Die Küste, 75 MUSTOK (2009), 255-265
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Bereich der sehr kleinen Überschreitungswahrscheinlichkeiten physikalisch begründet wer
den. Mit dieser Methodik ist es möglich, Aussagen über sehr geringe Eintrittswahrscheinlich-
keiten zu treffen. Auch bei diesem Ansatz ist jedoch ein weiterer Optimierungsbedarf vor
handen. Für die extremwertstatistischen Analysen wurden den modellierten Extremereignis
sen Wahrscheinlichkeiten aus der Anzahl der meteorologischen Simulationsstunden
zugeordnet. Diese Methodik stellt lediglich eine Näherungslösung dar, da ein entsprechend
großes Datenkollektiv von extremen Wasserständen nicht zur Verfügung steht. Des Weiteren
ist nicht abschließend geklärt, wie stark die modellierten Extremwerte im Vergleich zu den
beobachteten Wasserständen zu gewichten sind.
Abschließend sind aus Sicht der Autoren die Datengrundlagen für statistische Extrem
wertanalysen an der deutschen Ostseeküste mit dem vorliegenden Verbundprojekt deutlich
verbessert worden. Die angewendeten Methoden führen ebenso zu einer verbesserten Beur
teilung der Eintrittswahrscheinlichkeiten extremer Wasserstände. Bei allen extremwertstati
stischen Methoden muss jedoch beachtet werden, dass eine Verifikation der statistischen
Ergebnisse immer schwierig ist.
Neben den statistischen Untersuchungen zu extremen Wasserständen wurden auch
Analysen zu Häufigkeiten von Seegang und zur Eintrittswahrscheinlichkeit von extremen
Seegangsereignissen, sowie zur Dauer von extremen Ereignissen und zur kombinierten Ein-
trittswahrscheinlichkeit von Wasserständen und Seegang durchgeführt. Die Ergebnisse sind
im Detail dem Beitrag von Schlamkow und Fröhle (2009) in diesem Sonderheft der KÜSTE
bzw. dem Abschlussbericht zu entnehmen. Insgesamt liegen als Ergebnis des MUSTOK-
Vorhabens mittlere Verteilungen des Seegangs für die gesamte deutsche Ostseeküste vor.
Daneben wurde für ausgewählte Punkte die gemeinsame Eintrittswahrscheinlichkeit von
Wasserständen und Seegang sowie von Wasserständen und der Dauer einzelner Ereignisse
ermittelt. Hier zeigte sich, dass insbesondere für die Bewertung der Eintrittswahrscheinlich-
keit extrem seltener Ereignisse die Datengrundlage derzeit noch etwas dürftig ist und dass
dementsprechend die Unsicherheiten der Ergebnisse der statistischen Auswertungen noch
vergleichsweise groß sind. Für die Zukunft könnten diese Unsicherheiten verringert werden,
einerseits durch eine Verbesserung der Datengrundlage und andererseits durch eine direkte
Kopplung der statistisch abhängigen Größen Wasserstand und Seegang (bzw. Wasserstand
und Dauer) mit einer entsprechend direkten Ermittlung der gemeinsamen Eintrittswahr-
scheinlichkeiten auf der Grundlage kombinierter, bivariater Verteilungsfunktionen.
Die statistischen Auswertungen der Seegangsdaten sowie der kombinierten Eintritts-
Wahrscheinlichkeiten von Wasserständen und Wellenhöhen sowie Wasserständen und Sturm
dauern können direkt für praktische Bemessungsprobleme aufbereitet werden. Beispiele
hierfür sind in den o. a. Veröffentlichungen angegeben.
3. Schriftenverzeichnis
Benkel, A. und Meinke, I.: Variation von sturmfluterzeugenden Tiefdruckgebieten oder
Sturmflutwetterlagen, Abschlussbericht 1.2 zum KFKI-Verbundprojekt Modellgestützte
Untersuchungen zu extremen Sturmflutereignissen an der deutschen Ostseeküste
(MUSTOK), Geesthacht, 2008.
Bork, I. und Müller-Navarra, S. H.: Modellierung von extremen Sturmhochwassern an der
deutschen Ostseeküste. Die Küste, Heft 75, 2009.
BRUSS, G.; JlMENEZ, N.; Eiben, H. und Mayerle, R.: Bestimmung von Bemessungsparametern
für Küstenschutzanlagen an der deutschen Ostseeküste aufbauend auf Szenariosimulati
onen, Die Küste, Heft 75, 2009.