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Aus den Reiseberichten S. M. S. „Moltke“, Kapt. z. See Pirner.
Am 18. Mai d. J. hatte S. M. S. „Moltke“ seine Station an der Westküste
von Südamerika (s. „Anu. d. Hydr. etc.“, 1881, pag. 695) verlassen und war
um das Kap Horn nach Montevideo gesegelt, wo das Schiff am 28. Juni eintraf.
Dort nahm „Moltke“ die Mitglieder der deutschen Südpolar-Beobachtungs-
Expedition an Bord, welche unter der Leitung von Dr. Schräder sich nach
Südgeorgien begeben sollte, um dort ihrerseits an der unter verschiedenen Staaten
vereinbarten internationalen Polarforsehung für die südliche Halbkugel und
zugleich an der Beobachtung des Venus-Durchganges am 6. Dezember sich zu
betheiligen. Am 23. Juli verliefs „Molt/ce“ den Hafen von Montevideo, um diese
Expedition nach Südgeorgien überzuführen, ankerte am 16. August in der
Cumberland-Bucht und am 21. in dem Moltke-Hafen in der Royal-Bucht, wo die
Expedition an Land gesetzt wurde. Nach tbätiger Beihülfe für die Einrichtung
der Station begab sich „Moltke“ am 3. September nach Port Stanley auf den
FaiWand-Inseln, wo das Schiff am 19. September eintraf und bis zum 26. ver
weilte; an diesem Tage setzte es die Reise fort und erreichte Punta Arenas
am frühen Morgen des 30. September.
Dem Bericht des Kommandanten S. M. S. „MoltkeKapt. z. See Pirner,
über diese Reisen von Montevideo—Südgeorgien—Falkland-Inseln— Punta Arenas
entnehmen wir nachstehende Angaben.
1. Reise von Montevideo bis Siidgeorgien, Juli und August 1882.
„Vom 24. bis 27. Juli herrschte flauer Ostwind, der am letzteren Tage
allmählich nach SW und SSW umging, am 28. Abends in schweren Böen bis
zur Stärke 11 anwuehs und dann bis zum 30. Juli aus südlicher Richtung wehte.
Wie fast immer folgte dem Südsturme vollkommene Stille; am 3. August Vor
mittags setzte leichter NE-Wind ein, der am 4. nach N^V und am 5. wieder
nach SW umging und die Stärke 8 erreichte. Am 6. August trat wieder
Stille ein.
Am 7. August l h 45“ p. m. kam der erste Eisberg von tafelförmiger
Gestalt in einem Abstande von ca 400m in Sicht; seine Höhe betrug 35m, die
Länge 1300m und die Breite 1000m. Die Lufttemperatur stieg mit der
Annäherung au den Eisberg von —2° auf —0,8° und fiel erst, nachdem
das Schiff ca20Sm von ihm sich befand, auf —1,2° und später auf—3°. Die
Temperatur des Wassers blieb gleichfalls auf 2° und fiel erst nach dem Passiren
des Eisberges auf 0°.
Um 4' 1 p. m. kam ein zweiter kleinerer Eisberg von zackiger Form in
Sicht. Im Verlauf der weiteren Reise wurden noch zahlreiche Eisberge
gesehen, darunter mehrere zu wiederholten Malen.
Am 8. August trat wieder ENE-Wind mit sehr dickem Wetter ein, so
dafs ich mich genöthigt sah, beizudrehon. Am 10. kam nach kurzer Stille,
schnell bis zu einer Stärke 10 zunehmender Westwind durch; am 11. gelangen
Observationen, und wurde dabei gefunden, dafs gegen die sonstige Regel eine
starke Stromversetzung nach SWzS stattgefundon hatte. Am 12. August um
l h p. m. kam Land in SO voraus in Sicht; wir dampften bis auf 2*/s Sm Abstand
heran, nach dem Besteck vor Pompon-Bucht. Das Land bestand aus fast
senkrecht abfallenden, bis zum Fufs mit Eis und Schnee bedeckten Bergen ohne
Vorland und ohne Strand, nur so weit den schwarzen Fels zeigend, wie ihn die
Brandung vom Schnee säuberte. Zwischen der Poseession- und AwcA-ßucht
reichten zwei mächtige Gletscher bis zum Meeresstrande, von welchem sie senk
recht in das Meer abfielen.
Am 13. August wurde unter Dampf nach Land herangehalten; dasselbe
kam aber des heftigen Schneegestöbers halber erst um 2 1 * 25 : " p. m. in Sicht; es
mufste daher wiederum für die Nacht beigedreht werden. Der Wind war west
lich 3—7. Am 14. August wurde trotz dicken Wetters unter Segel nach der
Insel abgehalten, in der Hoffnung, dafs es im Laufe des Tages etwas aufklaren
würde. Um 12 h 40“ kam Land dicht voraus in Sicht, es mufste gehalst und
über den anderen Bug beigedreht werden. Nebel, Schnee und Wind nahmen
zu, iu der Nacht in schweren Böen bis zu Stärke 10.