Skip to main content

Full text: 10, 1882

659 
C. Die Fortpflanzung der Depressionen geschieht annähernd in der Rich 
tung der nach ihrer Gesammt-Energie überwiegenden Luftströmung in denselben 
und auf ihrer Bahn. Hierin liegt der Ursprung des Satzes VI. 
D. Da die Bewegungsverhältnisse in verschiedenen Höhen des Wirbels 
verschieden sind, so ist für die Fortpflanzung des Wirbels nicht der Bewegungs 
zustand der untersten Schicht, sondern jener der Gesammtheit der Schichten 
mafsgebend; für den letzteren kann, da die Aenderungen mit der Höhe kon- 
tinuirlicli sind, im Allgemeinen der Bewegungszustand einer gewissen mittleren 
Schicht eingesetzt werden, deren Höhe noch zu bestimmen ist. Im Obigen ist 
zugleich nach These B. der Grund für den Satz IV gegeben. 
Die Erläuterung dieser Sätze und ihrer weiteren Folgen mögen die 
Figuren der Tafel 23 erleichtern. 
Der orsto dieser Sätze läfst sich auch, da der Luftdruck in 3500m Sec- 
hölie etwa 2 /s und in 9000m etwa Vs des Druckes im Meeresniveau beträgt, 
und diese Grenzen ziemlich genau mit der unteren und oberen Höhengrenze 
dor Cirrus-Wolken übereinstimmend) so fassen, dafs in dem unteren Drittel der 
Atmosphärenmasse der Zug der Wolken — von ganz niedrigen Nebelwolken 
abgesehen — den Isobaren in der Höhe des betreffenden Niveaus parallel ist, 
jener der oberen, das mittlere Drittel der Atmosphäre bevölkernden Wolken 
hingegen um durchschnittlich etwa 1 Strich (11°) nach rechts von der Isobare 
(also 101° vom Gradienten) abweicht und eine Kombination cyklonaler mit 
centrifugaler, ausströmender, Bewegung zeigt. 
Zur Erklärung dieser, au dor Erdoberfläche nicht (in irgend erheblicher 
Ausdehnung) vorkommenden Bewegung von zugleich cyklonaler und aus 
strömender Richtung hat Herr Dr. Sprung (a. a. 0.) die Beeinflussung der 
Schichten unter einander in der Weise berücksichtigt, dafs er die Reibung einer 
Schicht an der andereu resp. ihre relative Bewegung in die Konstruktion ein- 
führtc. Aus mehreren Gründen glaube ich die folgende Darstellung vorziehen 
zu müssen. Die Erfahrung zeigt uns, bei Berücksichtigung der barometrischen 
llöhenformel und der Temperaturvertheilung, dafs in der Cirrus-Region von 
Depressionen der Gradient stets oder doch der Regel nach ungefähr in die so 
eben bezeichnete Richtung fällt und also eine Komponente der Bewegung gegen 
den Gradienten auarbeitet. Folglich mufs die Bewegung eine verzögerte sein 
— wie die eines aufwärts geworfenen Steines — und ihre Geschwindigkeit aus 
einer Schicht oder einem Gebiet mit anderen Bewegungsbedingungen mitgebracht 
haben. Cyklonal ausströmende Bewegung, wie wir sie in der Cirrus-Schicht 
linden, ist also, wenn sie der ganzon Schicht eigcnthümlieh ist, nur möglich, 
wenn dieselbe von einer benachbarten — höheren oder tieferen — Schicht ge 
speist wird, in welcher die Geschwindigkeit der Strömung gröfscr ist. Im 
Weiteren werde ich zeigen, wie dieses Verhältuifs bei der Cirrus-Seliicht tliat- 
sächlich erfüllt wird. 
Der zweite Satz (B.) ist ein einfaches, aber folgenreiches Ergebnifs dor 
barometrischen Höhenformel. Das Resultat ist, dafs bei gleichem Druck unten 
höhere Wärme gleichbedeutend sein mufs mit höherem Druck für die oberen 
Schichten. Einen interessanten zilfermäfsigen Nachweis dafür hat Herr Richter 
in dor „Zeitschr. f. Meteor.“, 1881, pag. 379, geliefert, indem er eigene zwei 
jährige Beobachtungen über den Zug der oberen Wolken zu Ebersdorf in 
Schlesien mit den täglichen Wetterkarten der Seewarte verglich. Unter den 
verschiedenen Zusammenstellungen, welche Herr Richter liefert, geben wir 
hier eine in abgekürzter Form wieder; zur Bestimmung der Richtung des baro 
metrischen und thermometrischen Gradienten nahm Herr Richte)' die Verbindungs 
linie zwischen den Extremen des Luftdruckes und der Wärme, welche innerhalb 
einer gewissen Entfernung (ea 700km) vom Beobachtungsort sich fanden; bei 
verschiedenen Lagen dieser Linie der gröfsten Differenz hatte der Cirrus-Zug 
folgende durchschnittliche Richtung: 
J ) Vgl. Vettin: Die Luftströmungen über Berlin, Zeitschr. f. Meteor. 1882, pag. 289.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.