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oder Verdunstung, sich während der raschen Erwärmung kaum veränderte, lag
der Thaupunkt um 2" p. m. in dem heiteren Gebiet 15° und mehr unter der
Lufttemperatur; immerhin hätte eine Erhebung um l'/2 bis 2 Tausend Meter
genügt, Luft aus den Ebonen und Thälern Ostdeutschlands zur Sättigung zu
bringen, und kann also auch dies mäfsige Mafs von Aufsteigen im östlichen
Theile der Rinne nicht stattgefunden haben. Erst westlich von einer Linie,
welche in geringen Biegungen in der Nähe des 16. Grades östlicher Länge
v. Gr. verläuft, war um 2 h p. m. der Himmel theilweise bewölkt und erst jen
seits des Meridians von Swinemünde (200 km vor der Böe) allgemein mehr als
zur Hälfte bedeckt.
Da nun zwei nebeneinanderliegende Luftmassen von verschiedener Tem
peratur ihre Tendenz nach Druckausgleichung nur in einem einzigen Niveau
befriedigen können und dieses am leichtesten in einer mittleren Höhe, resp.
so geschehen wird, dafs in der Höhe die wärmere, in der Tiefe die kältere
Luftsäule einen Ueberdruck zeigt, so ist die Druckverringerung am Boden im
erhitzten Gebiet durchaus begreiflich, und man kann sich, da wir auf S. 597
gesehen haben, dafs der Sinn der Druckdifferenz schon zwischen 600 und 700 mm
über der See sich umkehrte, bei den so ungemein grofsen Temperatur-Unterschieden
eher noch wundern, dafs die unterere Druckdifferenz nicht noch gröfser war.
C. Ursachen der besonder en Gestalt der Druck - und Temp eratur-
Unterschicde. In den obigen Auseinandersetzungen haben wir nur die Ge-
sammtgröfse der Unterschiede in Druck und Temperatur berücksichtigt; würde
indessen der Druckunterschied von etwa 2—4 mm, welcher um 2 h p. m. zwischen
dem Weserthale und der Mittellinie der Rinne herrschte, auf den ganzen
Zwischenraum von etwa 250 km vertheilt, so hätte sich ein Gradient ergeben,
der, bei gleichem Inklinationswinkel und derselben Druckvertheilung im Uebrigen,
einen mäfsig starken Wind von mehreren Stunden Dauer hervorgerufen und
keinerlei besonderes Interesse verdient hätte; dafs statt dessen ein kaum 10 Mi
nuten währender Orkan, und vor und nach demselben meist sehr schwacher Wind
herrschte, hängt offenbar mit der besonderen Gestaltung der Druck- und Tem
peratur-Unterschiede in diesem Falle zusammen, welche sich in einer aufser-
gewöhnlichen Weise auf einen kleinen Theil jenes Gebietes zu einer Stufe
zusammendrängten. Dafs dieses beim Luftdruck der Fall war, haben wir soeben
besprochen und durch Diagramme beleuchtet. Suchen wir nun nach der Ursache
dieser Zusammenfassung der Unterschiede zu einer Druckstufe, so bietet sich
uns zuvörderst die analoge Gestaltung der Temperatur-Unterschiede dar, welche
durch das Zusammendrängen der Isothermen in der Nähe der Böe auf Tafel 21
augenfällig ist und sich auch in den Thermographenkurven von Hamburg und
Leipzig (im Original) ausspricht. Diese Anordnung der Temperatur-Unter
schiede ist ihrerseits vorwiegend ein Werk der Niederschläge, welche gerade
an der Grenze zwischen der warmen und kalten Luftsäule sich durch Auftrieb
der wärmeren Luft ausbildeten und durch die niedrige Temperatur des Wassers
und der mitgerissenen Luft, sowie durch Verdunstung und Schmelzung (des
Hagels) die unteren Luftschichten intensiv abkühlen mufsten. Hierdurch war
gerade an der Grenze der warmen Region die Kälteerzeugung am intensivsten,
während weiter zurück die abgeschwächt fortdauernde Wirkung einiger dieser
Ursachen kompensirt wurde durch Wärmezufuhr aus dem vorher durchwärmten
Boden. In der That sehen wir die gröfste Zusammendrängung der Isothermen
dort, wo der Niederschlag in der Böe am massenhaftesten war und zum Theil
im fester Form fiel: der Temperaturgogensatz zwischen Neustadt mit 26,1° und
Segeberg mit 14,6° um 2 h p. m., bei nur 39 km Entfernung, war ein wahrhaft
phänomenaler.
Noch eine zweite Ursache mufs indessen beitragen, dio Lokalisirung
der Druck-Unterschiede zu einer Druckstufe zu erhalten, und das ist die ver
zögernde Wirkung der Erdoberfläche auf die Luftbewegung. Denken wir uns
zw T ei Flüssigkeiten von verschiedener Dichte und gleicher Höhe durch eine
senkrechte Wand getrennt, so wird, wenn diese weggezogen wird, die Trennungs
fläche aus der senkrechten in eine mehr und mehr derart gencigto Lage kommen,
dafs sie unten nach der Seite der leichteren, oben nach jener der schwereren
Flüssigkeit verschoben wird. Die horizontale Druckdifferenz am Boden, welche
Anfangs sprungweise auf einer Linie stattfand, vertheilt sich nun mehr und