Ann. d. Hydr. etc., X. Jahrs. (18821, Heit X.
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Ueber einige Ergebnisse der neueren Tiefsee- und physisch-
oceanischen Forschungen.
Von Prof. Dr. G. von Boguslawski.
V. Arktischer Ocean.
9. ä) Die beiden österreichisch-ungarischen Nordpolar-Expcditionen
unter der Leitung von J. Payer und K. W eyprecht, 1871 —1874.
(Schlufs von pag. 397.)
Der Hauptzweck der zweiteu, von J. Payer und K. Weypreckt mit dem
eigens hierfür in Bremerhaven erbauten Schiffe „Tegetthoff“ 1872 bis 1874 aus
geführten österreichisch-ungarischen Expedition war bekanntlich, die nordöst
liche Durchfahrt aufzufinden und das bis dahin noch unbekannte Meeresgebiet
im Norden von Sibirien zu durchforschen. Es ist ebenso bekannt, dafs sie
diesen Hauptzweck nicht erreicht hat, — dies blieb der Frya-Expedition unter
Xordenskiöld und Palander 1878/79 Vorbehalten (s. diese Annalen, 1880,
pag. 389 ff.; 1881, pag. 61—68), — dafs sie dagegen das nicht von ihr gesuchte
Land nordöstlich von Spitzbergen, das Franz Josef-Land, aufgefunden und in
seinen Umrissen zuerst erforscht hat.
Der äufsere Verlauf dieser Expedition war kurz folgender.
Am 13. Juni 1872 hatte der „Tegetthofffür fast drei Jahre ausgerüstet,
Bremerhaven verlassen und war am 4. Juli in 2'romsö eingetroffen, wo das
Schiff bis zum 14. verblieb; an diesem Tage wurde die Fahrt nach dem
Nowaja Sem!ja-Meere angetreton; nachdem das Nordkap passirt war, kam
bereits Ende Juli die Eisgrenze in ca 74° N-Br in Sicht; Anfang August wurde
das Schiff vom Eise eingeschlossen, kam dann wieder frei und lief iu das Küsten
wasser unter Nowaja Semlja in 75° N-Br ein; von da wurde der Kurs nördlich
längs der Küste genommen, aber erst in der Höhe der IFtYAc/m-Inseln ein
freies Fahrwasser erreicht. Etwas südlich von diesen Inseln traf der „ Tegetthoff
am 12. August mit der Graf Wilczek’schen Expedition auf dem „Isbjörn“
zusammen und segelte mit ihr vereint bis zu den niedrigen Hörrwis-luseln
(s. diese Annalen, pag. 394), wo beide Schiffe bis zum 21. August 1872
durch fe3tgeschlosseue Eisbarrieren an der Fortsetzung der Fahrt gehindert
waren. An diesem Tage dampfte der „Tegetthoff“, veriudafst durch einige an
scheinend günstige Veränderungen im Eise, weiter nach Nordeu, aber schon am
Abend desselben Tages wurde bei Kap Nassau das Schiff vom Eise eingeschlosseu
und blieb es, auf und mit den Eisschollen nach Norden und Osten bis Februar
1873 und bis fast zu 79° N-Br uud 74° O-Lg treibend und dann jenseits von
79° N-Br westlich bis zu 59° O-Lg (Juli und August 1873). Am 31. August
tauchten zuerst im Norden, kaum 14 Sm vom Schiffe, in ca 80° N-Br aus dem
dichten Nebel plötzlich hohe Landmassen herauf, welche nach Konstatirung
derselben als wirkliches Land „Franz Josef-Land* benannt wurde; aber erst
am 31. Oktober konnte unter grofsen Schwierigkeiten von dem immer noch mit
dem Eise treibenden Schiffe aus über das zerklüftete Eis hinweg das Land
erreicht werden, welches nach dem Hauptgründer der Expedition Wilczek-Land
(oder richtiger Insel) benannt ward. Hier brachte die Expedition die zweite,
125 Tage dauernde Polarnacht zu, und „ungestört von Eispressungen blieb das
hafeulose Schiff an seine Scholle gefesselt im äufseren Landeise liegen“ (s. a. a. 0.).
Dieser Umstand blieb nicht ohne Rückwirkung' auf die wissenschaftlichen
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