Skip to main content

Full text: 18, 1890

12 
Bestimmung der Deviation des Schiffskompasses. 
Bestimmung der Deviation des Schilfskompasses durch Beobachtungen 
der Sonne, des Mondes oder eines anderen Gestirns ohne Kenntnifs 
der Zeit, Breite, Deklination, Variation oder selbst des beobachteten 
Gestirns. 
Von F. Sohnke. 
Zur Bestimmung nach dieser Methode ist mit dem Schiffe, bei möglichst 
gleicbmäfsiger Drehung, ein Kreis zu laufen und das zu beobachtende Gestirn 
beim Anliegen des Schiffes auf einen vollen Kompafsstrich in der gewöhnlichen 
Weise zu peilen. Soll die Deviation für 32, 16 oder 8 Striche, die gleich weit 
von einander liegen müssen, bestimmt werden, so sind hierfür 33, 17 bezw. 
9 Peilungen erforderlich. Die erste und letzte Peilung fallen auf denselben 
Kompafsstrich. 
Der Unterschied zwischen der ersten und letzten Peilung ist gleich der 
Aenderung des Azimuths des zur Beobachtung herangezogenen Gestirns für die 
Zeit, welche die ganze Beobachtung in Anspruch genommen hat. Mittelst dieses 
so gefundenen Unterschiedes werden sämmtliche Peilungen auf ein und den 
selben (mittleren) Zeitpunkt reducirt. 
Zur Ausführung dieser Reduktion nimmt man am bequemsten karrirtes 
(Skizzen-) Papier, welches in Quadratmällimeter getheilt ist. Man konstruirt 
auf demselben ein Dreieck, dessen eine Kathete 16 cm lang ist und dessen 
andere Kathete halb so viel Centimeter enthält, als der in Graden ausgedrückte 
Unterschied der ersten und letzten Peilung beträgt. 
Hat man die Hypothenuse gezogen, so sind die einzelnen Centimeter der 
16 cm langen Seite in der Weise zu nummeriren, dafs beim rechten Winkel die 
Zahl „1“ und so fortfahrend beim spitzen Winkel „17“ zu stehen kommt. Wird 
diese 16 cm lange Kathete als Abscisse angenommen, so sind die Ordinaten 
bei den einzelnen Nummern, wobei die Centimeter Grade und die Millimeter 
Zehntelgrade repräsentiren, die gesuchten Korrektionen für die einzelnen Pei 
lungen gleicher Nummer. Diese Korrektionen müssen, wenn die Azimuthe von 
Nord über Ost benannt sind, zu den entsprechenden Peilungen addirt werden. 
Es ist mithin bei dem weiter unten folgenden Beispiel No. I bei Peilung No. 1 
die Hälfte des Unterschiedes zwischen Peilung „1“ und „33“ zu addiren, für 
Peilung No. 17 ist die Korrektion gleich Null. Um die Korrektionen für die 
Peilungen No. 18 bis 33 zu erhalten, hat man für No. 18 die Gröfse der 
Ordinate No. 16, für No. 19 die von 15 und so weiter für 33 diejenige von 
No. 1 zu nehmen und von den entsprechenden Peilungen zu subtrahiren, wenn 
die Azimuthe von Nord über Ost gerechnet werden. Sind die Azimuthe von 
Nord nach West benannt, so sind die gefundenen Korrektionen von den ersten 
16 Peilungen zu subtrahiren und zu den letzten 16 zu addiren. 1 ) 
Die so korrigirten Peilungen sind für die Praxis mit genügender Genauig 
keit als für ein und dieselbe Zeit bestimmt zu betrachten. 
Nimmt man das Mittel aus den korrigirten oder nicht korrigirten 
33 Beobachtungen, so erhält man das mifsweisende Azimuth der Sonne bezw. 
des zur Beobachtung benutzten Gestirns. Wendet man dieses Azimuth auf die 
korrigirten Peilungen an, welche die mit der Deviation der einzelnen Striche 
behafteten Azimuthe sind, so erhält man in der bekannten Weise für jeden 
Strich die Deviation. 
Die Richtigkeit des Verfahrens ist leicht einzusehen. 
Aufser der bereits aufgeführten Bedingung — einigermafsen gleich- 
mäfsäge Drehung des Schiffes — ist noch erforderlich, um den durch Induktions 
verspätung entstehenden Fehler möglichst zu vermeiden, die Zeit der Drehung 
so zu bemessen, dafs hierzu ungefähr eine halbe Stunde gehört, auch inufs der 
Koöfficient A des Kompasses gleich Null oder sehr gering sein, welches man 
von einem in der Mitschiffslinie aufgestellten Kompafs zu erwarten hat. Wenn 
man aus irgend welchen Gründen gezwungen ist, die Drehung mit dem Schiffe 
schneller zu machen, als es nach dem Vorhergehenden für die Beobachtungen 
Die hier angegebene graphische Methode der Reduktion läfst sich selbstverständlich auch 
durch einfache Rechnung ausführen. Red.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.