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Full text: 16, 1888

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Beiträge zur Kartographie der afrikanischen Küste. 
Häuser schliefsen zu müssen. Auch Treibholz, meist Trümmer gestrandeter 
Schiffe, wurde gewöhnlich in den Buchten aufgefunden. 
Die Mündung des Wad Draa fand man durch eine grofse Sandbank 
gesperrt, welche jede Verbindung zwischen dem Flusse und dem Meere mit 
Booten oder Schiffen unmöglich machte. Eine Landung auszuführen wäre un- 
thunlich gewesen. Das Flufsthal, welches sich in südöstlicher Richtung er- 
streckte, war etwa 1 km breit und lief genau im rechten Winkel auf die Küste 
zu. Der Flufs selbst war etwa 160m, kleinere Nebenarme 30 bis 45m breit. 
Grofse Mengen weicher Schlammmassen, welche von der bis zu 3 Sm landwärts 
ansteigenden Fluth regelmäfsig angefeuchtet wurden, lagerten an beiden Ufern; 
oben braun, sah der Schlamm in geringer Tiefe blaugrau aus, genau so wie das 
Meerwasser an der Küste. In diesem Schlamm fand man Purpurschnecken in 
grofsen Mengen vor. 
Im Flusse waren die Fische — eine Art Salme — so zahlreich, dafs die 
den Fluß Durchschwimmenden in ihren Bewegungen gehemmt wurden. 
Schon 5 Sm von der Mündung war der Wad Draa nur noch 2m breit 
und etwa !/s m tief, führte aber süßlßses Wasser. . 
Die Bewohner des Küstenlandes zwischen dem Wad Schwika und 
Wad Nun sind arabische Steppennomaden. Die in Marokko lebenden Araber 
können sich mit ihnen in arabischer Sprache verständlich machen, wenn- 
gleich die Sprache, welche sie unter sich sprechen, obgleich sie zahlreiche 
arabische Worte enthält, entweder ein arabischer Dialekt oder ein Gemisch 
von Arabisch und Berberisch ist. Sie wohnen in Zeltdörfern, Duars, von denen 
20, 30 und mehr die Kabyle bilden. Dieselbe ist also ein politischer Begriff 
und nicht der Name gewisser Araberstänme, wie dies bei uns vielfach ange- 
nommen wird. An der Spitze des Duars stehen die Duar-Aeltesten, welche 
Recht sprechen und alle gemeinschaftlichen Angelegenheiten regeln und ordnen, 
An der Spitze der Kabyle steht gewöhnlich ein mächtiger und reicher Scheich, 
Das Gebiet der Kabyle ist allgemein ein festbegrenztes, ebenso sind die Duar- 
Grenzen innerhalb der Kabyle fest bestimmt. Die Nomadie dieser Steppen- 
araber bewegt sich daher innerhalb bestimmter Grenzen, deren Ueberschreitung 
sofort zu Kämpfen führen würde. 
Ueber die Schreibweise der Ortsnamen äufsert sich der Verfasser: 
Araber wie Berber bezeichnen die Ortschaften verschieden, und die 
gpanischen und portugiesischen Fischer, welche früher die Küste berührten, 
verdarben die ihnen fremd klingenden Namen vollends. Ferner rühren viele 
Namen von den Spaniern und Portugiesen her, welche in früheren Jahrhunderten 
an den Küsten dieses Landes Handel trieben und Flüsse wie hervortretende 
Küstenpunkte mit Worten ihrer Sprache benannten. Diese sind, wie der Name 
„Aureora“ — das Aureorathal ist eine ca 300m breite, 80m tiefe und etwa 
1 Sm lange, sehr steil abfallende Bodenspalte mit Sülswasserquellen unter 
29° 50‘ — und andere, den Eingeborenen bis auf den heutigen Tag vielfach 
geläufig geblieben, anderweitig aber in Vergessenheit gerathen, so dafs die 
auf den älteren Kartenwerken verzeichneten Namen nicht mehr mit den heute 
gebräuchlichen übereinstimmen. Auch sind Ortschaften, wie solche auf den 
älteren Karten in der Nähe der Mündungen des Wad Draa und Wad Nun, 
sowie an der Küste angegeben sind, jetzt völlig verschwunden, ‚so dafs unsere 
Geographen gut thun werden, bei dem Studium aller älteren Berichte über jene 
Gegend mit der gröfsten Vorsicht und Kritik zu verfahren. 
Wad Nun, mit dem Hafen Asaka an seiner Mündung, hatte in einer 
Entfernung von ca 20 Sm vom Meere eine Breite von 10m und führte reines 
Süßwasser an der Stelle, wo die Reisenden den Flufs überschritten. Hier 
stiels man auch auf Ueberreste alter, voraussichtlich römischer Befestigungen, 
welche auf einem 300m hohen, isolirten Bergkegel angelegt waren und das 
Thal vollständig beherrschten. Zahlreiche Fische und Schildkröten belebten 
den von steilen Folsufern eingeschlossenen Flufs, an ‚dessen Rändern riesige 
Oleanderbüsche und andere Gesträuche blühten und grünten. ; 
Glimim, die Hauptstadt des Wad Nun und Residenz der alten Scheich- 
familie Dachman Ben Biruk, ist von dem Flusse Nun und der Thalsohle 
atwa dreiviertel Stunde nordöstlich gelegen. Unmittelbar nördlich von der 
Stadt fliefst der aus nordöstlicher Richtung kommende Wad Siad vorüber,
	        
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