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Entwickelung, ist man hingegen auf die Aufzeichnungen der regelmäfsig beob
achtenden meteorologischen Stationen verschiedener Ordnung angewiesen, welche
allerdings in ihrer Schablonenmäfsigkeit nur selten, und nur wo der Beobachter
— was leider so selten zu finden — eigenes lobhaftes Interesse au den Er
scheinungen der Witterung hat, ein hinreichend vollständiges und anschauliches
Bild zu liefern im Stande sind; — freilich ist das feste Skelett, welches sie durch
ihre Instrumental-Ablesungen auch boi solchen exceptionellen Phänomenen liefern,
wenn, wie es hier der Fall war, die Ausdehnung der Erscheinung und die günstige
Lage einer allen Stationen gemeinsamen Beobachtnngsstunde um die wärmste,
solchen Phänomenen günstigste, Tageszeit dasselbe in den Kreis ihrer regel-
mäfsigen Beobachtungen horeinzieht, vom grüfsten Wcrthe. Für ein reichliches,
wenn auch in manchen Fällen allzu farbloses Material über die räumliche und
zeitliche Verbreitung der Gewitterstürme vom 9. haben namentlich die uns freund-
liehst mitgetheilten Aufzeichnungen der sehr zahlreichen Ge wittorstationen Belgiens,
Hollands, Bayerns, des Königreichs Sachsen, der Provinz Sachsen, Böhmens
und Dänemarks, so wie jene der Sigualstellen der See warte beigetragen; während
die Instrmnentalbeobachtungcn der Stationen der Seewarte, des preufsischen
Instituts und der übrigen deutschen Centralstationen, des österreichischen,
dänischen u. s. w. Netzes die Grundlage zur Entwertung synoptischer Karten
von 2 1 ' p. in. für den 8., 9., 10. und 21. August abgaben, von denen vorläufig
nur jene vom 9., in einer späteren Publikation im „Archiv der Seewarte“ aber
auch jene der anderen Tago veröffentlicht werden sollen.
b) Entwickelung und Fortpflanzung der Böe bis 2 b p. m. Obwohl
aus Belgien und Holland eine Reihe von Nachrichten über Gewitter vom frühen
Morgen und vom Mittag des 9. August vorliegen, so ist die früheste Beobach
tung, welche sich auf die nacliherige grofse Böe bezieht, in Spaa au der Ost
grenze Belgiens angestellt, und dürfte das Phänomen wenig westlich von diesem
Orte seinen Anfang genommen haben. Der Beobachter meldet ein Gewitter von
7 h 45'“ bis 8' 1 55"‘ a. m., doch scheint cs bis S h 20'"' nur geregnet zu haben,
und um diese Zoit stürmischer Wind, dessen Stärke auf 5 bis 6 (?) der seehs-
theiligen Skala geschätzt ist, und ein Blitz und Donnerschlag erfolgt zu sein.
Der l’/4 Stunde lang anhaltende starke Regen wird als „reichlich und wohl-
thätig“ bezeichnet. Die Temperatur sank nach dem Gewitter stark und plötzlich.
Der Südosten Belgiens war von dem Gewitter, welches in der Frühe zwischen
3 h und 6 h den Nordwesten des Landes durchzog und abkühlte (wie die Thermo-
graphenkurve von Brüssel zeigt) unberührt geblieben, und dürfte die Begrenzung
des Phänomens nach rückwärts durch den südöstlichen Rand des vom vorher
gehenden Gewitter benetzten und abgekühlten Gebietes gegeben und im
Maasthale zu suchen sein; in Spaa kam das Gewitter aus West und entfernte es
sieh nach NE, „nach Preufsen“. Diesseits der Grenze scheint das Regenwetter,
das in Aachen von 7 '/V bis 10 h , in Trier von 8®/4 h bis 9*/4 h , in Diedenhofen von
9 h Morgens ab herrschte, zuuächst von keinen elektrischen Entladungen begleitet
gewosen zu sein; auch Sturm wird von den beiden ersteren Stationen nicht,
wohl aber von Diedenhofen (9—10 h a. m.) gemeldet, doch sind die „Bemerkungen“
in diesen Journalen überhaupt dürftig. Köln hatte um 9 s /4 h a. m. Gewitter und
Regen, Birkenfeld 10—ll h a. m. starken Regen. Nach Erreichung der Wasser
scheide zwischen Rhein und Weser dehnte sich der linke Flügel des Gewitters
rasch seitlich nordwärts aus, und ergriff dasselbe die Luftmassen bis an die
Nordsee; gerade dieser neugewonnene linke nördliche Theil der Erscheinung
war es, der rasch eine außerordentliche Heftigkeit gewann, während südlich
vom 52. Parallel dieselbe bedeutend weniger intensiv, ausgeprägt und einheitlich
war, so weit sieh dieses bei dem Mangel an eingehenden Schilderungen in diesem
Theil e der Böe (und theil weise nach diesem Mangel selbst) beurtheilen läfst.
Der erste Ort auf dem weiteren Wege der Böe, von welchem wir eine
solche Schilderung besitzen, ist Hannover. In einem Privatbriefe wird die Er
scheinung f'olgendermafsen beschrieben: „Am 9. August, 5 Minuten vor 12 Uhr
Mittags, wurde die Atmosphäre förmlich dick und bleigrau; vom Himmel war
nichts mehr zu sehen, übrigens weder starker Wind noch Regen zu bemerken.
Um 12 h verliefs ich mein Arbeitslokal und betrat die Landstrafse, die nach
meiner Wohnung führt. Es war genau B Minuten nach 12 h (also 12 h 18 m Berl.
Zeit), als ich von NW eine haushohe Staubwolke angewälzt kommen sah; die