Die Schwankungen des Wasserstandes in ihrer Beziehung zur Witterung,
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vor Allem Fritz!) auf dieselben aufmerksam machen. Die nachfolgende Tabelle
giebt in Lustrenmitteln, berechnet nach den Daten von Fritz,”) die mittleren
Wasserstände des Memel bei Tilsit, der Weichsel bei Kurzbracke, der Oder bei
Küstrin und Neuglietzen, ferner aus der weiteren Nachbarschaft der Ostsee die-
jenigen der Elbe bei Magdeburg, der Weser bei Bremen, des Rheins bei Düssel-
dorf und Emmerich und der Seine bei Paris. Die letzte Reihe bezieht sich auf
die Donau bei Orsova. In Figur 2, Seite 65, sind die Zahlen graphisch darge-
stellt, derart, dafs eine Aenderung der Ordinate um 1mm eiver Aenderung des
Wasserstandes um 0,2 m entspricht. Die beiden Reihen für die Oder, wie die-
jenigen für den Rhein wurden in je eine Kurve vereinigt.
Säkulare Schwankung des Wasserstandes mitteleuropäischer
Flüsse (m).
1766/70
1771/75
1776/80
1781/85
1786/90
1791/95
1796/00
1801/05
1806/10
1811/15
1816/20
1821/25
1826/30
1831/35
1836/40
1841/45
1846/50 |
1851/55 *
1856/60 |
1861/65
1866/70 |
1871/75
1876/80
Memel
Tilsit
2,37
2,67
1,89
L 77%
06
2,00
) GR
\Weichsel
Oder
Kurz- | Küstrin | ERS
bracke Glietzen
155
1,61
.17*
‚38 |
‚67
4,33
1,12
1,28
1,00*
1,37
1,11
2,32
2,46 |
211,
>20
1,67%
2,14
2,01
1,87
231
1,40
0,94*
1,52
1,68
1,65
178
188
1,66*
2,06
L71
2,93
2,04
2,39
2,69
L89
‚16
2,06 |
2.12
O9R I
Elbe
Magde-
burg
2,91
2,95
2,63
2,72
2,47
2,.15*
2,28
2,54
2,13
1,88
1,97
2,01
2,25
1,83*
2,02
2,05
1,99
>21
71
1.52
76
1,38*
1.70
Weser
‚ Bremen
1,33
1.34*
1,56
1,22 -
1,38
1,47
111
144
0,69%
0,88
1,02
0,83
Rhein
Seine
Düssel- Emnie- , Paris
dorf | rich ATS
3,52
3,24
3,09 |
3,18
3,08
5,74* |
10
„02 |
2,62
2,90
2,82
2,69
2,41*
1,24
1.40
1,20
1.12
1,32
22
1, 09*
‚22
Zen
A.
46 ]
4
10
.04*
49
‘29
‘26
143
1193
2,76
2,98
2,48
2,98
74
“65
48*
88
85
„714
193
7,29
>20
767
2,48
66
Donau
ı Orsova
3,04
2,97
3.15
2,54
2,19*
2,65
Es ist aus der Tabelle und noch besser aus der graphischen Darstellung
derselben in Figur 2 zur Evidenz klar, dafs die Bewegung des Wasserstandes
in den verschiedenen Flüssen in ganz Mitteleuropa von Lustrum zu Lustrum
ungefähr parallel verläuft. Um 1801—1810 erreichen alle Flüsse einen höchsten
Stand, um darauf mehr oder weniger ohue Unterbrechung zu sinken. Um das
Jahr 1830 gruppiren sich die Minima der Lustrenmittel. Um 1850, z. Th. etwas
früher, treffen wir ein zweites Maximum, welches ebenso allgemein auftritt wie
das erste. Ein sehr scharf markirtes Sinken folgt, und ein Minimum wird fast ohne
Ausnahme in den Jahren 1856—65 erreicht. Seit 1866 sind die Flüsse wieder
in eine Periode des Steigens eingetreten, welche 1880 noch nicht abgeschlossen
zu sein scheint. Durchweg ist in Mitteleuropa diese letzte Schwankung schärfer
ausgeprägt, als diejenige in der ersten Hälfte des Jahrhunderts.
Vergleichen wir mit diesen Schwankungen in der Wasserführung der
Flüsse die Schwankungen des Ostseespiegels, repräsentirt in Figur 2 durch
Swinemünde, so ergiebt sich eine ganz auffallende Parallelität beider und das
überraschende Resultat, dafs der Spiegel der Ostsee in den Jahren großer
Wasserzufuhr sich hebt, in solchen geringer Wasserzufuhr sinkt. Die Parallelität
ist eine zu vollständige, als dafs man sie etwa dem Zufall zuschreiben könnte.
°) Petermann’s geogr. Mittheilungen 1880, S. 245. ;
; 2) Die Beziehungen der Somenflecken zu den magnetischen ımd meteorologischen Kr-
scheinungen. der Erde, Harlem 1878, S. 135.
Ann. d. Hvdr. ate.. 1822 Haft 371.