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Abwärtsbewegung der Luft; es sind daher hier die Bedingungen zu einer mitt
leren, von oben her gespeisten, cyklonal ausströmenden Luftschicht gegeben.
In dem gröfseren Theile unserer typischen Depression haben wir dagegen einen
nach oben abnehmenden Gradienten, zugleich aber auch eine vorwiegende Auf
wärtsbewegung der Luft, so dafs auch liier eine gewisse Schicht mit ausströmender
Bewegung auftreten mufs, die jedoch hier von unten gespeist wird. In beiden
Fällen scheint es das mittlere Drittel der Atmosphärenmasse (Druck 250 bis
500mm), welche diese Schicht liefert, und die Wolkenformen derselben, welche
uns jenes Ausströmen vorführen, sind der Cirrus, Cirrostratus und Cirrocumulus:
das darüber liegende oberste Drittel der Atmosphäre ist nahezu frei von Wasser
dampf, und nur der, gerade im rechten hinteren Quadranten sehr lebhaften
Abwechselung auf- und absteigender Ströme und dementsprechenden Mischung
ist es zuzuschreiben, dafs auch in jenem Viertel die fragliche mittlere Schicht
Trägerin solcher Wolken ist.
Indem ich nun zum dritten Satz (C.) übergehe, mufs ich bemerken, dafs
cs noch nicht möglich ist, ihm eine ganz präcisc Form zu geben, und cs nicht
sicher ist, ob dem gebrauchten Ausdruck „Energie“ sein specioll physikalischer
Sinn hier beigelegt werden darf; doch wird im Allgemeinen kein Zweifel darüber
sein, welche Luftströmung in dor untersuchten Schicht der Depression „über
wiegt“, sofern genug Beobachtungen vorhanden sind. Ferner dürften die Ver
mittler dieses Einflusses, durch den die „überwiegende“ Strömung den Wirbel
mit sich führt, recht mannigfaltig sein; eine der wichtigsten ist von mir in dem
früher erwähnten Artikel 1880 specicllcr behandelt; vielseitiger, jedoch kürzer
ist die Frago in den beiden Aufsätzen von Herrn Möller in diesen Annalen,
1881, pag. 653—656, und 1882, pag. 222, diskutirt. An dieser Stelle wollen
wir uns nicht mit dor Abwägung der verschiedenen Modalitätcu, unter denen
die Beeinflussung zu Stande kommt, beschäftigen, sondern uns mit dem Resultat
begnügen, dafs thatsächlich dor Wirbel ungefähr so fort schreitet, als wenn er von
der überwiegenden Strömung getragen werde, und um so rascher, je gröfser ihr
Uebergcwicht und ihre Geschwindigkeit ist; die Erfahrung spricht (bei Berück
sichtigung des im folgenden Satz D. Gesagten) so vollständig, allezeit und
allerwärts für die wesentliche Richtigkeit dieses Satzes, dafs ich je länger je
mehr von seiner Richtigkeit überzeugt werde und jetzt geneigt bin, die Wirkung
der Wärme und der Kondensation auf die Fortpflanzung des Wirbels noch
vorwiegender durch diese mechanischen Verhältnisse vermittelt anzimelimen, als
ich es 1880 in dem mchrerwälmtcn Aufsatzo that; ich stehe hierin auf der Seite
von Ferrcl und Hann, während Guldberg und Mohn im zweiten Theile
ihrer in Bezug auf die Anwondung der Mechanik auf die Meteorologie epoche-
inachcuden „Etudos“ an der Fortpflanzung des Wirbels durch die aufsteigende
Tendenz warmer und feuchter Luftmassen auf seiner Vorderseite (der früheren
Auffassung Molin’s) festlmlteu.
Zu bemerken wäre noch, dafs nach dieser unserer Auffassung die wellen
artige Fortpflanzung des Wirbels auf immer neue Luftmassen vorzugsweise dem
untersten Theile desselben zukommt, soweit die Wirkung der Erdoberfläche
hinaufreicht, dafs dagegen die darüberliegeude, nicht unbedeutende Schiebt,
welche kein erhebliches Ein- oder Ausströmen zeigt, in ihrem peripherischen
Theile sich ziemlich nach Art eines zusammenhängenden, obwohl ungleichseitig
ausgebildeten Luftringes fortpflanzt, in dessen hohler Axe die unten zuströmende
Luft nach oben zur abströmenden Schicht geführt wird.
In dem letzten Satze (D.), welcher aus den vorhergehenden direkt folgt,
ist der Schlüssel zu dem von 0). Ley bemerkten Verhalten dor Depressionen
zur horizontalen Vcrtheiluug der Temperatur gegeben (Satz IV). In der That,
da in der Höhe bei gleichem Drucke am Boden dor höheren Temperatur auch
der höhere Druck entspricht, so mufs das Gebiet höhcrerWärme auf die oberen
Theile des Wirbels im Allgemeinen dieselbe Wirkung ausüben, wie nach Satz VI
Gebiete hohen Druckes sie auf den ganzen Wirbel ausüben, ebenso, wie nach
Herrn Richter’s Befund die Wärmovertheilung für die Cirrus-Bewegung un
gefähr die Rolle der Druckvertheilung spielt. Ob übrigons die Bemerkung
von CI. Loy, dafs die Depressionen sieh dabei unter einem halben rechten
Winkel nach den kälteren Gebieten hin bewogen, eine richtige Verallgemeinerung
ist und worin dieser Umstand seinen Grund hat, wage ich noch nicht entscheiden
Ann. (1. IIHr. cif., 1SS2, Heft Xt. 2