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Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Juni 1882
in Nordamerika und Centraleuropa.
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.)
Nach der „Monthly Weather Review“ des „Signal Office“ in Washington
und der von der Deutschen Seewartc herausgegebenen Uehersiclit der Witterung
stellen wir im Folgenden die Hauptzüge im Witterungs-Charakter des Monats
Juni 1882 in Nordamerika und Centraleuropa einander gegenüber.
N ordamerika.
1. Mäfsige Zahl und nördliche
Lage der barometrischen Minima,
deren keines bis zum Stillen Ocean
zurückverfolgt werden konnte; zwei
derselben blieben in der Gegend der
Felsengebirge, die übrigen sioben
eilten mit einer mittleren Geschwindig
keit von 38—50 km per Stunde nörd
lich vom 40. Parallel dem St. Loreuz-
Golfe zu. Die vier barometrischen
Maxima des Monats schritten von
Manitoba südostwärts zum Ocean,
waren jedoch wenig ausgebildet.
2. Das im Nordosten um ca 2mm
zu niedrige, sonst ungefähr normale
Mouatsmittel des Luftdrucks, welches
in Florida und an der Mündung des
Columbia am höchsten (über 762 mm),
im Colorado-Becken am tiefsten (unter
757mm) war. Die Schwankungen des
Barometers hatten ziemlich normale
Gröfsc und waren an der Pacifischen
Küste nur etwa halb so grofs, wie in
gleicher Breite an der Atlantischen.
3. Das der Druckvertheilung ent
sprechende Vor walten südlicher Winde
zwischen 92° und 107° W-Lg, süd
westlicher Winde östlich von 92° W-Lg
und die grofse Zahl schwerer Wind-
stöfse und Tornados, besonders am
oberen Mississippi und unteren Mis
souri; der verheerendste war der
Tornado vom 17. im östlichen Iova.
4. Die am Atlantischen Ocean
und am Golf etwas zu geringe, von
der Seenregion bis zu den Hochebenen
des Westens allgemein etwas zu grofse
Regenmenge des Monats. Dieselbe
war am gröfsten, über 200mm, im
Streifen Omaha—Indianopolis und an
der Westküste von Florida.
5. Das am SO- und NW-Rande
des Gebiets normale, im Uebrigen zu
niedrige Monatsmittel der Temperatur.
Nördlich vom 40. Parallel gab es in
der ersten Hälfte des Monats stellen-
Centraleur opa.
1. Die grofse Zahl langsam in
unregelmäfsigen Bahnen fortschreiten
der sekundärer Minima und die Selten
heit gröfserer Depressionen; bedeu
tende Tiefe hatten die in den Tagen
vom 9.—15. den Norden Central-
europa’s durchziehenden Minima. Ge
biete hohen Druckes erschienen meist
nur am SW-Rande Europa’s, blofs am
2,—3., 17.—18. und 25. in Central
europa selbst, ostwärts sich fort
pflanzend.
2. Das fast durchweg, besonders
aber im Norden des Gebiets, zu ge
ringe Monatsmittel des Luftdrucks
(nur in der ersten Woche herrschte
durchschnittlich hoher Luftdruck mit
ruhigem trockenem Wetter) und die
im norddeutschen Tieflande etwas
zu grofse, südlich davon allgemein
normale monatliche Barometerschwan
kung.
3. Das Vorherrschen der Winde
aus der südwestlichen oder westlichen
Hälfte der Windrose, welche vielfach
frisch oder stark auftraten und sich
bis zum Sturmo steigerten. Von
gröfserer Ausdehnung war jedoch nur
das Sturmfeld des am Morgen des
15. über dem Skagerrak liegenden
Minimums.
4. Die bedeutende, in Deutsch
land und Dänemark vielfach das
Doppelte oder Dreifache des normalen
Betrages erreichende Regenmenge; in
Oesterreich blieb dieselbe dagegen
theilweise weit unter der normalen
Menge.
5. Die in Dänemark und Süd
schweden normale, im übrigen Central
europa erheblich zu niedrige Mittel
temperatur des Monats. Ueber Deutsch
land breitete sich vom 12. bis 21. ein