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Full text: 37, 1909

LG Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, Januar 190%. 
deekung einer Halbinsel, welche sich auf 81° N-Br. nach Osten erstreckt, scheint 
diese Annahme zu bestärken. 
Diese verschiedenen topographischen Fragen: das Aussehen des kontinentalen 
Sockels, die Ausdehnung des Beckens selbst, seine Form, seine Tiefen und sein 
Übergang in die angrenzenden tiefen Meere, sind Fragen von bedeutendem 
Interesse, Man wird selbstredend mit einer einzelnen Expedition, in ähnlicher 
Weise wie die erste »Fram«-Fahrt, eine vollständige kartographische Aufnahme 
dieses ımgeheuren Beckens nicht erreichen, selbst wenn der Triftkurs von dem 
der »Fram« vollständig verschieden wird; aber schon die Beiträge, die durch 
eine derartige Expedition beschafft werden können, werden für die Aufklärung 
der Fragen von Bedeutung sein, 
Es sind, unter anderem von Nansen, in den letzten Jahren Apparate 
konstruiert worden, welche Proben vom Meeresboden schaffen können in einer 
solchen Weise, daß nicht allein. die obersten Schlick- oder Schlammschichten des 
Bodens untersucht werden können, sondern aueh tiefere Schichten bis zu einigen 
Metern tief im Boden, Damit kann man die verschiedenen Schichten der Ab- 
lagerungen erkennen, teils Tier- und Pflanzenreste, teils feinen Sand oder andere 
organische Stoffe, An den meisten Stellen findet man verschiedene derartige 
Schichten übereinander, und diese können dann erzählen von der Geschichte 
Janger Zeiten in ähnlicher Weise wie die geologische Formation mit Versteinermgen 
auf dem Landgebiet, Man hat derartige Schichteneinteilungen des Bodensatz- 
materjals in den letzten Jahren an vielen Stellen. gefunden — in den tieferen 
Teilen. der Nordsee, des Skagerrak, des Atlantischen Ozeans und der Südsee, Sie 
können uns erzählen von großem Wechsel, welcher in den Megresbecken statt- 
gefunden hat, von großen Veränderungen in der Temperatur des Meerwassers 
und vieles andere, Gerade für ein Meer wie das Polarmeer werden derartige 
Forschungen von größtem Interesse sein. Es liegt nahe, an das zu denken, was 
die Geologen bezüglich der wechselnden klimatischen Verhältnisse in Sibirien, 
Grönland, auf der skandinavischen Halbinsel und an vielen anderen Stellen ge- 
funden haben, Die früheren Expeditionen haben nicht die erforderlichen Apparate 
für derartige Untersuchungen gehabt, aber jetzt hat man sie, und es gilt nur, 
sie zu benutzen, r 
Ich habe versucht, in Kürze einige der Probleme darzulegen, deren Er- 
forschung, soweit es den Boden des Polarbeckens selbst betrifft, von Interesse 
wäre, Von noch größerer Wichtigkeit würde es sein, die ungeheueren Wasser- 
massen, welche dieses Becken füllen, mit den jetzt zugänglichen guten Hilfsmitteln 
zu untersuchen, 
Mit den neuerdings konstrulerten Wendethermometern kann man jetzt die 
Temperatur überall im Meeer und in allen Tiefen mit einer Genauigkeit von 
4.) ©. bestimmen. Mit einer so großen Genauigkeit sind z.B, die neuesten 
Untersuchungen im Norwegischen Meer gemacht, Dort hat man unter anderem 
gefunden, daß die Temperatur in der Schichte zwischen 1000 und 1500 m Tiefe 
zwischen +1 und +1,3° ©. liegt, Im den tiefsten Schichten ist sie gleichartig 
und ganz könstant, Im Bodenwasser des Polarmeeres fand Nansen eine etwas 
höhere Temperatur, etwa + 0.9°C. Dies war einer der Umstände, welche ihn 
dazu veranlaßten, die Hypothese über einen Rücken zwischen Grönland und Spitze 
bergen aufzustellen. Weiter scheinen seine Beobachtungen darauf hinzudenuten, 
daß die Temperaturen. in den größten Tiefen abwärts nach dem Boden zu etwas 
höher wurden. Wenn zwischen Spitzbergen und Grönland nicht ein solcher 
Rücken wäre, wie von Nansen angenommen, so würde der Unterschied in der 
Temperatur zwischen dem Bodenwasser im Norwegischen Meer und im Polar- 
becken als eine Wirkung der Erdwärme erklärt werden können, aber da 
— nach den Feststellungen — die Salzgehalte im Polarbecken höher sind als inı 
Norwegischen Meer, so scheint es nicht die gleiche Art Bodenwasser an den 
beiden Stellen zu sein, was darauf hindeutet, daß ein Rücken vorhanden sein muß, 
Diese Fragen. stehen noch offen, aber sie werden jetzt entschieden werden 
können, nachdem die Instrumente einen 80 hohen Grad von Genauigkeit ev- 
reicht haben.
	        
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