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Sicht, nachdem schon während des Vormittags das Land bei Ras Mabber, aller
dings undeutlich, auf ca 24 Sm gesehen worden war. Das Wetter war schön
und klar, wie überhaupt während des ganzen letzten Theils der Reise. Das
Insichtkommen des Landes auf so weite Entfernung ist umsomehr von Interesse,
als von andern Seiten vielfach erwähnt wird, dafs die afrikanische Küste schlecht
zu sichten sein soll. Auch die Stromverhältnisse wurden von uns von der
Stromkarte abweichend angetroffen. Statt des zu erwartenden starken Stromes
wurde entweder gar keiner, oder doch nur schwacher nordöstlicher Strom ge
funden. Nur bei dem Passiren von Ras al Hcfun wurde ein Strom von
2,5 Sm p. h. nach NNE beobachtet. Es schoiut, als wenn der Monsun noch
nicht lange genug geweht hatte, um den gewöhnlichen starken Strom zu erzeugen.
Am 20. Mai 9 h 30 ra a. in. wurde bei schönem klarem Wetter Kap Guardafui
auf 4 Sm Entfernung passirt, am 22. Mai l h 30'“ p. m. im inneren Hafen von
Aden geankert und am folgenden Tage 4 h p. m. wieder in See gegangen.
Im Anfang der Reise traten leichte Winde zwischen SW und NW auf,
doch wurde bereits boim Ansteuern von Perim, welches am 24. Mui 5 h 30'" a. m.
passirt wurde, ein starker Gegenstrom von 2—2,5 Sm p. h. bemerkt. Von Perim
hatten wir zunächst leichte Winde aus NW und NNW, welche indefs schon
unmittelbar nach dom Passiren von Jebel-Teir bis Stärke 5—6 auffrischten und
eino ungemein kurze und hohe See mitbrachten. Dieser Wind hielt an, flaute
während der Nacht kaum merklich ab. Ich wählte daher die westliche Seite
des Rothen Meeres, weil ich dort weniger See und Gegenstrom zu finden hoffte.
Letztgenannte Annahme war jedoch nicht zutreffend, doch war tliatsächlich der
Seegang etwas geringer, und flaute auch der Wind, wenigstens auf kurze Zeit,
mitunter bis zur Stärke 3—4 ab. Reim Ansteuern der ./«W-Strafso nahm der
Wind indessen schon wieder zu, zeitweise bis zur Stärke 8 an wachsend, und
blieb auch während der Fahrt im Golf von Suez sehr frisch, so dafs das
Kanonenboot zeitweise kaum 3 Sm vorwärts kam, während dasselbe von den
Kauffahrteidampfern mit einem Fahrtüberschuss von 5—6 Sm passirt wurde.
Es sind daher während der Fahrt durch das Rothe Meer, was Wind und be
sonders den Strom anlaugt, von dem „Habicht“ sehr ungünstige Verhältnisse für
die Passage nach Nord augetroffen worden.
Im Speciellen ist noch Folgendes zu erwähnen:
1. Die in der Karte Tit. IX, 180 (Br. Adin.-Karte No. 8e) 2,5 Sm
SWzW von Suyul Panisch angegebene einzelne Insel, welche der Zeichnung
nach für eine höhere sich gut markirende lnsol gehalten werden mufs, existirt
als solche nicht, vielmehr liegen an dieser Stelle zwei ganz niedrige Felsen, von
welchen der gröfsere westliche etwa 1,8 m über Wasser hat, während der
kleinere östlich davon liegende Block nur gerade aus dem Wasser herausragt. Es
ist daher bei Dunkelheit gefährlich, diese Inselgruppe westlich zu passiren.
2. Am 29. Mai wurden, als das Fahrzeug sich nördlich von den Elba-
Riffen mit Kurs auf St. Johns-Inseln befand, plötzlich zahlreiche grüne Stellen
gesehen, welcho ganz täuschend das Aussehen von Korallenriffen hatten. Bei
näherer Untersuchung stellte sich heraus, dafs diese Erscheinung von feinem
Staube horrübrto, welcher auf dor Wasserfläche lagerte.
Schlicfslich kann ich nicht unterlassen, zu erwähnen, dafs der „Red Sea
Pilot“ mir wenig schätzbares Material für die Navigirung zu enthalten scheint.
Derselbe giebt beispielsweise zwar überall die Distanzen von Insel zu Insel etc. an,
welche sich ebenso leicht auf der Karte abmesson lassen, enthält aber fast gar
keiue Angaben über die Landformationeu, welche bei dem Mangel an Ver
tonungen sehr wcrthvoll wären, da man sich beim Iusichtkommcu von Land
nach der Karte nur selten einigermafscu orientireu kann. Auch • scheinen,
wenigstens auf der Westseite, die in der Karte besonders bezeichneten Berge
nicht sehr sorgfältig festgelegt zu sein.
Am 2. Juni 12 h 45 m p. m. ankerte S. M. Kbt. „Habicht“ auf Swes-Rhede.“
Ankerplatz in Port Said. Um in Port Said einen guten Ankerplatz zu
erhalten, empfiehlt es sich, von Suez aus au den deutschen Konsul in Port Said
zu telegraphirou, welcher alsdann die nöthigen Schritte bei der Kanal-Gesellschaft
thuu wird. Der beste Ankerplatz befindet sich bei dem grofsem Leuchtthurme,
woselbst die Seebriese den weiter innen im Hafen befindlichen Kohlenstaub
fern hält.