20
Beiträge zur Kartographie der afrikanischen Küste.
Häuser schliefsen zu müssen. Auch Treibholz, meist Trümmer gestrandeter
Schiffe, wurde gewöhnlich in den Buchten aufgefunden.
Die Mündung des Wad Draa fand man durch eine grofse Sandbank
gesperrt, welche jede Verbindung zwischen dem Flusse und dem Meere mit
Booten oder Schiffen unmöglich machte. Eine Landung auszuführen wäre un-
thunlich gewesen. Das Flufsthal, welches sich in südöstlicher Richtung er-
streckte, war etwa 1 km breit und lief genau im rechten Winkel auf die Küste
zu. Der Flufs selbst war etwa 160m, kleinere Nebenarme 30 bis 45m breit.
Grofse Mengen weicher Schlammmassen, welche von der bis zu 3 Sm landwärts
ansteigenden Fluth regelmäfsig angefeuchtet wurden, lagerten an beiden Ufern;
oben braun, sah der Schlamm in geringer Tiefe blaugrau aus, genau so wie das
Meerwasser an der Küste. In diesem Schlamm fand man Purpurschnecken in
grofsen Mengen vor.
Im Flusse waren die Fische — eine Art Salme — so zahlreich, dafs die
den Fluß Durchschwimmenden in ihren Bewegungen gehemmt wurden.
Schon 5 Sm von der Mündung war der Wad Draa nur noch 2m breit
und etwa !/s m tief, führte aber süßlßses Wasser. .
Die Bewohner des Küstenlandes zwischen dem Wad Schwika und
Wad Nun sind arabische Steppennomaden. Die in Marokko lebenden Araber
können sich mit ihnen in arabischer Sprache verständlich machen, wenn-
gleich die Sprache, welche sie unter sich sprechen, obgleich sie zahlreiche
arabische Worte enthält, entweder ein arabischer Dialekt oder ein Gemisch
von Arabisch und Berberisch ist. Sie wohnen in Zeltdörfern, Duars, von denen
20, 30 und mehr die Kabyle bilden. Dieselbe ist also ein politischer Begriff
und nicht der Name gewisser Araberstänme, wie dies bei uns vielfach ange-
nommen wird. An der Spitze des Duars stehen die Duar-Aeltesten, welche
Recht sprechen und alle gemeinschaftlichen Angelegenheiten regeln und ordnen,
An der Spitze der Kabyle steht gewöhnlich ein mächtiger und reicher Scheich,
Das Gebiet der Kabyle ist allgemein ein festbegrenztes, ebenso sind die Duar-
Grenzen innerhalb der Kabyle fest bestimmt. Die Nomadie dieser Steppen-
araber bewegt sich daher innerhalb bestimmter Grenzen, deren Ueberschreitung
sofort zu Kämpfen führen würde.
Ueber die Schreibweise der Ortsnamen äufsert sich der Verfasser:
Araber wie Berber bezeichnen die Ortschaften verschieden, und die
gpanischen und portugiesischen Fischer, welche früher die Küste berührten,
verdarben die ihnen fremd klingenden Namen vollends. Ferner rühren viele
Namen von den Spaniern und Portugiesen her, welche in früheren Jahrhunderten
an den Küsten dieses Landes Handel trieben und Flüsse wie hervortretende
Küstenpunkte mit Worten ihrer Sprache benannten. Diese sind, wie der Name
„Aureora“ — das Aureorathal ist eine ca 300m breite, 80m tiefe und etwa
1 Sm lange, sehr steil abfallende Bodenspalte mit Sülswasserquellen unter
29° 50‘ — und andere, den Eingeborenen bis auf den heutigen Tag vielfach
geläufig geblieben, anderweitig aber in Vergessenheit gerathen, so dafs die
auf den älteren Kartenwerken verzeichneten Namen nicht mehr mit den heute
gebräuchlichen übereinstimmen. Auch sind Ortschaften, wie solche auf den
älteren Karten in der Nähe der Mündungen des Wad Draa und Wad Nun,
sowie an der Küste angegeben sind, jetzt völlig verschwunden, ‚so dafs unsere
Geographen gut thun werden, bei dem Studium aller älteren Berichte über jene
Gegend mit der gröfsten Vorsicht und Kritik zu verfahren.
Wad Nun, mit dem Hafen Asaka an seiner Mündung, hatte in einer
Entfernung von ca 20 Sm vom Meere eine Breite von 10m und führte reines
Süßwasser an der Stelle, wo die Reisenden den Flufs überschritten. Hier
stiels man auch auf Ueberreste alter, voraussichtlich römischer Befestigungen,
welche auf einem 300m hohen, isolirten Bergkegel angelegt waren und das
Thal vollständig beherrschten. Zahlreiche Fische und Schildkröten belebten
den von steilen Folsufern eingeschlossenen Flufs, an ‚dessen Rändern riesige
Oleanderbüsche und andere Gesträuche blühten und grünten. ;
Glimim, die Hauptstadt des Wad Nun und Residenz der alten Scheich-
familie Dachman Ben Biruk, ist von dem Flusse Nun und der Thalsohle
atwa dreiviertel Stunde nordöstlich gelegen. Unmittelbar nördlich von der
Stadt fliefst der aus nordöstlicher Richtung kommende Wad Siad vorüber,