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Full text: 10, 1882

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I. Reise der Bremer Bark „Joseph Haydn“, Kapt. H. Rabbe. 
Am 17. August 1881 befand sieb die von Cardiff nach Singapore be 
stimmte Bark „Joseph Haydn“ in Sicht der Set%-Inseln. Mäfsige veränderliche 
Winde führten das Schiff von dort aus südwärts; als 40° N-Br überschritten 
worden war, wurde der Westwind beständiger, und indem er gleichzeitig auf 
frischte und nördlich lief, ging aus ihm der NE-Passat hervor. Die polare 
Grenze desselben schien am 27. August, unweit 35° N-Br in 15° W-Lg zu liegen. 
Einen höchsten Barometerstand von 769,3 mm beobachtete man in der 
Nähe von 33,5° N-Br. Das Gebiet des Passats, in welchem kein sehr bestän 
diger und kräftiger Wind gefunden wurde, dehnte sieh für „ Joseph Haydn“ aus 
bis nach 10,2° N-Br in 26,8° W-Lg. Unweit dieses Punktes gerieth die Bark 
am 9. September in leichte, einen Tag anhaltende Mallung. Als man nach 
10° N-Br in 26,4° W-Lg gekommen war, setzte der von starkem Oststrome 
begleitete SW-Monsun ein. Es wurde dann über B. B.-Bug beim Winde gesegelt 
und erst gewendet, nachdem man bis zum 15. September nach 3,5° N-Br in 
18,5° W-Lg gelangt war. Drei Tage später pasgirte „Joseph Haydn“ den 
Aequator in 24° W-Lg. Die Bark hatte die zwischen Scilly und diesem letzteren 
Punkte liegende Strecke in 32 Tagen durchsegelt und auf derselben 40° N-Br 
in 13° W-Lg am 24. August, 30° N-Br in 19,4° W-Lg am 29. August, 20° N-Br 
in 24,7° W-Lg am 4. September und 10° N-Br in 26,4° W-Lg am 10. Sep 
tember gekreuzt. 
36 Stunden eher als „Joseph Haydn“ hatte das mitsegelnde eiserne, von 
Cardiff nach Hongkong bestimmte Vollschiff „Melpomene“ die Linie in 22,7° W-Lg 
geschnitten. Dasselbe, welches sich am 16. Anglist in Sicht von Scilly befunden 
hatte, traf von dort aus zunächst günstigere Verhältnisse als ,,Joseph Haydn“ 
und erhielt schon am 23. August in etwa 36,5° N-Br und 14° W-Lg den 
NE-Passat. Als das Vollschiff am 4. September in 12,3° N-Br und 26° W-Lg 
die äquatoriale Passatgrenze erreichte, befand sich die Bark noch in 18,9° N-Br 
und 25,3° W-Lg. Da dann aber „Melpomene“ mehrere Tage verlor, bevor sie 
den beständigen SW-Monsun antraf, näherte sich „Joseph Haydn“ wieder, und 
als jenes Schiff am 15. September in 2,5° N-Br und 20,1° W-Lg wendete, befand 
sich das letztere in geringer Entfernung davon in 3,6° N-Br und 19,7 W-Lg. 
Da „Melpomene“, welches Schiff 11 Stunden früher als „Joseph Haydn“ ge 
wendet hatte, beim Segeln über St. B.-Bug aber wieder durch verhältnifsmäfsig 
raumen Wind begünstigt wurde, konnte von demselben der Aequator schon am 
16. September überschritten werden. 
An demselben Tage wie „Joseph Haydn“ befand sich die nach dem 
gleichen Ziele bestimmte Bark „ Willy Rickmers“ bei Scilly. Sich für die meiste 
Zeit etwas westlicher als „Joseph Haydn“ haltend, rückten später beide Schiffe 
nahezu gleichmäfsig nach Süden vor, und nachdem sie zur gleichen Zeit den 
Passat verloren hatten, befand sich „ Willy Rickmers“ in 9,7° N-Br und 
27,2° W-Lg etwa 40 Sm in südwestlicher Lichtung vom ..Joseph Haydn“ entfernt. 
Als der einen Tag nach dem Aufhören des Passats augetroffene SW-Monsun 
„ Willy Rickmers“ am 16. September nach 3,7° N-Br in 18° W-Lg geführt hatte, 
wurde dort gewendet und am 19. September der Aequator in 23,7° W-Lg 
überschritten. „ Joseph Haydn“ hatte die zwischen 50° N-Br und Linie liegende 
Strecke in 32 Tagen zurückgelegt, „Melpomene“ in 31 und „Willy Rickm&'s“ 
in 33 Tagen. 
Im Südatlantisehen Ocean begleitete der frisch und beständig auftretende 
Passat den „Joseph Haydn“ bis nach 27,8° S-Br und 31,6° W-Lg. Unweit 
dieses Punktes lief der Wind am 29. September, bei einem Barometerstände 
von 769,4 mm — in 25,5° S-Br hatte derselbe 772,3 mm betragen — nordöstlich, 
und folgten später für längere Zeit meist mäfsige SW- und SE-Winde. Der 
Luftdruck, welcher bei nördlichem Winde unweit 30° S-Br einen niedrigsten 
Stand erreicht hatte, nahm bei den südlichen Winden wieder rasch zu und stieg 
bis auf 774,2 mm. Man beobachtete diesen höchsten Stand am 7. Oktober in 
der Nähe von 33° S-Br und 17° W-Lg. Durchstehende Westwinde traf „Joseph 
Haydn“ auf dem Wege zum ersten Meridian kaum an, und als man am 15. Ok 
tober in 39,5° S-Br östliche Länge erreichte, geschah dasselbe auch bei nord 
östlichem Winde. Es waren damals 27 Tage seit dem Passiren des Aequators
	        
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