Berichte über die Durchsegelung der Torres-Strafse,
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Bake mit einem Dreieck am Topp gut sichtbar war, wurden die zu steuernden
Kurse von der Bramraa aus bestimmt.
Die Steine des Zpili-Riffs liegen zerstreut und weit von einander ent-
fernt und ragen nur eben aus dem Wasser hervor. In der Mitte derselben
steht die Bake, ein einfacher Pfahl, der seitwärts durch dünne Drahttaue ge-
halten wird. Die Mecca-Klippen, welche ganz nahe bei liegen, waren unter
Wasser, aber die Stelle, wo sie sich befinden, von der Oberbramraa gut zu er-
kennen. Sie sind bei sichtiger Luft leicht zu vermeiden. Die schwarze Tonne
auf der unter Wasser liegenden Klippe Harrison, an der Nordseite des Prince
of Wales Channel, war weniger gut zu sehen, da dieselbe nicht besonders grofs
ist. Mit Ausnahme der letzgenannten Klippe waren alle Untiefen im Prince of
Wales Channel, das ganze NW-Riff und die südwestlich von der Goode-Insel
liegenden Bänke von oben deutlich auszumachen und ihre Umrisse an der Ober-
fläche des Wassers leicht erkennbar, Um 3* p.m. beim Passiren von Zpüli
Rock, ganz in der Nähe, wechselten wir Signale mit der Signalstation auf Goode-
Insel; daun setzten wir unsern Kurs klar von der Serpent-Bank und 1% Sm
nördlich frei von Booby- Insel. Um 3* 30” p.m. peilte die Tonne auf der
Klippe Harrison NO und Patt Point die Westspitze von Friday-Insel SO’/40,
Um 4% 55” p.m., als Booby-Insel SOzO 1'/2 Sm entfernt peilte, benutzten wir
die Gelegenheit zur Kontrole des Chronometers,
Folgende Untiefen konnten während der Fahrt durch die Torres-Strafse
nicht entdeckt werden: Jacobus East Shoal, VeteranShoal und die Harrison-Klippe.
2, Bericht von Kapt. A. Lehmann, Führer des Deutschen Schiffes
„J. W. Gildemeister“,
Ein Jeder, der zum ersten Male durch die Torres-Stralse zu gehen hat,
fühlt wohl ein gewisses Grauen davor, welches theilweise seinen Grund darin
hat, dafs hin und wieder ein Schiff in derselben verloren geht, noch mehr aber
durch den Umstand veranlalst wird, dafs Assekuradeure immer noch eine er-
höhte Prämie für das Befahren der Strafse verlangen. Hat man dagegen diese
Strafe ein Mal passirt, so sieht man in derselben keine gröfseren Gefahren, als
wie beim Durchsegeln irgend einer anderen engen Passage in Indischen und
Chinesischen Gewässern, wie z. B. die Bass-, Karimata-, Basilan-, St. Bern-
hardino-Strafse u. s, w. Selbstverständlich ist Vorsicht und Aufmerksamkeit
unbedingt nothwendig, und dafs man bei unsichtigem oder nebligem Wetter,
wenn man die verschiedenen kleinen Inseln als Peilobjekte nicht genau aus-
machen kann, eine Stralse, in der bei Voll- und Neumond eine starke Strömung
läuft, nicht durchsegeln kann, ohne sich der gröfsten Gefahr auszusetzen, ist
selbstredend; indessen findet man in der Torres-Strafse überall guten Anker-
grund. Als die Monate, während welcher die Durchsegelung von Ost nach
West möglich, kann man mit Sicherheit April bis Anfang September annehmen,
In dieser Zeit weht der Südostmonsun. Derselbe ist im April höchstens mälsig,
frischt im Mai auf und weht im Juni und Juli steif bis stürmisch, worauf er
wieder abnimmt, um Mitte oder Ende September dem Nordwestmonsun Platz
zu machen. Dieses ist die allgemeine Regel, wie mir Australische Küsten-
kapitäne, die diese Straße häufig befahren hatten, mittheilten. Von unter
Wasser liegenden Untiefen sind bekannt: die Ost- und West-Jacobus-Bank,
Campbell-Riff und Moresby-Untiefe, auf welch letzterer seit 1885 ein grofser ge-
straudeter Dampfer liegt, der die schönste Marke abgiebt. Campbeli-Riff wurde
bei ganz schlichtem Wasser an der dunklen, fast bräunlichen Farbe des Wassers
erkannt, während wir von Ost- und West-Jacobus-Bank, wohl des schlichten
Wassers wegen, nichts wahrnehmen konnten. Die Englischen Segelanweisungen
für die Torres-Strafse, die jährlich von R. C. Knaggs & Co. in Newcastle,
N.S. W in seinem „Nautical Almanach“ publicirt werden, sind sehr richtig, und
ist man im Besitz einer guten Specialkarte, so wird man durch Kreuzpeilungen
immer genau seinen Kurs kontroliren, seinen Standpunkt feststellen und, wenn
nöthig, den Strom bestimmen können. Der.in der Karte vorgezeichnete Kurs
durch den grofsen Nordostkanal (Blythpassage) geht von allen Gefahren frei,
Da aber ein Segelschiff bei der Wahl des Kurses immer sehr vom. Winde ab-
hängig. ist, und es leicht vorkommen kann, dafs im Südostmonsun der Wind
südlicher als SE und in Folge dessen ein SSW-Kurs, wie ihn die Karte vor-
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