Skip to main content

Full text: 10, 1882

720 
Oestlicher, aus Mecklenburg, liegen uns zunächst von einer Anzahl zer 
streuter Punkte Nachrichten über Windschäden vor, und zwar von Schönberg, 
Grevesmühlen, Boltenhagen, Kirchdorf auf Poel, Schwerin (gering), Warnemünde 
(bedeutend) und Wustrow. Der traurigste unter diesen Unfällen ist das bereits 
auf S. 613 erwähnte Kentern eines Segelbootes iu der Nähe von Wustrow, 
wobei die Frauen und je zwei Kinder der Kapitäne W. Niejahr und H. T. Nie 
mann und das Ehepaar Dr. Compart ertranken. 
Die Mehrzahl der Berichte über Windschädeu aus Mecklenburg stammt 
jedoch aus einem dritten schmalen schnurgeraden Streifen, der bei einer Länge 
von 72 km nirgends über 7 km breit ist, südlich von Parchim beginnt und von 
da nach N37‘/2® E über Lübz, Goldberg und Krakow bis etwas über Laiendorf 
hinaus verläuft. Zeitungs-Nachrichten über umgestürzto Bäume, weggerissene 
Dächer, fortgeführte Garben und stellenweise auch umgestürzte Erntewagen 
liegen vor aus den Orten (von SW nach NE gehend): Ziegendorf, Meiersdorf, 
Jarchow, — Gischow, Lübz, Ruten, — Goldberg, Poserin, — Grofs- und Klein- 
Grabow, Bansow, Striggow, Hoppenrade, Schwiggerow, Nienhagen, Laiendorf 
und Rachow. An den drei mit — bezeichneten Stellen finden sich Lücken, 
deren bedeutendste die letzte ist, in welche Krakow fällt; die vorhandenen 
Nachrichten reichen nicht aus, zu entscheiden, ob in diesen Lücken die Wind 
stärke geringer war oder der Mangel von Daten nur zufällig ist. Au einer 
Stelle (Poserin) fiel auch ein Menschenleben dem Sturm zum Opfer, indem ein 
Knecht von einer stürzenden Pappel erschlagen wurde. Dafs dieser Streifen 
nach NW zu von Gegenden bedeutend schwächeren Auftretens der Böe begrenzt 
war, das zeigt einerseits eine Korrespondenz aus Parchim, welche des Gewitters 
erwähnt, aber erst dem iu der folgenden Nacht gegen 3 h a. m. eintretenden 
Sturme einigen Schaden an Dächern und Bäumen, namentlich aber an der Obst 
ernte, zuschreibt; andererseits die schon auf S. 612 erwähnten Berichte aus der 
Gegend von Rostock bis Güstrow, wonach der Gewittersturm dort nur schwach 
ausgebildet war. 
Auf der anderen Seite des verheerten Striches habe ich aus Mecklenburg 
nur von dem Müritz-See und dem Kummerower See Nachricht über bedeutende 
Windschäden; am und im ersteren sind zu Waren sowohl Dächer demolirt als 
Kähne zu Grunde gegangen; auf dem letzteren ertrank ein Mann durch den 
Sturm. Von Malchin wird nur das abgeschlagene Obst erwähnt. Noch weiter 
östlich endlich ist die einzige Nachricht über Windschaden in Vorpommern die 
schon S. 617 erwähnte aus Strafsburg. 
Die einzige Nachricht über einen durch diese Böe veraulafsten Unfall 
auf hoher See rührt von Warnemünde, wo der Schoner „Richard Porter“ 
gegen Abeud des 9. zu Notlihafen einlief, weil ihm die Böe Segel weg 
gerissen hatte. 
B. Blitzschäden. An Zahl der Blitzschläge war der Gewittersturm zwar 
keineswegs hervorragend, jedoch immerhin in Anbetracht seiner kurzen Dauer 
und der geringen Zahl elektrischer Entladungen, welche überhaupt in demselben 
stattfanden, nicht arm zu nennen. Am meisten Angaben über Blitzschäden 
liegen mir aus Holstein vor durch die freundliche Vermittelung des Herrn 
Prof. Dr. L. Weber in Kiel; die übrigen Mittheilungen habe ich Zeitungen ent 
nommen. Ohne auf die Eiuzelnheiten der Schäden cinzugehen, begnüge ich mich 
hier mit Aufzählung der betreffenden Orte. Menschen wurden getödtet in Loge 
burg (bei Neustadt i. Holst.) 1 Frau und in Leppin bei Friedland (Mecklenburg) 
1 Mann. Häuser brannten durch Blitz ab in Siek (NE von Hamburg), iu Läger 
dorf (bei Itzehoe), in Dalldorf (NNE von Lauenburg) und in Nessendorf (ESE 
von Lütjenburg); im Hamburger Hafen traf ein zündender Blitzschlag ein Schiff, 
doch wurde das Feuer schnell gelöscht. Die übrigen scheinen sogenannte 
kalte Schläge mit nur geringen mechanischen Zerstörungen gewesen zu sein, 
und zwar in Wandsbeck, Eimsbüttel, Sasel, St. Margarethen, Dissau, Sulsdorf, 
Niendorf (Ostseebad) und jedenfalls noch eine Reihe anderer Orte im Küsten 
gebiete sowohl als auch im norddeutschen Binnenlande, von welchem letzteren 
mir nur 1 Blitzschlag, nämlich ins Hotel de Rome in Berlin, bekannt ge 
worden ist. 
C. Hagelschäden. Die von schwerem Hagelschlag heimgesuchten 
Gegenden Ostholsteins sind auf der Tafel 25 dargesteflt. Nach den gefälligen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.