565
10. Reise des Hamburger Vollschiffes „(1. II. Wappäus“, Kapt. E. ßoysen.
Aui 20. April 1881 verliefs bei frischem NE-Winde das von Hamburg
nach Port Adelaide bestimmte Vollschill „ Wappäm“ die Mündung des Kanals.
Von hier aus südwärts segelnd wurde dasselbe ununterbrochen von östlichem
Winde begünstigt. Ohne dafs irgend ein Anzeichen den Uebergang kenntlich
machte, entstand ans diesem NE-Winde der Passat. Das Maximum des Luft
drucks wurde unweit 37° N-Br mit 777,0 mm beobachtet. Auch der Passat
selbst trat frisch und beständig auf, und nur als man sich leewärts in geringer
Entfernung von der Kap Frrae-Gruppe befand, beobachtete man für wenige
Stunden einen leichten, unbeständigen Wind. In gleich günstiger Weise vollzog
sich der Uebergang des NE- in das Gebiet des SE-Passats. Unweit 5° N-Br in
28,2° W-Lg trat am 9. Mai für eine Wache der mäfsige Wind in unbeständiger
Weise auf, bis der in einer Böe aus SE sich einstellende SE-Passat diesem
Zustande ein Ende machte. Dieser rasch auffrischende Wind führte das Schiff
am 11. Mai in 29,3° W-Lg über den Aequator. Es hatte die zwischen Kanal
uud Linie liegende Strecke in 21 Tagen zurückgelcgt, ohne dafs anderer als
Ostwind angetrolfen worden war. Auf derselben hatte man 40° N-Br in
14,5° W-Lg am 24. April, 30° N-Br in 20,6° W-Lg atu 28. April, 20° N-Br iu
24,3° W-Lg am 2. Mai und 10® N-Br in 27,4° W-Lg am 7. Mai geschnitten.
Weniger günstig als der in nördlicher Breite wehende, war der im Süd-
atlantischen Ocean gefundene Passat. Es trat dort der letztere zwar auch au-
fänglich kräftig und beständig auf, als man aber am 13. Mai nach 6,5° S-Br
in 30° W-Lg gekommen war, flaute der Wind plötzlich ab, und "wurde nach
dieser Zeit ein kräftiger Passat nicht mehr angetroffen. Zwischen 13° und
14° S-Br herrschte ganz leiser südöstlicher Zug. Nachdem derselbe am 19. Mai
in Windstille übergegangen war, kam bald nachher eine leichte nördliche Briese
durch. Die zwischen 17,5° uud 23° S-Br liegende Strecke wurde noch wieder
bei östlichem Winde durchsegelt, während südlich von der letzteren Breite für
längere Zeit der frische beständige Westwind beobachtet wurde. Am 8. Juni
überschritt „Wappuus“ hei nördlichem Winde in 34,8° S-Br den Meridian von
Greenwich. Es waren dann 28 Tage verflossen, seit der Aequator verlassen
worden war, und hatte man während dieser Zeit 10° S-Br in 30° W-Lg am
15. Mai, 20° S-Br in 29,5® W-Lg am 26. Mai und 30° S-Br in 23,5® W-Lg am
30. Mai geschnitten.
Beim Zuriicklcgen der erforderlichen Länge hielt das Schiff sich bis nach
20° O-Lg hin, nördlich von 40° S-Br. Die dort angetroffenen Winde wehten
jedoch meistens ans nordöstlicher Richtung und waren einem raschen Fortgange
wenig günstig. Nach dem 18. Juni, von 41° S-ßr in 24° O-Lg ab, traten
günstigere Verhältnisse auf. Westwinde nahmen die Stelle der Ostwinde ein,
und liefs sieh daun ein rascherer Fortgang erzielen. Mau traf nun zwar häufig
stürmische Winde, doch war in keinem Falle die Stärke derselben derart, dafs
es erforderlich war beizudrehen. Ohne dafs sich Plervorzuhebendes ereignete,
konnte der letzte Theil der Reise zurückgelegt werden, und am 22. Juni wurde
in der Näho des ßestimmuugsplatzes geankert. Die Dauer der ganzen Reise
betrug 93 Tage. Von diesen waren 44 in östlicher Länge zugebracht und dort
20® O-Lg in 40° S-Br am 17. Juni, 50° O-Lg in 40,8® S-Br am 28. Juni,
80° O-Lg iu 40,1° S-Br am 5. Juli und die Länge des Kap Leeutcin in 40® S-Br
am 13. Juli geschnitten worden.
Am 7. August verliefs „ Wappävs* den Hafen von Adelaide wieder, um
nach Melbourne, welcher Platz in fünftägiger Reise erreicht wurde, zu versegeln.
Nachdem dann später auch noch Sidney angelaufen worden war, wurde am
28. September die Reise nach Apia fortgesetzt. Bei Winden von mäfsiger
Stärke, die ihrer Richtung nach sehr veränderlich, vorherrschend jedoch aus
nordöstlicher oder südöstlicher Richtung kamen, wurde nach Osten und Nordeu
gesegelt. Am 9. Oktober, als mau sich unweit 30° S-Br in 172,5® O-Lg befand,
lief der seit einigen Tagen wehende Westwind um nach Süd und SSE und
wurde zum Passat. Bei diesem frischen Winde wurde fast der ganze letzte
Theil der Reise zurückgelegt, denn der Wind wurde erst flau uud unbeständig,
als man am 18. Oktober in Sicht der Snmoa-Inseln gelangt war. Am 20. Ok
tober, nach 22tägiger Reise, ankerte „ Wappäus“ auf der Rhode von Apia. Auf