Skip to main content

Full text: 10, 1882

732 
dieser Luft, fast ganz aufgehoben wird, so ist dieselbe immerhin so weit vor 
handen, dafs die Luft zwischen den Tropfen vom Sättigungspunkt entfernt wird 
und keine Neigung hat zu Kondensationen; in der That liest man während 
kräftiger Regenschauer häufig ziemlich weit von 100 pCt. abstehende relative 
Feuchtigkeiten ab, und liegt in der Nebelfreihoit der Luft zwischen den Tropfen 
der Grund zu der bekannten Thatsache, dafs man durch starken Rogen viel 
weiter hindurchsehen kann, als durch mäfsigen Nebel. Iu Letzterem wiederum 
ist die Erklärung gegeben für die gröfsere Tageshelle in dem Regen selbst 
resp. unter a, als unter dem Wolkenwulst b; dieselbe mufs offenbar darin 
liegen, dafs die 3 — 400 m Wolken resp. Nebel, welche in bc enthalten sind, 
nebst der darunter liegenden, häufig selbst durch Staub und Nebel getrübten 
(nicht durchgewaschenen) Atmosphäre mehr Licht fortnehmen, als die ganzen 
800 m grofstropfigen Regen. 
Die so herabsinkende Luft übt einen kräftigen Auftrieb aus auf die 
umgebenden Luftmassen, namentlich die wärmsten an der Vorderseite des 
Regenwetters. Indem diese Luftmassen aufsteigen, kondensiren sie sich in 
gewisser Höhe zu mächtigen Wolkeuballen, welche den schwarzen Wolkenwulst 
bilden, der dem oberen Theile der Regensäule gewöhnlich vorliegt; auch an 
den Seiten findet dieses Aufsteigen, wenngleich in schwächerem Mafse, statt, 
wie die punktirten Umrisse dieser Seitenwülste zeigen; bei b‘ ist dabei die 
häufige Frangenbildung des Randes, bei b“ eine wahrscheinlich durch inter- 
mittirendes Aufsteigen erzeugte Abtrennung des Wulstes von der oberen Wolke 
in Form einer besonderen Cumulusbank abgebildet, welche zuweilen auftritt. 
Dafs auch in gröfseren Lücken der herabsinkenden Luftmassen kompensirende 
aufsteigende Ströme und dadurch Wolkenbildungen in niedrigerem Niveau bedingt 
werden möchten, ist bei (b) augedeutet; sind die Bedingungen auch nicht so 
günstig, wie an der Vorderfront, so ist dafür die Kondensation durch die 
gröfsere Feuchtigkeit der Luft über dem feuchten Boden erleichtert. Doch 
können wir kaum hier die Bildung solcher traubiger Cumulus - Köpfe erwarten, 
wie sie bei c auftreten und wie sie nur während kräftigen Aufsteigens der 
betreffenden Luftmassen existiren. Hinter dem Regenschauer sehen wir manch 
mal, namentlich wenn die Erde w r arm und der Regen kurz war, niedrigo nebel 
artige Wolkenfetzen (g der Figur) in der Luit schwimmen, welche wohl durch 
Uebersättigung der kalton Luft der Rückseite mit Wasserdämpfen seitens des 
warmen feuchten Bodens zurückzuführen sind. Ein besonderes Interesse hat 
noch das unter dem Wulst b hängende leichte Gebilde /. Es ist dies die von 
Hann in der Zeitschr. f. Meteor. 1880 S. 434 beschriebene „Draperie“ von 
weifslich grauer oder röthlicher Farbe; sie fehlt in Fig. 2, wie denn dieser 
Vorhang überhaupt nur bei besonderen Fällen, und namentlich bei Hagel 
stürmen, auftritt; mit demselben ist wahrscheinlich die „tief niederhängende“ 
gelbe oder braunröthliche Wolke zu identificiren, welche von mehreren Beob 
achtern als besonders charakteristisch beim Sturm vom 9. August 1881 angeführt 
wird. Ihr zerrissenes, durchaus nicht cumulusartiges Aussehen läfst es nicht 
wahrscheinlich erscheinen, dafs dieselbe durch aufsteigende Luft gebildet 
werde; es ist vielmehr wahrscheinlich das Resultat einer Kondensation an der 
Grenze zweier sehr verschieden warmer Luftmassen und dürfte sich nur beim 
Vorhandensein sehr grofser und plötzlicher Temperaturdifferenzen — wie sie 
namentlich Hagelwettern eigen sind — zeigen. Die Vertheilung der Temperatur 
auf der Vorderseite der Böe habe ich durch zwei mit 20° und 25° bezeichnete 
Isothermen angedeutet. Ob die eigenthümliche Färbung von Beleuchtungs- 
Verhältnissen oder von elektrischen Ausströmungen abhängt, ist vorläufig 
unbekannt. 
Die Streifung der Regensäulen in Fig. 3 stellt die Richtung dar, in 
welcher die Tropfen fallen und welche dem Auge, durch die Andauer der Netz 
hautbilder, in Form von Fäden sich kundgiebt. Die Regensäulen sind nach 
unten hin zurückbleibend und von ungefähr parabolischen Kurven begrenzt 
gezeichnet; so oft und charakteristisch sich auch diese Erscheinung bei am 
Horizonte hinziehenden Regenschauern zeigt, so ist es fraglich, wie weit deren 
Verknüpfung mit den hier angenommenen Windverhältnissen richtig resp. 
möglich ist, da diese auf der Vorderseite die stärkste Bewegung in der unter 
sten Luftschicht zeigt. Wahrscheinlich entspricht einem solchen Falle ein nach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.