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Full text: 10, 1882

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Dauer des Unwetters wurden liier nur drei Blitze beobachtet, die von furcht 
barem Donner begleitet waren (von Boizenburg werden einige Donnerschläge 
bei Beginn der Böe gemeldet). Einzelne kleine Hagelkörner Solen in der Böe 
auch zu Bergedorf und Schwarzenbeck; erheblicher Hagelschlag fand in der 
Nähe der Bahn statt, einerseits in Schönningstedt, andererseits in Melusinenthal, 
Louisenhof und Müssen. 
Auf der Zweigbahn der Hamburg-Berliner Bahn am linken Elbufer 
(Wittenberge—Lüneburg) wurde „der Güterzug 312 bei Bude 51 (1M0“ Berl.Zeit) 
zwischen Göhrde und Hitzacker vom Windstofs überfallen, welcher so stark war, 
dafs er den Zeugkasten von der Maschine warf“; Gewitter hatte am selben Tage 
nicht stattgefunden; der Regen kam erst nach dem Windstofs, welcher gleich 
mit voller Kraft aus SW einsetzte und seine Richtung nicht änderte. Da Hitz 
acker im SEzS von Boitzenburg liegt und hier das Unwetter um dieselbe Zeit 
losbrach, wie auf der nach SEzB verlaufenden Strecke Friedrichsruh—Boizen 
burg, so ist darin die Krümmung der Fronte der Böe ausgesprochen, welche 
auch aus der Karto ersichtlich ist. 
Hiermit siud wir auf den Zeitpunkt gekommen, wo die Böe das Maximum 
ihrer Intensität erreicht hatte, und für welchen wir ähr Auftreten durch eine 
Anzahl ausgewählter Berichte von der Strecke Segeberg bis Magdeburg im 
vorigen Abschnitt geschildert haben. Nordwostwärts über Segeberg hinaus 
nimmt das Phänomen rasch an Kraft ab. 
In Plöu, welches eben westlich vom Hagelstreifcn lag, wurde der heftige 
Windstofs noch ziemlich intensiv verspürt, und zwar um etwa 2* 15“—2 h 20“ 
(Ortszeit), was gut mit den Angaben von Eutin und den weiter südlich gelegenen 
Orten stimmt. 
In Kiel und Friedrichsort wurde dagegen keine auffallend starke Böe 
mehr bemerkt, sondern nur ein von 2 h bis 3 h p. m. dauerndes starkes — jedoch 
nicht aufsergewöhnliches — Gewitter, aus SW ziehend, mit starkem Regen, nach 
dem um l*/* h bereits entferntes Gewitter vorübergezogen war. Der Barograph 
auf der Beobachtungsstation der Seewarte in Kiel war leider aufser Funktion, 
das Anemometer gab als Durehschnittsgesehwindigkeit für die Stunde 2—3" p. m. 
10,4m per Sek., für die folgende, 3— 4 h , nur 3,6m, während vorher und nachher 
6—8m verzeichnet sind; erst in der folgenden Nacht erreichten die Stunden 
mittel der Windgeschwindigkeit während des iiu Abschn. 2 erwähnten längeren 
Sturmes sehr hohe Werthe, und zwar von 3 bis 7 Uhr über 20m per Sek. Der 
grofse Hagelstrich bei Segeberg, dessen genauere Darstellung man im folgenden 
Abschnitt findet, bildete demnach die Grenze der verheerenden Böe, während 
weiter aus dem Nordwesten nur Nachrichten über gewöhnliche Gewitter vor 
liegen und auch diese sich nicht über die Linie Marne—Schleimünde hinaus 
erstrecken. 
Nicht viel mehr Aufserordentliches scheint das Phänomen auf seinem 
rechten Flügel südlich von Magdeburg gehabt zu haben, so weit man nach dem 
vollständigen Mangel detaillirterer Nachrichten darüber urtheilen kann. Die 
Verfolgung des Phänomens in seiner südlichen Hälfte wird zudem sehr komplieirt 
durch den Umstand, dafs hier kurz nach einander mehrere Gewitter von an 
nähernd gleicher Intensität stattfanden und die Böe selbst an manchen Orten, 
von denen wir genaue Schilderungen derselben besitzen, weder von Gewitter 
begleitet, noch von solchem gefolgt war, wiewohl sie sonst im Allgemeinen die 
Stellung eines gewöhnlichen, das Aufziehen eines Gewitters begleitenden Wind- 
stofses hatte. Als sicher anzunehmen ist, dafs der Sturm, dessen Eintritt von 
mehreren Gewitterstationen der Magdeburger Wetterwarte im Eiehsfelde zwischen 
l h und l h 45 ra p. m., von Nordhausen um l h 30 ,n p.m. (bis 2 h 15“), aus der Gegend 
von Sondershausen gegen 2 h p. m. augegeben wird, und welcher von Gewitter 
theils begleitet theils gefolgt war, die direkte südliche Fortsetzung der grofseu 
Böe bildete; von zweien dieser Stationen wird das Intervall zwischen Eintritt 
des Sturmes und des Gewitters zu */* bis Vs Stunde angegeben, die Dauer des 
Gewitters von Nordhausen zu ’/* Stunde. Die meteorologische Station Erfurt 
berichtet von einem Sturme allerdings nichts, sondern nur von Gewitter um 
l s /i h p.m. und Regen bis 3 h p.m.; allein in Meiningen, Arnstadt und Grofs- 
breitenbach, welche Orte den Ausbruch des Sturmes ebenso wenig mittheilen, 
sondern nur den des Gewitters um resp. l h 45™ (bis 2 h 15™, mit iä ä ), 2 11 15“
	        
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