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Full text: 16, 1888

Ann, d. Hydr. ete., XVI. Jahrg. (1888), Heft IL. 
As 
Die Schwankungen des Wasserstandes im Kaspischen Meer, dem 
Schwarzen Meer und der Ostsee in ihrer Beziehung zur Witterung.‘ 
Von Dr. Eduard Brückner in Hamburg. 
Es herrscht gegenwärtig unter den Hydrographen und Oveanographen 
mehr oder weniger allgemein die Neigung, die Schwankungen des Wasserstandes, 
welche uns die Pegelbeobachtungen an mehr oder minder vom offenen Ocean 
abgeschlossenen Meeresräumen kennen lehren, dem Kinflufs des Windes zuzu- 
schreiben. Und in der That, wenn man sich jene gewaltigen Sturmfluthen ins 
Gedächtnifs zurückruft, welche unter dem Anprall nördlicher und nordöstlicher 
Winde mehrfach die niedrigen deutschen Küsten heimsuchten, so scheint diese 
Anschauung ihre volle Berechtigung zu besitzen. Allein, so leicht sich auch 
die Wirkung des Windes auf die unmittelbaren Wasserstände und deren un- 
periodischen Wechsel von Tag zu Tag nachweisen und begründen läfst, so 
schwer ist es doch, die langsam sich vollziehende Aenderung der gemittelten 
Wasserstände als Folge des Windes zu deuten. Man erkannte nämlich, dafs 
sich neben den unperiodischen Schwankungen kurzer Dauer, welche an den ver- 
schiedenen Küstenpunkten desselben Meeresraumes in ganz verschiedener Weise 
auftreten, auch langdauernde allgemeine Schwankungen bemerkbar machen. So 
zeigte z. B. die Ostsee, als man die mittleren Wasserstände der verschiedenen 
Monate verglich, eine deutliche Jahresperiode, welche bei allen Stationen einen 
mehr oder minder parallelen Verlauf nahm. Derartige Schwankungen liefsen 
sich nicht mehr als Folge lokaler Windbewegungen auffassen, mulste man doch 
ans denselben auf eine erhebliche Aenderung des Volumens der Wassermasse 
der Ostsee schliefsen, Die allgemeinen Windverhältnisse, der Winddruck, der 
zu Zeiten die Wasser der Ostsee gegen Süden und Westen, diejenigen der 
Nordsee gegen Westen trieb, zu Zeiten wiederum die Wogen der Nordsee ost- 
wärts staute und diejenigen der Ostsee dem Norden und Osten zudrängte, 
konnte hier allein in Betracht kommen. Baensch”) und H. A. Meyer®) er- 
klärten in dieser Weise die Schwankungen des Wasserstandes, soweit dieselben 
als Folge einer Volumänderuug auftreten: nördliche ‚und östliche Winde be- 
wirken eine Vermehrung der Abfuhr von Wassermassen in die Nordsee, ein 
Sinken der Ostsee, Westwinde umgekehrt eine Verminderung der Abfuhr und 
ein Steigen des Ostseespiegels. Temperatur, Luftdruck und Niederschlag sollten 
ohne unmittelbaren Einflufs auf die Höhe der gemittelten Wasserstände sein. 
1) Vortrag, gehalten vor der Allgemeinen Versammlung der Deutschen Meteorologischen Ge- 
sellschaft in Karlsruhe, Ostern 1887. Die Untersuchungen, deren Resultate in dem Nachfolgenden 
dargelegt sind, bilden einen Theil einer gröfseren Arbeit des Verfassers, die unter dem Titel „Klima- 
Schwankungen seit 1700“ Ende des Jahres 1888 im III. Band der „Geographischen Abhandlungen“ 
‚Wien, Hölzel) erscheinen wird. Einige wesentliche Ergänzungen zu dem Vortrage, die sich bei 
ler Fortführung der Studien des Verfassers ergaben,.sind als Fufsnoten dem Text beigefügt worden. 
2) Studien aus dem Gebiet der Ostsee, Berlin 1872. 
3) Untersuchungen über die physikalischen Verhältnisse des westlichen Theiles der Ostsee
	        
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