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Aus den Reiseberichten S. M. Aviso „Habicht“, Korv.-Kapt. Kuhn.’)
1. Bericht über (len Aufenthalt zu Auekland von Dezember 1881 bis Februar 1882
und Reise von Auekland nach Sydney und Adelaide im Februar und März 1882.
„Während der letzten Dezemberwoche waren südliche und südwestliche
Winde von mäfsiger Stärke vorherrschend, welche um die Mittagszeit häufig
bis zu Stärke 5 mit Böen auffrischten und dann bis zum Abend wieder abfiauten.
Nachts war es gewöhnlich still. In den letzten Tagen waren nordöstliche uDd
nordwestliche Winde nicht selten, welche Regen brachten; überhaupt soll
es während des Dezember in Auekland ungewöhnlich viel geregnet haben.
Auch ira Januar und Februar waren die südlichen und südwestlichen Winde
mit meist schönem Wetter vorherrschend, und regnerisches Wetter mit nördlichen
Winden selten. Eigentlich schlechtes Wetter gab es während unseres Aufent
halts in Auekland nicht. Der höchste Barometerstand betrug 772,6 mm bei
südöstlichem und der niedrigste 741,0 mm bei südwestlichem Winde, ohne dafs
im letzteren Falle schlechtes Wetter eintrat. Ueberhaupt fiel das Barometer
häufiger sehr plötzlich und sehr beträchtlich, ohne soDstigo Störungen in der
Witterung im Gefolge zu haben. Im Durchschnitt hielt sich der Barometerstand
zwischen 770 und 763 mm.
Die Lufttemperatur betrug im Maximum 23,6° C. bei nordöstlichem und
13,0° bei südlichem Winde. Das Tagesmaximum betrug im Mittel 20°, das
Minimum 15®. Die täglichen Differenzen waren im Allgemeinen im Januar
geringer, als im Februar.
In der Zeit vom 12. bis 16. Januar hielt sieh S. M. Kbt. „Habicht“ in der
Bucht von Waiwera (Wangaproa-Bai) auf. Die Warm me Bucht bietet für alle
Winde mit Ausnahme derjenigen zwischen NE und ESE einen gut geschützten
Ankerplatz. S. M. Aviso „ Habicht* lag auf 12 bis 14 m Wasser mit einem Anker
auf gutem Ankergrund. Waiwera ist ein kleiner aber ziemlich besuchter Badeort
mit heifsen Quellen. Bei der Abreise nach Sydney am 26. Februar hatten wir zu
nächst mäfsigen nordöstlichen Wind bei schönem Wetter. Gleich aufserlmlb des
Rangiioto Kanals wurde indessen schon eine ungemein hohe nordöstliche Dünung
augetroffen, welche auf weiter seewärts stehenden frischen nordöstlichen Wind
schliefsen liefs. Um 7 h p. m. wurde östlich von den Poor Knights-In. passirt. Zu
dieser Zeit war das Wetter indessen schon ziemlich unsichtig geworden und wurde
während der Nacht und am folgenden Tage bei bis zur Stärke 7 auffrischendem
NE-Winde so dick und regnerisch, dafs ich es für gerathen hielt, in sicherer
Entfernung nördlich um die Three Kinys-ln. herumzusteuern, da auch keine Obser
vation zu erhalten war.
Am 28. Februar Mittags drehte der Wind nach NW und flaute ganz ab. Bis
zum 3. März trat frischer südwestlicher Wind ein, welcher nur zeitweise das Führen
der Schratsegel gestattete, drehte dann, wieder flau und still werdend, über Nord
auf NW und stand endlich am 5. März frisch, mit Stärke 5 bis 7 aus SSE.
Am 6. März bei Tagesanbruch sollte S. M. Aviso „Habicht“ nach dem Besteck
30 Srn von Sydney abstehen. Die um 8 h a. m. observirte Länge ergab eine
östliche Versetzung von ca 35 Sm. Gegen Mittag des 6. März kam ein einzelner
weifser Leuehtthurm in Sieht, welcher für deD von Outer South Head bei Port
Jackson gehalten wurde. Bei weiterer Annäherung wurde indessen schon die
Landformation der von Port Jackson nicht entsprechend gefunden, und die
Mittagsbreite ergab, dafs wir uns nicht vor Sydney sondern vor Zfrofon-Bucht
befanden. Es wurde darauf gegen frischen südlichen Wind und hohe See süd
lich gesteuert und um b~ p. m. im Hafen von Sydney an einer für die englischen
Kriegsschiffe bestimmten Tonne in Farm Cove festgemacht. Demnach ist seit
dem Mittag des 5. März bis zum Mittag des 6. März an Stelle des südlichem
Stromes eine Versetzung von 38 Sra N 68° W beobachtet worden, eine Beob
achtung, welche mit denen des englischen Vermessungsschiffes „Renard“ und
der englischen Korvette „ Emerald*, die ebenfalls nach starkem südlichen
Winde beim Ansteuern von Sydney beträchtlich nördlich versetzt waren, (der
„Emerald“ 10 Sm) übereinstimmt. Hiernach ist die jedenfalls interessante
() Vgl. „Ann. d. Hydr.* 1881, pag. 280, 455; 1882 pag. 146, 227.