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Full text: 10, 1882

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war sowohl wegen der Entfernung von der See, als auch des dort fort 
während herrschenden Sctmeewehens unmöglich. Nach Aufhacken des gefrorenen 
Bodens stellte sich heraus, dafs derselbe aus einer ca SO cm dicken festen 
Torfschicht, demnächst aus einer für Wasser undurchdringlichen, stellenweise 
fast bis zur Oberfläche reichenden, ca 20 cm dicken Thonschicht und darunter 
aus schwarzem, Wasser leitendem Sand und Kies bestand. Oben auf dem 
Plateau waren die Bodenverhältnisse dieselben. 
Das überall unter dem Schnee wachsende Tussack-Gras wird von Ochsen, 
Schafen und Ziegen gern gefressen. Andere Pflanzen, mit Ausnahme von Moos, 
wurden noch nicht aufgefunden, das Vorkommen des Kerguelen-Kolils im Sommer 
wird aber von den Gelehrten, der günstigen Bodenverhältnisse wegen, mit 
Sicherheit vorausgesetzt. 
Von efsbaren Thieren kam eine Art Kriekente vor, aufserdem eine 
weifse sehr zahme Taube 1 ) und ein Singvogel, die im Sommer ebenfalls efsbar 
sein werden. Seeleoparden, Pinguine — von beiden sind die Lebern wohl 
schmeckend — und alle Sorten Seevögel sind in grofser Zahl vorhanden, auch 
wurden Käfer, aber ohne Flügel, gefunden; ebenso sind drei Arten ofsbaro 
Fische gefangen worden. 
Die Zeit der Anwesenheit S. M. S. K Moltke u in der .Roi/aZ-Bucht vom 
20. August bis 3. September wurde benutzt, um die Bucht und die Umgebung 
des Ankerplatzes in dem Moltke-Hafen zu vermessen. 2 ) 
Ansegelung des Moltke-Hafens. Beim Ansegeln des AfoM*e-Hafens dienen 
als vorzügliche Erkennungsmarken die beiden Kaps Charlotte und George. Kap 
Charlotte in 54° 32' S-Br und 35° 56' W-Lg, Kap George in 54° 20' S-Br und 
36° 25' W-Lg. Kap Charlotte liegt am östlichen Endo der Royal-Bucht, in 
deren westlichstem Theile sich der Moltke-Hafen befindet. Dieser Hafen ist wegen 
des, seine Nordseite einschliefsenden niedrigen Landes, welches sich vor den im 
Hintergründe liegenden hohen Bergen nicht markirt, schlecht sichtbar. 
Von dem niedrigen Lande erstrecken sich ungefähr 4 Kblg in südöst 
licher Richtung in See hinein einige theils über, theils unter Wasser befindliche 
Klippen, die beim Ansegeln des Hafens wegen der darauf stehenden hohen 
Brandung von See aus leicht erkennbar sind. 
Man steuere, von NW kommend, auf Kap Charlotte zu und halte, nach 
dem man die Brandung in cal'/sSm Abstand passirt hat, auf die Mitte des 
zwischen beiden Gletschern gelegenen Landes zu. An der Westseite des kleinen 
Gletschers befindet sich ein ca 25m hoher und ca 100m langer schwarzer Felsen, 
der sich gegen die mit Schnee bedeckten Berge sehr deutlich markirt. Sobald 
man den A/oM<?-Hafcn offen sieht, kann man mit WNW-Kurs von hier aus 
direkt auf die Mitte des Hafens zuhalten, bis man die Wassertiefe von 22m 
erreicht hat. Untiefen sind in dem Hafen nicht vorhanden, das Wasser ist 
überall von beträchtlicher Tiefe, und erst beim Eingänge in die Bucht findet 
man Tiefen unter 40m. Dicht am Kelp sind überall 8m Wasser. 
Der Ankeiplatz selbst liegt durch das ihn von ONO durch N und 
W bis SWzW in nächster Nähe umschliefsende Land geschützt, ist aber offen 
von ONO durch Ost bis OSO, während das ihn umschliefsende Land von SWzS 
bis OSO ferner liegt. Starke westliche Winde äufsern sich in orkanartigen, 
von SW bis NW einfallenden Böen; heftiger SE-Wind bringt starke Dünung 
in die Bucht, so dafs es bei dessen allmählichem Stärkerwerden für ein noch 
gut mit Kohlen ausgerüstetes Schiff rathsamer sein würde, in diesem Falle in 
See zu gehen und beim Aufhören dieses fast nie länger als 20 Stunden wehen 
den Windes in den Hafen zurückzukehren. 
Bei Stille und östlicher Dünung setzt mit der Fluth von Gletschern 
abgebrochenes Eis in die Bucht. 
Der Ebbe- und Fluthstrom läuft ESE—WNW und nicht über ‘/2 Sm die 
Stunde. Die Hafenzeit ist VII h 20 m ; die Fluthhöhe beträgt 0,75m, wenn sie 
nicht durch Sturm beeinflufst ist. 
1) Wahrscheinlich „Chionis“. 
*) Wir werden in einem späteren Hefte dieser Annaten eine, nach diesen Vermessungen an 
gefertigte Kartenskizze veröffentlichen.
	        
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