereignissen. Die Länge der Außenküste Mecklenburg-Vor
pommerns beträgt insgesamt 354 km, wovon 226 km Flachküste und 128 km Steilküste sind.
70 % der mecklenburg-vorpommernschen Küstenlinie befinden sich in einem stetigen Ab
rasionsprozess (MBLU-MV, 2009). Die Länge der Ostseeküste in Schleswig-Holstein be
trägt etwa 637 km, wovon 491 km Flachküsten sind (MLR, 2001). Der Küstenschutz orien
tiert sich maßgeblich an extremen Ereignissen, wobei zum einen ein möglichst hohes Schutz
niveau erreicht werden soll, zum anderen jedoch auch ökologische, ökonomische und
touristische Ansprüche berücksichtigt werden müssen (Jensen et ah, 2007). Ein Schutz der
Küsten gegen jede erdenklich hohe Sturmflut ist nicht möglich, womit bei allen Maßnahmen
zugleich ein Restrisiko verbleibt, welches quantifiziert werden muss. Dies kann unter ande
rem durch die detaillierte Analyse der Sturmflutereignisse und Zuordnung von Eintritts-
wahrscheinlichkeiten erfolgen (Mudersbach u. Jensen, 2008). Für die Bemessung von
Küstenschutzbauwerken sind jedoch nicht in jedem Fall nur die extremsten Wasserstände
von Bedeutung. Für vielfältige Bemessungsaufgaben ist die Kombination von Wasserstand
und Seegang von besonderer Bedeutung.
Für den Küstenschutz maßgebende extreme Sturmflutereignisse sind an der deutschen
Ostseeküste nur schwer zu definieren, weil neben der jeweils bedeutsamen regionalen Aus
prägung derartiger Ereignisse auch die Ereignisse selbst wegen ihrer sehr geringen Eintritts-
Wahrscheinlichkeit schwer fassbar sind. Für die Bemessung von Küstenschutzanlagen be
steht das Problem in der Festlegung eines für die gesamte Ostseeküste gültigen Verfahrens
zur Bestimmung von Bemessungsgrößen, bei dem die regionalen Gegebenheiten mit berück
sichtigt werden. Für die Bestimmung regionaler Bemessungsgrößen müssen als Grundlage
überregionale Bemessungsparameter bestimmt werden, die gleichzeitig Aussagen über Ein-
trittswahrscheinlichkeiten zulassen. Zur Bearbeitung dieser Fragestellungen wurde das
KFKI-Verbundprojekt
Modellgestützte Untersuchungen zu extremen Sturmflutereignissen
an der Deutschen Ostseeküste (MUSTOK)
genehmigt.
Das KFKI-Verbundvorhaben MUSTOK wurde vom Bundesministerium für Bildung
und Forschung (BMBF) unter den Fördernummern 03KIS052 (MUSE Ostsee), 03KIS053
(SEBOK A) und 03KIS054 (SEBOK B) von 07/2005 bis 12/2008 gefördert. Die fachliche
Begleitung erfolgte durch das Kuratorium für Forschung im Küsteningenieurwesen (KFKI-
Fördernummern 84-86).
Das KFKI-Verbundprojekt gliederte sich in die drei folgenden Teilvorhaben:
[1] Modellgestützte Untersuchungen zu Sturmhochwasserständen mit sehr gerin
gen Eintrittswahrscheinlichkeiten an der deutschen Ostseeküste (MUSE Ost
see)
[2] Entwicklung von Methoden zur Bestimmung maßgebender hydrodynamischer
Bemessungsparameter für Küstenschutzanlagen an der Ostsee - Projektgebiet:
Küste Schleswig-Holstein (SEBOK A)
[3] Entwicklung von Methoden zur Bestimmung maßgebender hydrodynamischer
Bemessungsparameter für Küstenschutzanlagen an der Ostsee - Projektgebiet:
Küste Mecklenburg-Vorpommern (SEBOK B)