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Einige magnetische Beobachtungen im Nordseegebiet.
Wiewohl nach dem Gesagten für die magnetische Durchforschung eines
Landes, wie beispielsweise Deutschlands, die Vermessung nach einem einheit-
lichen Plane zu. geschehen hat, so können doch auch vereinzelte Messungen
nicht ohne Nutzen sein, wenn sie als Vorstudium für eine gröfsere Landes-
vermessung — welche der Schwierigkeit der Ausführung halber erst nach guter
Vorbereitung ausgeführt werden kann -— dient. Abgesehen von dem Nutzen,
welchen der Beobachter durch die Handhabung der noch genügend erprobten
Instrumente erwirbt, können derartige einzelne Beobachtungen dienlich sein,
um entweder Lokalabweichungen zu konstatiren, oder aber im anderen Falle
unbeeinflufste Punkte aufzufinden und eventuell zur Ableitung sekularer Va-
riationen beizutragen. Auf diese Weise können Beobachtungen z. B. an der
Nordseeküste für nautische Zwecke von Interesse sein, sobald dieselben zahl-
reich und sicher genug sind, um die magnetischen Verhältnisse des genannten
Küstengebietes darstellen zu können.
im Nachfolgenden sollen einige Beobachtungen mitgetheilt werden, die
im Juli 1887 auf den Inseln Sylt und Amrum angestellt wurden und deren
Ausführung dem Verfasser durch das bereitwillige Entgegenkommen des Ver-
messungsdirigenten der Nordsee Herrn Korv.-Kapt. Darmer ermöglicht wurde,
Da ein leicht transportables Reisemagnetometer dem Observatorium zu
Wilhelmshaven nicht zur Verfügung stand, so mufsten die Beobachtungen
wesentlich auf Deklinationsbestimmungen beschränkt bleiben, für welche
ein sehr brauchbares Instrument in Gestalt des Marinedeklinatoriums vorhanden
war. Eine auf dieselbe aufgesetzte Ablenkungsschiene mit Deflektoren ermög-
lichte die Ausführung relativer Intensitätsbestiimmungen, während auf
Bestimmungen der Inklination verzichtet wurde.
Da das genannte Instrument aulserhalb der Deutschen Marine nur sehr
wenig gekannt ist, so dürfte es hier am Platze sein, diesen Apparat sowie die
Beobachtungen mit demselben in ihren wesentlichen Punkten etwas ausführlicher
einer Beschreibung zu unterwerfen, zumal eine solche aufser in dem von der
Kaiserlichen Admiralität herausgegebenen „Handbuch der nautischen Instru-
mente“ nicht zu finden ist.
Das Marinedeklinatorium ist auf Veranlassung und nach der Angabe
von Prof. Dr. Neumayer vom Mechaniker C. Bamberg in Berlin konstruirt
worden, um zunächst zum Gebrauch an Bord zu dienen. Die Haupttheile des
Instruments ruhen auf einer vertikalen Säule, die in einer kardanischen Auf-
hängung befestigt ist, welch letztere auf dem Kopf eines Stativs festgeschraubt
werden kann. (Bei Instrumenten, die nur für den Gebrauch an Land bestimmt
sind, wird dieser Theil des leichteren Gewichts halber besser durch drei Fufs-
schrauben ersetzt.) An der vertikalen Säule ist der Teller mit der Kreistheilung
befestigt, welche Drittelgrade giebt und durch Nonien bis auf halbe Minuten
direkt abgelesen werden kann. Um den oberen Zapfen der vertikalen Säule
ist die Alhidade mit dem excentrischen Fernrohr drehbar, welche zugleich das
Kästchen zur Aufnahme des Magnets trägt. Die zuerst beschriebenen Theile
sind aus eisenfreiem Messing, das Kästchen aus Kupfer gefertigt. Letzteres
trägt in der Mitte genau in der Verlängerung der Drehaxze eine Pinne (aus
Tridium, wenn man Stahl vermeiden will), auf welche durch eine besondere
Hebevorrichtung der Magnet aufgesetzt werden kann. Letzterer besteht in der
gewöhnlichen Konstruktion aus zwei Lamellenpaaren von dünnem Stahl, welche
durch eine Aluminiumfassung fest verbunden sind. - Diese Fassung trägt im
Schwerpunkt des Magneten ein Achathütchen, und etwas excentrisch einen
kleinen Spiegel, auf welchen man das Fernrohr in horizontaler Lage durch ein
Fenster im Magnetkasten richten kann. Das Fernrohr besitzt ein spiegelndes
Okular, so dafs man im Magnetspiegel den vertikalen Faden des Okulars
gespiegelt sieht und in der Lage ist, das Spiegelbild mit dem direkt gesehenen
Faden zur Deckung zu bringen. Optische Axe und Spiegelnormale sind dann
gleich gerichtet und eine angenäherte Richtung besitzt auch der auf der Pinne
schwebende Magnet. Um die vorhandene Abweichung der magnetischen Axe
von der Spiegelnormale zu eliminiren, mufs, wie bei allen ähnlichen Beob-
achtungen der Magnet umgelegt werden, so dafs jetzt die magnetische Axe
nach der entgegengesetzten Seite der Spiegelnormale abweicht. Das Mittel der
beiden Einstellungen ergiebt die richtige Lage der magnetischen Axe, und also