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Full text: 10, 1882

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Unser Aufenthalt in Lagunu de los Padres, wohin wir von Buenos Ayres 
versegelten, dauerte vom 15. Februar bis zum 15. März 1882. Mit der Ladung 
Wolle, welche wir emuahmen, segelten wir nach Antwerpen. 
Einige Mittheilungen über Port Stanley 
von Kapt. F. Hullmann, Führer der Deutschen Bark „Dora“. 
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) 
Auf unserer Reise von Hamburg nach Iquique hatten wir in der Zeit 
vom 17. bis zum 24. Oktober 1881, in etwa 54° S-Br und 79° W-Lg, eine 
Reihe von schworen Stürmen und eine hohe unregelmäfsige See zu bestehen. 
Eine- Folge hiervon war, dafs das Schiff leck wurde und sonstige bedeutende 
Schäden erlitt, weshalb dio Weiterreise unterbrochen werden mufste, und ich 
mich gezwungen sah, einen Nothliafen aufzusucheu. Ich cntschlofs mich, nach 
Port Stanley auf den Pal/ctand-ln3e\n zurtickzukelireu, welchen Hafen wir denn 
auch, getriebon durch stürmische westliche Winde, am 30. Oktober glücklich 
erreichten. 
Da Port Stanley sehr selten und meistens nur als Nothliafen von deutschen 
Segelschiffen besucht wird, so dürfte es für meine Kollegen gewifs von Interesse 
sein, Einiges über dio Verhältnisse dieses Platzes zu erfahren. 
Der Hafen selbst ist gut und das Klima besser, als gewöhnlich an 
genommen wird, namentlich im Sommer. Wegen soiner grofseu Unfruchtbarkeit 
ist der Boden nicht im Stande, irgend welche Produkte von Bedeutung hervor 
zubringen, infolge dessen denn auch l'/s—2 d. pro '/z Kilo Kartoffeln bezahlt 
werden. Der einzige Artikel, welcher zu einem billigen Preise zu beziehen ist, 
ist das Floisch. Dieses kostet 2—2*/» <h pro */■> Kilo. 
Das Tugelohu der Zimmerleutc beträgt gewöhnlich 16 sh. 8 d., steigt 
aber gelegentlich bis auf 1 Ls tri. Da aber nur 12 bis 13 Zimmcrleute liier am 
Orte ansässig sind, welche häufig gleichzeitig auf 3 bis 4 Schiffen Ver 
wendung fiudeu, so nehmen die hier auszuführenden Reparaturen immer sein- 
lange Zeit in Anspruch. Da irgend welche Konkurrenz unter den wenigen 
Zimmerleuten in ihrem eigenen Interesse begreiflicher Weise nicht aufkommt, 
so haben sie es ganz in ihrer Gewalt, ob eine übernommene Reparatur rasch 
oder langsam ausgeführt werden soll, und verstehen es meistens so einzurichten, 
dafs sich die Arbeit möglichst in die Länge zieht. loh bin fost überzeugt, es 
giebt keinen zweiten Platz auf der ganzen Erde, wo so langsam gearbeitet wird, 
und wo man so wenig für sein Geld gethan erhält, als in Port Stanley. Ein 
hier eingelaufener englischer Dreimastschoner konnte während der drei ersten 
Wochen seines hiesigen Aufenthaltes täglich nur einen Zimmermann in Arbeit 
bekommen. 
Das Tagelohn eines gewöhnlichen Arbeiters beläuft sich auf 8 sh. 4 d., 
das eines Schmiedes auf 20 sh. Für Hulkmiethe ist nach Uobercinkunft bis zu 
3 LstrI. 15 sh. pro Tag zu zahlen. Gröfserc Reparaturen, wie z. B. solche au 
Schiffsbödeu, können nicht ausgeführt werden, weil dazu hier nicht die erfor 
derlichen Hülfsmittel vorhanden sind. Masten und Takelung sind meistens nicht 
zu beschaffen, es sei denn, dafs solches von einem hier kondcmuirteu Schiffe 
vorhanden sei. 
Wenngleich nun auch alle Materialien, die ein hier in Havarie binnen 
gelaufenes Schiff zu seiner neuen Ausrüstung bedarf, sehr schwer zu erlangen 
sind, so macht sich doch der Mangel an Arbeitskraft am meisten fühlbar. 
Das nöthige Geld erhält der Kapitän am besten aut einen Wechsel, und 
die hiesigen Kaufleute berechnen sich für den gemachten Verschuf« 7‘/s pCt. 
Kommission, wenn der Wechsel in London, 10 pCt., wenn derselbe auf dem 
Kontinent zahlbar ist. 
Die Bodmcrci-Prämic beträgt durchschnittlich 35 pCt.
	        
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