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Die Rhede von Laguna de los Padres (Puerto Mar del Plato).
Buenos-Ayres.
(Mittheilung von der Deutschen Seewarte.)
Bericht des Kapt. E. Kraeft von der deutschen Bark „Karl“.
Der höchst gefährliche Woll-Ladeplatz Laguna de los Padres liegt iu der
Provinz Buenos-Ayres eben nördlich von Kap Corrientes, in etwa 38° 7' S-Br
und 57° 30' W-Lg.
Ist man nach hier bestimmt und kommt von Norden mit dem fast immer
wehenden SE-Winde, so thut mau am besten, 8 bis 10 Sm nördlich von
Pta. Piedras Land zu machen. Man nähere sich demselben bis auf 3 Sm und
segele in 15 bis 18 m (8 bis 10 Fad.) Wassertiefe längs der Küste nach Süden,
bis man die auf einem ungefähr 90 Fufs hohen Berge gelegene Kirche von
Laguna de los Padres iu Sicht bekommt. Etwas später wird man auch bei
klarer Luft Kap Corrientes und Pta. Piedras deutlich unterscheiden können.
Auf letzteres kann man jetzt unbesorgt lossteuern, bis man die vorhin erwähnte
Kirche — die einzige in der ganzen Gegend — in WzS mw hat; dann halte
man direkt auf die Kirche ab und bringe Kap Corrientes SSO hin. In dieser
Peilung und Pta. Piedras Süd bis S'/jW findet man in 11 m (6 Fad.) Wasser
tiefe den besten Ankerplatz für gröfsere Schilfe in der ganzen Bucht. Kleine
Küstenschouer liegen otwas weiter hinein, doch darf mau sich nicht nach diesen
richten. Sic pflegen bei aufspringendem Winde die Bucht zu verlassen und so
lauge See zu halten, bis die Gefahr uberstanden ist. Lotsen existiren nicht.
Es ist sehr zu empfehlen, auf die gleich bis auf 45 Fad. ausgesteckte
Aukerkette ein starkes Gras- oder Manilakabel zu laschen, dieses durch ein
gutes Gien nach den Heckklüseu oder dom Besahnmast steif zu setzen und die
Ankerkette lose um das Spill liegen zu lassen. Bei dem fortwährenden Rollen
und Stampfen des Schilfes ist dies sogar unbedingt nothwendig, um das Ab-
stofsen der Kette oder die starken Erschütterungen im Schilf zu vermeiden.
Die Anker haltou in dem Thongrund immer, doch hat man sic mindestens alle
acht Tage zu lichten, wenn man nicht Gefahr laufen will, dafs sie vollständig
einsanden, und man sie hernach schlippen mufs, wie es während meines Aufent
halts einer holländischen Bark erging. Mit dem zweiten und dritten Anker
warte man nicht zu lange und reffe zugleich die Mars- und Untersegel dicht,
um beim etwaigen Brechen der Kotten möglicherweise noch dio offene Sec ge
winnen zu können. Zahllose Wracks am Strande zeigen nur zu deutlich an,
dafs dieser Ankerplatz alle mögliche Vorsicht des Seemannes verlangt.
Der Ankergruud iu der lim- (6 Fad.-) Linie ist vorzüglich, innerhalb
9 m (5 Fad.) bricht die See bei stürmischem Wetter und noch tagelang nachher
zu stark, und ist es keinem gröfsereu Schiffe zu rathen, in weniger als 5 bis
6 Fad. zu gehen. Im Allgemeinen wird die Bucht von Sandstraud eingeschlossen,
mit Ausnahme der Umgebungen von Kap Corrientes, von Pta. Piedras und von
dem Berge, auf welchem die Kirche steht. Hier besteht die Küste aus Felsen,
gegen welche bei jedem Wetter der Ocean furchtbar brandet. Die Strömung
habe ich gröfstontheils mit '/-j bis 1 Knoten Fahrt nach Nord setzend gefunden.
Die Mifsweisung ist etwa 13,4° Ost.
Das Landen in Schiffsbooten ist sehr gefährlich, und ist mir dies bei
meinem vierwöcheutlichen Aufenthalt nur einmal gelungen. Am besten thut
man, vorher zu signalisiren -— die Signalstation liegt am Fufse des Kirchen
berges — und dann, jedoch nur bei Hochwasser, bis vor die Brandung zu
rudern, worauf man mittelst eines plattbodeuen Bootes ans Land gebracht wird.
Die Ladung wird ebenfalls in plattbodeneu Fahrzeugen durch die Brandung
geschafft, dann in Kutter übergeladen, welche sie ans Schiff bringen. Ein
solcher Kutter ladet 10 bis 15 Ballen. Stauer sind zu haben für 3’/2 Doll, per
Ballen. Zollbeamte kommen nicht an Bord; das Klariren bietet überhaupt
keine Schwierigkeiten. Proviant ist am Lande zu haben, jedoch nur zu enorm
hohen Preisen. Frisches Wasser ist schwer zu bekommen. Hammelfleisch
ist äufserst billig. Die Postverbindung in Laguna ist noch sehr mangelhaft,
durchschnittlich trifft dieselbe alle 10 bis 12 Tage per Kutsche von Buenos
Ayres ein.